Aufatmen in Australien: Tagelang vermisste hochradioaktive Mini-Kapsel gefunden

In Australien suchten Behörden tagelang fieberhaft nach einer radioaktiven Kapsel. Jetzt wurde die mit hochgefährlichem Stoff gefüllte Hülse entdeckt.
Update vom 1. Februar, 08.23 Uhr: Aufatmen in Australien: Die seit mehreren Tagen vermisste radioaktive Kapsel ist gefunden worden. Das meldete die Regionalregierung des Bundesstaats Western Australia. Die Hülse ist am Mittwoch wieder aufgetaucht.
„Es ist wirklich eine Nadel im Heuhaufen, die gefunden wurde, und ich glaube, Westaustralier können heute Nacht besser schlafen“, sagte der regionale Katastrophenschutzminister Stephen Dawson.
Die acht mal sechs Millimeter große Kapsel war zwischen dem 12. und 16. Januar beim Transport von einer Eisenerzmine nahe der Bergbaustadt Newman nach Perth auf einer 1.400 Kilometer langen Strecke vom Lastwagen eines Subunternehmens des Bergbauriesen Rio Tinto gefallen. Erst Tage später wurde ihr Verlust beim Ausladen bemerkt.
Die Gesundheitsbehörden hatten die Bevölkerung gewarnt, die nicht einmal 1-Cent-Euromünze große Kapsel enthalte so viel hochradioaktives Cäsium-137, dass ein Aufenthalt im Radius von einem Meter einen Effekt auf den menschlichen Körper habe wie „zehn Röntgenbehandlungen pro Stunde“ und akute Strahlenkrankheit auslösen könnte.
Australien: Suche nach mit Cäsium 137 gefüllter Kapsel - „Wir nehmen diesen Vorfall sehr ernst“
Update vom 30. Januar, 16.55 Uhr: Die Suche nach der radioaktiven Kapsel in Australien geht weiter. Die silberne Kapsel ist winzig, aber mit hochradioaktivem Cäsium 137 gefüllt. Beim Transport ging das gefährliche Material auf einer Route von 1400 Kilometern verloren. Feuerwehr und Rettungsteams durchkämmten Straßen und Gebiete mit tragbaren Metall- und Strahlendetektoren. Die radioaktive Kapsel war offenbar beim Transport von einem Lastwagen gefallen und der Verlust erst später nach dem Entladen bemerkt worden. Behörden warnen davor, die Kapsel anzufassen.
„Die Exposition gegenüber dieser Substanz kann zu Strahlenverbrennungen oder schweren Erkrankungen führen – wenn Menschen die Kapsel oder etwas Ähnliches sehen, halten Sie sich davon fern und halten Sie auch andere davon fern“, sagte der Gesundheitsbeauftragte der Region Western Australia, Dr. Andrew Robertson.
Der britisch-australische Bergbauriese Rio Tinto, der für den Verlustder Kapsel verantwortlich ist, äußerte sich inzwischen. „Wir nehmen diesen Vorfall sehr ernst“, zitierte der australische Sender ABC am Montag Simon Trott, den Leiter der Eisenerzabteilung von Rio Tinto. Der Konzern betreibt die Gudai-Darri-Mine, von wo aus die Kapsel transportiert wurde. „Wir erkennen an, dass dies eindeutig sehr besorgniserregend ist, und entschuldigen uns für den Alarm, den es bei den Menschen in Westaustralien ausgelöst hat.“
Rio Tinto habe einen Drittanbieter mit entsprechendem Fachwissen und Zertifizierung beauftragt, die gefährliche Kapsel sicher zu verpacken, um sie für den Transport vorzubereiten. Das Unternehmen habe auch eine eigene Untersuchung eingeleitet, um herauszufinden, wie sie verschwinden konnte.

„Ordentliche Menge Strahlung“: Australien sucht fieberhaft nach radioaktiver Kapsel – Warnung an Bevölkerung
Erstmeldung vom 29. Januar 2023:
Perth – Die Kapsel ist silbern und nur sechs mal acht Millimeter groß und radioaktiv! Die winzige Kapsel ging irgendwann zwischen dem 10. und 16. Januar in Westaustralien auf dem Weg zwischen einer Mine nördlich von der Bergbaustadt Newman und dem Nordosten von Perth verloren – irgendwo auf einer Strecke von 1.400 Kilometern.
