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Blizzard – so gefährlich ist der Schneesturm

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Ein Arbeiter räumt Schnee vor dem Obersten Gerichtshof, nach dem Schneesturm an diesem Wochenende in Washington, DC, USA, 24. Januar 2016
Als der Blizzard „Jonas“ Ende Januar 2016 über die Ostküste der USA fegte, versank diese in Schnee © picture alliance / dpa | Michael Reynolds

Blizzard – alles über den heftigen Schneesturm: Informationen zu Definition und Entstehung sowie über die Regionen und Zeiträume, in denen sich das seltene Wetterextrem ereignet.

Nordamerika – Als der Blizzard „Jonas“ Ende Januar 2016 über die Ostküste der USA fegte, versank diese in Schnee. Der Schneesturm zog von den südlichen Bundesstaaten zu den Küstenregionen im Nordosten, wo er sich nur langsam von der Stelle bewegte. Von Virginia über Washington D. C. und New York City bis nach Massachusetts: In den Mid Atlantic States sorgte er für nahezu durchgängige Schneefälle.

Blizzard – seine Definition laut NOAA

Per Definition durch die National Oceanic and Atmospheric Administration (NOAA) handelt es sich bei einem Schneesturm in Nordamerika unter folgenden Bedingungen um einen Blizzard:

Blizzards treten zwar selten auf, zählen aufgrund ihrer Heftigkeit jedoch zu den gefürchteten großen Stürmen.

Blizzard- und andere Wetterwarnungen durch die NOAA

Die NOAA hat als Wetter- und Ozeanografiebehörde der Vereinigten Staaten ihren Sitz in Washington D. C. Sie gehört der Internationalen Charta für Weltraum und Naturkatastrophen als Mitglied an und verfügt über sechs wissenschaftliche Einrichtungen. Eine davon ist der National Weather Service (NWS): Er liefert unter anderem Wetter- und Klimavorhersagen und gibt Blizzard- sowie weitere Wetter-Warnungen für das Staatsgebiet der Vereinigten Staaten und der angrenzenden Ozeane heraus.

Der NWS gliedert sich in neun National Centers for Environmental Prediction (NCEP), die die Wettervorhersagen für die einzelnen Regionen liefern. Amtliche Unwetter- und Katastrophenwarnungen gibt das National Oceanic and Atmospheric Administration‘s Weather Radio (NWR) heraus. Dieses gehört zum Emergency Alert System; sein US-weites Funknetzwerk wird durch die NOAA betrieben. Der Unwetter-Alarm-Funk kann über Radios und Amateurfunkgeräte abgehört werden.

Blizzard – die Entstehung des Schneesturms im Überblick

Blizzards entstehen, wenn Tiefdruckgebiete aus den polaren Regionen Kanadas auf ihrer Rückseite hochreichende Kaltluft transportieren. Diese vermischt sich mit warmen Luftmassen und dringt bei Unterbrechungen der zonalen Westdrift durch starke Strömungen bis weit in den Süden vor. Blizzards verursachen intensive Schneefälle sowie deutliche Temperaturstürze. Die heftigen Schneestürme gehen mit kalten Winden einher und bewirken starke Verwehungen.

Auch ohne begleitende Schneefälle spricht man im folgenden Fall von einem Blizzard: wenn ein Sturm mit einer Windstärke ab 7 Bft mehr als drei Stunden zu Schneeverwehungen und Sichtweiten von unter 400 Metern führt. Bei einer Windstärke von 9 Bft kann die Sicht auch unter zehn Metern liegen. Reißt ein Blizzard aufgrund seiner hohen Windgeschwindigkeit Ackerland mit sich, handelt es sich um das Phänomen des Black Blizzard.

Blizzard – seine Windstärke nach der Beaufort-Skala

Die Windstärke eines Blizzards wird zumeist anhand der Beaufortskala (Bft) gemessen. Diese wurde nach Sir Francis Beaufort benannt und von dem Ingenieur John Smeaton anhand ihres Effekts auf Windmühlenflügel kategorisiert. Sie basiert nicht auf exakten Messungen, sondern auf den beobachteten Auswirkungen eines Windes, Sturms oder Orkans und gliedert sich in 13 Windstärken von 0 (Windstille) bis 12 (Orkan).

1935 wurde die Beaufortskala in Brüssel auf der Ersten Internationalen Meteorologischen Konferenz als allgemeingültig erklärt. 1946 wurde sie auf Beschluss der Internationalen Meteorologischen Organisation um weitere fünf Stufen erweitert. 1970 reduzierte die World Meteorological Organization die Skala wieder auf ihre ursprünglichen Windstärken.

