„Jahrhundertprozess“ in Brasilien: 55-fache Mutter muss 50 Jahre hinter Gitter

Sie ist eine Berühmtheit in Brasilien - doch die 55-fache Mutter und Kirchengründerin Flordelis dos Santos de Souza muss nun für 50 Jahre hinter Gitter.
München - Es klingt wie eine Geschichte, die selbst für eine südamerikanische Telenovela zu unglaublich erscheint: Eine 55-fache Mutter, Gospelsängerin, Kirchengründerin und ehemalige Parlamentsabgeordnete soll mit ihrer Familie ihren Mann ermordet haben. Zu diesem Urteil kam das Gericht in einem der spektakulärsten Verhandlungen der Geschichte Brasiliens.
„Jahrhundertprozess“ in Brasilien: 55-fache Mutter muss 50 Jahre ins Gefängnis
50 Jahre und 28 Tage Haft heißt das Urteil im von den Medien betitelten „Jahrhundertprozess“ für Flordelis dos Santos de Souza (61), eine Berühmtheit in Brasilien. Die meisten ihrer 55 Kinder sind adoptiert, doch auch durch ihre anderen Tätigkeiten ist die Verurteilte vielen Menschen in Brasilien ein Begriff. Wie brasilianische Medien am Sonntag berichteten, hat das Gericht ihre Schuld als erwiesen angesehen. Ihr Mann, der Prediger Anderson do Carmo (†42), starb 2019.
Flordelis soll einen Auftragskiller angeheuert haben, nachdem sie bereits sechsmal versucht hatte, ihn mit Zyankali zu vergiften. Im Juni 2019 wurde er mit 30 Schüssen ermordet, als er gerade nach Hause kam. Einer seiner Söhne, Flavio, soll der Schütze gewesen sein. Und damit nicht genug des Familiendramas: Ihre Tochter Simone Rodrigues wurde wegen ihrer Beteiligung ebenfalls verurteilt, sie muss für mehr als 31 Jahre hinter Gitter. Flavio sitzt bereits im Gefängnis, wo er 33 Jahre bleiben muss. Auch dessen Adoptivbruder Lucas César muss für sieben Jahre in Haft - er hatte beim Kauf der Mordwaffe geholfen. Vier weitere Familienangehörige sollen involviert gewesen sein.
„Jahrhundertprozess“ in Brasilien - die Motive waren wohl Geld und Macht
Flordelis aber soll der Kopf hinter dem Mordkomplott gewesen sein - auch wenn sie das in Brasiliens „Jahundertprozess“ bestreitet. Der Mord hätte wie ein missglückter Raubüberfall aussehen sollen. In Wahrheit war wohl Geld das Motiv: Der Verstorbene soll die Familienkasse rigide verwaltet und bestimmte Familienmitglieder bevorzugt behandelt haben. Auch Macht könnte ein Teilmotiv gewesen sein: In der evangelikalen Kirche, die die beiden gemeinsam gegründet hatten, stritten sie um die Macht.
Flordelis war Namensgeberin der Kirche und hatte Do Carmo als Teenager kennen gelernt. Sie galt im ganzen Land als hingebungsvolle Mutter ihrer Kinderschar, die sie berühmt machte. Erst als ihr 2021 die parlamentarische Immunität entzogen worden war, konnte der Prozess gegen sie beginnen. (cg)
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