Der Verlust der radioaktiven Kapsel löste eine dringende Gefahrstoffwarnung in der Region aus. Wie lokale Medien berichten, durchkämmen Strahlenteams mit speziellen Strahlenmessgeräten die Gegend um den Highway.
Obwohl die Kapsel so klein ist, kann sie erhebliche gesundheitliche Probleme verursachen: Wer etwas entdeckt, soll mindestens fünf Meter Abstand halten, warnen die Behörden.
Warnung: Strahlung so hoch wie zehn Röntgenbestrahlungen in einer Stunde
Die Kapsel sende „eine ordentliche Menge Strahlung“ aus, betonte der Gesundheitsbeauftragte der Region, Andrew Robertson. Im Umkreis von einem Meter sei diese in etwa so hoch wie zehn Röntgenbestrahlungen innerhalb einer Stunde – oder die Menge an natürlicher Strahlung, der ein Mensch über ein ganzes Jahr ausgesetzt sei. „Sie emittiert sowohl Beta- als auch Gammastrahlen. Wenn Sie ihr nahe kommen, können Sie Hautschäden einschließlich Hautverbrennungen erleiden“, sagte Robertson.
Auf Twitter veröffentlichte er ein Foto, auf dem zu sehen ist, dass eine solche radioaktive Kapsel deutlich kleiner als eine Zehn-Cent-Münze ist.
Australien sucht radioaktive 8-Millimeter-Kapsel
Das Risiko für die Allgemeinheit wäre relativ gering, schreiben die australischen Behörden. Es sei jedoch wichtig, sich der Risiken bewusst zu sein und zu wissen, was zu tun ist, wenn jemand die Kapsel sieht. Die Anweisung und Gesundheitswarnung der Behörden sind eindeutig:
- Bleiben Sie mindestens 5 Meter davon entfernt.
- Berühren Sie die Kapsel nicht.
- Legen Sie es nicht in eine Tasche.
- Legen Sie es nicht in Ihr Auto.
- Melden Sie den Fund sofort.
Wer das Material berührt hat, soll sich sofort ärztlichen Rat bei einem örtlichen Gesundheitsdienst oder bei der Notaufnahme in einem Krankenhaus suchen.
Australien: Radioaktive Kapsel angeblich vom Laster gefallen
Autofahrer, die seit dem 10. Januar auf dem Highway zwischen Newmann und Perth unterwegs waren, sollen ihre Reifen prüfen, ob sich die Kapsel vielleicht darin festgesetzt hat, berichtet der Nachrichtensender ABC.
Es wird vermutet, dass die radioaktive Kapsel von einem Lastwagen gefallen ist. Wahrscheinlich könnte sie durch ein Bolzenloch gefallen sein, als ein Container während der Fahrt wohl aufgrund von Vibrationen zusammengebrochen sei. Das Paket mit der Kapsel sei nach Angaben der Behörden am 10. Januar verpackt worden. Am 12. Januar habe das besagte Paket den Standort Newmann verlassen und sei am 16. Januar in Perth eingetroffen. Dort sei es in einem Tresor eines Dienstleisters gelagert worden. Das Fehlen der Kapsel wurde demnach erst am 25. Januar bemerkt, als ein Messgerät zur Inspektion ausgepackt worden sei – zudem auch die radioaktive Kapsel gehörte. Beim Öffnen der Verpackung sei festgestellt worden, dass eine der vier Befestigungsschrauben fehlte, die Kapsel und alle Schrauben an dem Messgerät. Warum die Kapsel nicht besser gesichert war, ist zunächst unklar.
Radioaktive Kapseln werden in Messgeräten im Bergbau verwendet. In der Region von Newman, wo der Transport begann, wird vor allem Eisenerz abgebaut.
In Deutschland ist die Sorge vor radioaktiver Strahlung seit dem Ukraine-Krieg gestiegen. Der Atomunfall von Tschernobyl ist mehr als drei Jahrzehnte her, doch radioaktive Spuren sind hierzulande immer noch zu finden. Besonders Pilze sind in Deutschland und auch in Österreich je nach Sorte und Standort radioaktiv belastet. (dpa/ml)