Für Blizzards relevante Windstärken der Beaufortskala

Die Windstärke eines Blizzards beginnt bei der Stufe 7 der Beaufortskala. Sie zeichnet sich durch folgende Windgeschwindigkeiten und phänomenologische Kriterien aus:

Windstärke: 7 Bft; Mittlere Windgeschwindigkeit in Kilometern pro Stunde: 51,86 bis 62,96; Bezeichnung der Windstärke: steifer Wind; Wirkung an Land: Windwiderstand beim Gehen, Bäume schwanken

Windstärke: 8 Bft; Mittlere Windgeschwindigkeit in Kilometern pro Stunde: 62,97 bis 75,92; Bezeichnung der Windstärke: stürmischer Wind; Wirkung an Land: erhebliche Behinderung beim Gehen, große Bäume bewegen sich, Zweige brechen, Fensterläden öffnen sich

Windstärke: 9 Bft; Mittlere Windgeschwindigkeit in Kilometern pro Stunde: 75,93 bis 88,89; Bezeichnung der Windstärke: Sturm; Wirkung an Land: erhebliche Behinderung beim Gehen, Äste brechen, kleinere Schäden an Häusern durch Abheben von Rauchhauben und Ziegeln und Verwehen von Gartenmöbeln

Windstärke: 10 Bft; Mittlere Windgeschwindigkeit in Kilometern pro Stunde: 88,90 bis 103,70; Bezeichnung der Windstärke: schwerer Sturm; Wirkung an Land: Entwurzelung von Bäumen und Brechen von Baumstämmen, größere Schäden an Häusern und Wegwehen von Gartenmöbeln

Windstärke: 11 Bft; Mittlere Windgeschwindigkeit in Kilometern pro Stunde: 103,71 bis 118,52; Bezeichnung der Windstärke: orkanartiger Sturm; Wirkung an Land: Gehen ist unmöglich, heftige Böen führen bei Häusern zu schweren Sturmschäden durch abgedeckte Dächer und beschädigte Mauern, in Wäldern kommt es zu Windbruch, Autos werden aus der Spur geworfen

Windstärke: 12 Bft; Mittlere Windgeschwindigkeit in Kilometern pro Stunde: 118,53 und darüber; Bezeichnung der Windstärke: Orkan; Wirkung an Land: schwerste Verwüstungen und Sturmschäden

Blizzard – seine Kategorisierung nach der NESIS-Skala

Louis Uccellini vom National Weather Service (NWS) und Paul Kocin von The Weather Channel (TWC) erstellten die Northeast Snowfall Impact Scale (NESIS), um Schneestürme im Nordosten der USA zu messen. Sie dient vor allem dazu, vergangene Stürme zu bewerten, und eignet sich weniger für die Wettervorhersage. Die Skala umfasst fünf Kategorien, die von Eins „bemerkenswert“ bis Fünf „Extrem“ reichen. Im Gegensatz zu anderen Skalen wie der Saffir-Simpson-Hurrikan-Windskala bezieht NESIS die Zahl der vom Sturm betroffenen Bewohner einer Region ein.

Der Blizzard „Stella“ von 2017 entsprach der Kategorie Drei, der Blizzard „Jonas“ von 2016 wurde der Kategorie Vier zugeordnet. Als extreme Ereignisse der Kategorie Fünf der NESIS-Skala wurden bislang zwei Blizzards eingestuft:

Weitere bedeutende Blizzards in der Vergangenheit waren:

Blizzard – in diesen Regionen und Zeiträumen tritt der Schneesturm auf

Bedingt durch seine Nord-Süd-Ausdehnung zum einen und seine Topografie zum anderen begünstigt Nordamerika ganzjährig klimatische Extreme. Während der Wintermonate können sich arktische Kaltluftvorstöße mit tropisch-maritimen Luftmassen vermischen und bei Unterbrechungen der Westwindzone weit in das Landesinnere vordringen. Sie bilden in diesem Zeitraum die Grundlage für die Entstehung eines Blizzards.

Die starken Schneestürme können den Süden Kanadas sowie große Teile der USA erreichen. Neben der gesamten Ostküste sind vor allem die Regionen der Great Plains und der Great Lakes betroffen. Bei den Großen Seen kommt es auf der Lee-Seite zudem zum sogenannten Lake Effect, der starke Schneefälle zur Folge hat. Das Gebiet um die Great Lakes wird daher auch als Snow Belt bezeichnet.

Schneestürme treten weltweit in mehreren Regionen auf. Abhängig vom Ort seiner Entstehung hat ein Schneesturm unterschiedliche Namen:

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