Bagdad: Die Hauptstadt des Iraks

Bagdad hat eine konfliktbehaftete Geschichte. Zur Verbesserung der Sicherheit, wurde eine „Green Zone“ eingerichtet.
Bagdad ist das politische, wirtschaftliche und kulturelle Zentrum des Landes. Die Hauptstadt ist Sitz der irakischen Regierung und beherbergt diplomatische Vertretungen und staatliche Behörden. In ihr leben 7,7 Millionen Menschen. Der Großteil der Bevölkerung sind Moslems. Sie teilen sich je nach Glaubensrichtung in Schiiten und Sunniten auf. Wegen der konfliktbehafteten Geschichte wurde in Bagdad eine überwachte „Green Zone“ eingerichtet. Demgegenüber steht die „Red Zone“. Trotz einer Verbesserung der Sicherheitslage besteht weiterhin die Gefahr schwerer Anschläge. Diese können in der „Red-Zone“ wie in der „Green Zone“ passieren.
Geographische Daten
Bagdad ist auf dem 30. Breiten- und dem 87. Längengrad der Erde zu finden. Die Stadt liegt zirka 34 Meter über dem Meeresspiegel in der Mitte des Landes Irak. Die Metropolregion erstreckt sich auf einer Fläche von 204 Quadratkilometer. In der Stadt leben rund 7,7 Millionen Einwohner. Der Fluss Tigris, der bis Badgad schiffbar ist, teilt die Hauptstadt in zwei Hälften: In den östlichen Teil Risafa und den westlichen Teil Karch.
Das Klima ist subtropisch. In den Sommermonaten kann die Temperatur über 50 Grad Celsius erreichen. Damit ist Bagdad eine der heißesten Städte der Welt. Die Luftfeuchtigkeit ist dementsprechend gering. Sie liegt in der Regel unter zehn Prozent. Staubstürme aus den Wüsten im Westen sind keine Seltenheit. Der meiste Regen fällt zwischen den Monaten November bis März. Durchschnittlich sind das etwa 148 Millimeter. Im Winter (zwischen Dezember und Februar erreicht die Temperatur 16 bis 18 Grad Celsius, kann aber auch unter den Gefrierpunkt fallen.
Geschichte
Die Stadt wurde am 30. Juli 762 als Stadt des Friedens von dem Abdasiden al-Mansur gegründet. Sie galt als Hauptstadt des Kalifats, in welchem die Nachfolger Mohammeds herrschten. Glücklicherweise lag sie an einem Knotenpunkt verschiedener Handelsstraßen. Wegen dieser strategischen Lage und dem fruchtbaren Anbaugebiet in der Nähe des Tigris entwickelte sich die Stadt schnell. Als der Nachfolger al-Masurs die Macht übernahm, hatte sie bereits eine Gesamtfläche von 15 Quadratmeter. Sie galt damals als eine der schönsten und reichsten Städte der Welt und war das Zentrum der Wissenschaft und der Kunst. Viele Märchen aus Tausendundeine Nacht spielen in Bagdad.
Bis in das Jahr 1258 blieb Bagdad eine der wichtigsten Städte der islamischen Welt. Dann wurde sie von den Mongolen erobert. Diese töteten den letzten Kalifen al-Musta’sim bi- ‚llah. Bei der Eroberung wurden auch die Bewässerungssysteme des Landes zerstört. Das Wissen über die komplexe Anlage ging mit der Vertreibung der Bevölkerung verloren. Folglich versank Bagdad und Mesopotamien in der Verwüstung und Bedeutungslosigkeit.
Im 16. Jahrhundert eroberten abwechselnd Perser und Osmanen die Stadt. Im 17. Jahrhundert setzten sich die Osmanen schließlich durch und ergriffen für 400 Jahre die Herrschaft über die Stadt. Für sie hatte der Irak hauptsächlich eine strategische Bedeutung. Zum einen als Verteidigungsbarriere gegenüber dem Iran, zum anderen als Verbindung zum Persischen Golf. An der wirtschaftlichen Entwicklung der Provinz Irak waren sie nicht interessiert. Bagdad war nun auch nicht mehr die Hauptstadt, blieb aber ein wichtiges Handelszentrum an der Seidenstraße.
Im ersten Weltkrieg und nur einen Tag nach der Kriegserklärung an das osmanische Reich besetzten die Briten am 06.11.1914 die Stadt. Sie erfuhren zunächst keinerlei Widerstand. Großbritannien löste die Provinzen Bagdad, Mossul und Basra aus dem osmanischen Reich und schloss sie zu dem heutigen Irak zusammen. Im Jahr 1921 ernannten die Briten Bagdad zur Hauptstadt des Königreiches Irak.
Bevölkerung
In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts verzeichnete Bagdad einen starken Bevölkerungsanstieg. Die Ursachen dafür waren zum einen in der Landflucht, aber auch in der Geburtenrate zu finden. Ab dem 21. Jahrhundert ebbte das Wachstum deutlich ab. Dieses findet seit jeher vermehrt in den Vororten Bagdads statt. Die Mehrheit der Bevölkerung sind Araber. Sie sprechen in erster Linie Arabisch aber auch Kurdisch. Beide Sprachen gelten als Amtssprache.
