Impfstoff von Astrazeneca: Alle Infos zum Corona-Vakzin „Vaxzevria“ - Wie genau wirkt der Vektorenimpfstoff?
Der Impfstoff von Astrazeneca soll eine Wirksamkeit von 76 Prozent aufweisen. Er steht seit seiner Zulassung ständig in der Kritik. Wie wirkt er? Alles rund um den Impfstoff.
Cambridge - Der Impfstoff vom Arzneimittelhersteller „AstraZeneca“ kam Ende Januar 2021 als erster Vektor-Impfstoff gegen das Coronavirus auf den Markt. Anfangs hieß der Impfstoff AZD1222. Der Impfstoff hatte im Rahmen der Zulassung vorläufig den Namen „COVID-19 Vaccine AstraZeneca“ erhalten - kurz „AstraZeneca“. Seit Ende März 2021 lautet der Handelsname des Impfstoffs in der EU „Vaxzevria“. Seit dem 6. Mai können sich alle Erwachsenen unabhängig von ihrer Priorisierung mit diesem Impfstoff in Deutschland impfen lassen.
Astrazeneca: Wer steckt hinter dem Corona-Schutzimpfstoff?
„AstraZeneca“ ging im Jahr 1999 aus dem schwedischen Pharmakonzern Astra AB und dem britischen Zeneca PLC hervor. Der Hauptsitz befindet sich in Cambridge, die Produktion – auch die des Corona-Impfstoffes – im schwedischen Södertälje. Mit einem Umsatz von 26,6 Milliarden US-Dollar war Astrazeneca im Jahr 2020 einer der größten Arzneimittelhersteller weltweit.
Das Unternehmen entwickelt, produziert und vertreibt Arzneimittel schwerpunktmäßig in den drei Therapiebereichen Onkologie, Herz-Kreislauf-, Nieren- und Stoffwechselerkrankungen sowie Atemwegserkrankungen. Mit Beginn der Corona-Pandemie im Frühjahr 2020 spendete das Unternehmen neun Millionen Gesichtsmasken an internationale Gesundheitsorganisationen und errichtete Labors für die Aufstockung der Testkapazitäten.
Impfstoff von Astrazeneca: Wie genau wirkt der Vektorenimpfstoff?
Der Wirkstoff basiert auf modifizierten Adenoviren, die bei Schimpansen Erkältungen auslösen, für den Menschen aber harmlos sind. Diesen Erkältungsviren wurden ein genetisches Material zur Bildung des Spike-Proteins hinzugefügt, mit dem das Coronavirus an menschliche Zellen andockt. Das Immunsystem wird angeregt, Abwehrstoffe, sowohl Antikörper als auch T-Zellen, gegen das S-Protein zu bilden. So wird der Körper auf eine mögliche Infektion mit SARS-CoV-2 vorbereitet. Wenn die geimpfte Person später in Kontakt mit dem Virus kommt, wird dieses schnell durch das Immunsystem erkannt und kann gezielt bekämpft werden.
Der Hersteller Astrazeneca gibt momentan eine Wirksamkeit für das Vakzin von 76 Prozent an. Das bedeutet nicht, dass nur sieben von zehn Geimpften geschützt sind, sondern ein um 76 Prozent geringeres Risiko, an COVID-19 zu erkranken. Die Europäische Arzneimittelagentur (EMA) bewertet die Wirksamkeit mit nur 60 Prozent. Der Wert liegt zwar unter der Wirksamkeit der Impfstoffe von Biontech und Moderna. Doch viele Grippe-Impfstoffe haben bei Älteren eine Wirksamkeit von gerade einmal 50 Prozent und retten trotzdem jährlich Hunderttausende.