Je nach Glaubensrichtung teilt sich die Bevölkerung in Schiiten und Sunniten auf. Wurden irakische Schiiten unter der Schirmherrschaft von Saddam Husseins noch unterdrückt, gewinnen sie seit der US-Invasion im Jahr 2003 zunehmend an Einfluss. Dadurch kommt es immer wieder zu blutigen Auseinandersetzungen zwischen den beiden Glaubensrichtungen.
Die beiden Gruppen gliedern sich in Bagdad auch auf unterschiedliche Stadtbezirke auf. So leben Sunniten hauptsächlich in den Stadtteilen Dschamia und Ghazaliya, während die Schiiten in den übrigen Bezirken anzutreffen sind. Da es kaum noch heterogene Stadtviertel gibt, ging die Gewalt in den letzten Jahren etwas zurück. Die von der US-Armee errichtete Sperrmauer zwischen den Schiiten und Sunniten, spielt dabei ebenfalls eine positive Rolle.
Schiiten leben vermehrt in folgenden Stadtteilen Bagdads
- Baghdād al-dschadīda
- Habibiya
- Sabaa al-Bour
- Kazimiyah
- Mansur
- Schula
- Sadr City
Sunniten leben vermehrt in folgenden Stadtteilen Bagdads
- Dschamia
- Ghazaliya
Politik
Bagdad gliedert sich in neun Stadtbezirke. Zudem gibt es eine internationale Zone die geschützt und überwacht wird. Dort befindet sich das irakische Parlament, aber auch die US-Botschaft. Auch die Übergangsregierung nach der US-Invasion war damals dort untergebracht. Der „Greene Zone“ gegenüber steht die nicht geschützte „Rote Zone“. Obwohl die Sicherheitsvorkehrungen verbessert wurden, können überall in der Stadt Anschläge passieren. Regiert wird die Stadt vom Gouverneur und vom Stadtrat. Der Stadtrat hat 37 Ratsmitglieder und eine beratende Funktion. Der Gouverneur wird vom irakischen Präsidenten ernannt. Seit dem Jahr 2005 ist Sabir al-Isawi als Gouverneur im Amt. Sein Vorgänger wurde bei einem Attentat ermordet.
Sehenswürdigkeiten
Bagdad ist das kulturelle und intellektuelle Zentrum des Landes. Vor allem in der geschützten „Green Zone“ ist Bagdad sehenswert. Nach und nach wurden viele kulturelle Einrichtungen wieder eröffnet. Es gibt Museen, Einkaufszentren und Basara, Kulturdenkmäler und historische Bauwerke. Zu den beliebtesten Einrichtungen der Einheimischen zählen der Lunapark und ein Zoo. Etwas Außerhalb von Bagdad – rund 90 Kilometer entfernt – liegen die Ruinen von Babylon. Für Touristen mit Interesse an der antiken Kultur, sind diese ebenso sehenswert. Zu den wichtigsten Sehenswürdigkeiten zählen:
- Abu-Hanifa-Moschee
- Goldene Moschee
- Abbasidenpalast
- Stadttor Bab al-Wastani
- Irakisches Nationalmuseum
- Baghdadi Museum
Bauwerke und Kulturdenkmäler
Trotz der konfliktbehafteten Geschichte sind einige historische Bauwerke erhalten geblieben. Darunter einige Moscheen wie die Marjanmoschee oder die Abu-Hanifa-Moschee. Letztere wurde von den Osmanen während ihrer Herrschaft gebaut. Sie befindet sich in der Nähe von Abu Hanifas Grab und gilt als wichtiger Ort für sunnitische Muslime. Die Goldene Moschee stammt aus dem Jahr 1356 und ist eines der wichtigsten Heiligtümer der schiitischen Muslime. Dort befinden sich die sterblichen Überreste zweier Nachfolger des Propheten Mohammeds. Der Abbasiden-Palast stammt wahrscheinlich aus dem Jahr 1179. Seine entdeckten Ruinen wurden zunächst als die eines Abdasiden-Palastes identifiziert, aber es könnte sich auch um eine Madrese handeln. Die Restaurationsarbeiten begannen 1935. Ein weiteres historisches Bauwerk ist Bab al-Wastani. Es ist das einzige erhaltene Stadttor von Bagdad. Seine ältesten Bauteile stammten aus der Abdasiden-Zeit. Es beherbergt heute ein Waffenmuseum.
Museen
Von großer Bedeutung ist das Irakische Nationalmuseum. Es beherbergt wichtige Relikte aus Mesopotamien. Das Museum wurde von der Britin Gertrude Bell gegründet und im Jahr 1926 als Archäologisches Museum Bagdad eröffnet. Im Jahr 1966 zog es in ein neues, größeres Gebäude um und wurde in das Irakische Nationalmuseum umbenannt. Es befindet sich heute in der „Green Zone“ schräg gegenüber des Bauministeriums. Sehenswert ist auch das Baghdadi Museum. Dieses liegt in der Nähe des Flusses Tigris. Es wurde 1940 gegründet und präsentiert die irakische Geschichte sowie die Traditionen des Landes. Dazu wurden 70 verschiedene Situationen mit Wachsfiguren nachgestellt. Durch die US- Amerikanische Invasion 2003 wurde das Museum beschädigt, aber im August 2008 wieder eröffnet.