Seltene Nebenwirkungen des Impfstoffs von Astrazeneca sorgten für viel Kritik
Der Impfstoff von Astrazeneca stand in den letzten Monaten unter viel Kritik. Mitte März 2021 gab es erste Berichte über einen möglichen Zusammenhang zwischen der Impfung mit Astrazeneca und zeitnah auftretenden Sinusvenenthrombosen. Mehrere Länder wie etwa Dänemark, Italien, Norwegen, Österreich, Island, Estland, Lettland und Litauen sowie Luxemburg und Deutschland, setzen die Verabreichung des Impfstoffs vorübergehend aus. Dänemark hat Impfungen mit Astrazeneca sogar dauerhaft eingestellt.
Bis zum 15. April wurden dem Paul-Ehrlich-Institut 59 Fälle einer Sinusvenenthrombose nach Impfung mit dem Astrazeneca-Impfstoff „Vaxzevria“ gemeldet. Zwölf Betroffene starben. Die EMA berichtet für die EU von insgesamt 142 Fällen. Das Paul-Ehrlich-Institut rief dazu auf, genau auf die Nebenwirkungen zu achten: Wenn sich Personen „mehr als vier Tage nach der Impfung zunehmend unwohl fühlen – zum Beispiel mit starken und anhaltenden Kopfschmerzen oder punktförmigen Hautblutungen“ –sollen sie sich unverzüglich in ärztliche Behandlung begeben.
Stiko ändert ihre Empfehlung für die Impfung - EMA bewertet Nutzen höher als Risiken
Im Vergleich zu anderen Corona-Impfstoffen haben mehrere Geimpfte von teils deutlichen Impfreaktionen berichtet. Häufig kommen Fieber, Kopfschmerzen, Schüttelfrost, Ermüdung und grippeähnliche Symptome vor. Laut RKI und Paul-Ehrlich-Institut sind das übliche Impfnebenwirkungen, die auch bei anderen Impfstoffen auftreten können. Diese Nebenwirkungen treten vor allem nach der ersten Impfung mit dem Wirkstoff auf. Bei dem Vakzin von Biontech zeigen sich die Nebenwirkungen dagegen oft erst nach der zweiten Dosis.
Wegen der seltenen Fälle von Thrombosen in Hirnvenen im zeitlichen Zusammenhang mit der Impfung bei Jüngeren, änderte die Stiko ihre Empfehlung für die Impfung mit dem Vakzin am 30. März. Es sollen nun nur noch Menschen ab 60 Jahren mit „Vaxzevria“ geimpft werden. Dieser Empfehlung sind die Bundesländer gefolgt. Die EMA hat die Verwendung des Impfstoffs von Astrazeneca hingegen uneingeschränkt für alle Altersgruppen ab 16 empfohlen. Der Nutzen sei höher zu bewerten als die Risiken. Blutgerinnsel sollten aber als seltene Nebenwirkungen gelistet werden.
Vorteile des Astrazeneca-Impfstoffs: Geringere Kosten und leichtere Lagerung
Gegenüber den Impfstoffen von Biontech und Moderna bietet der Impfstoff von Astrazeneca in der Anwendung einige Vorteile. Das Vakzin sei bei normaler Kühlschranktemperatur für mindestens sechs Monate haltbar. Dies erleichtert den Transport und die Lagerung enorm.
In Ländern, in denen die dauerhafte Kühlung von Impfstoffen zum Problem werden kann, kann der Impfstoff dennoch großflächig eingesetzt werden. Zum Vergleich: Biontech benötigt für seinen Impfstoff extrem niedrige Lagertemperaturen: minus 70 Grad. Ist das Mittel aufgetaut, bleibt es noch fünf Tage lang bei Kühlschranktemperatur einsatzfähig.
Außerdem ist das Mittel wesentlich günstiger als die mRNA-Impfstoffe. Eine Dosis des Vektorpräparats soll ca. 2 Euro kosten, während die mRNA-Impfstoffe pro Spritze mit ca. 12-15 Euro aufgerufen werden. Dies könnte ein weiterer Grund dafür sein, dass der Impfstoff von Astrazeneca in ärmeren Ländern eher eingesetzt werden könnte, als die mRNA-Impfstoffe. (tkip)