Burkina Faso: Geschichte, Politik, Bevölkerung und Geografie

Burkina Faso ist ein wichtiger Baumwolllieferant. Dennoch gehört das Land zu den ärmsten der Welt. Das liegt vor allem am Klima und der Wirtschaft. Weitere Besonderheiten sind die ethnische Vielfalt und die reiche Kultur, nebst der bewegenden Geschichte und Politik des Staates.
Ouagadougou – Der afrikanische Staat Burkina Faso trägt diesen Namen erst seit 1984. Davor war das Land französische Kolonie und unter der Bezeichnung République de Haute-Volta (Republik Obervolta) bekannt. Als Namenspatron diente der rund 1.500 Kilometer lange Fluss Volta, der durch Burkina Faso und den Nachbarstaat Ghana fließt.
Burkina Faso: Die Geografie des Staates
Burkina Faso hat eine Fläche von rund 267.950 Quadratkilometern. Das entspricht etwa 77 Prozent der Fläche der Bundesrepublik Deutschland. Der Staat liegt im Binnenland von Westafrika und grenzt im Süden an Ghana und im Südwesten an die Elfenbeinküste. Im Norden und Nordwesten liegt der Nachbarstaat Mali, im Osten Niger, im Südosten Benin und Togo. Von der Geografie her befindet sich der größte Teil von Burkina Faso im Sudan. Ein Teil des Nordens liegt darüber hinaus in der Sahelzone.
Gut 400 Quadratkilometer der Fläche von Burkina Faso nehmen die Gewässer ein. Dazu gehören vor allem die Einzugsgebiete und Becken der Flüsse
- Volta mit 178.000 Quadratkilometern
- Niger mit 77.3000 Quadratkilometern
- Comoé mit 18.680 Quadratkilometern
Dazu kommen der Bamsee und der Demsee sowie einige kleinere Seen, viele Tümpel und andere Stillgewässer.
In Burkina Faso herrscht ein tropisches Wechselklima, das vom Monsun und den Passatwinden beeinflusst wird. Dies sorgt in dem westafrikanischen Staat für einen Wechsel aus Regen- und Trockenzeiten.
Burkina Faso: Infos zu Demografie und Bevölkerung im Staat
Die Einwohner von Burkina Faso heißen Burkinabé oder Burkiner. Der Staat hat rund 20.500 Einwohner (Stand: 2019). Das entspricht einer Bevölkerungsdichte von 75 Einwohnern pro Quadratkilometer. Die fünf größten Städte im Land sind:
- Ouagadougou (Hauptstadt): 2.455.000 Einwohner
- Bobo-Dioulasso: 905.000 Einwohner
- Koudougou: 160.000 Einwohner
- Ouahigouya: 125.000 Einwohner
- Kaya: 125.000 Einwohner
Die Demografie Burkina Fasos setzt sich aus etwa 60 einzelnen Ethnien zusammen. Die wichtigsten Volksstämme hierbei sind die
- Mossi rings um das Mossi-Plateau der Hauptstadt
- Dioula (Bobo) im Westen des Staates
- Fulani (Peul) in der Sahelzone
Die Gurunsi, Senufo, Gourmantche und Lobi sind ebenfalls bedeutende Bevölkerungsgruppen im Land.
Neben der Stammeszugehörigkeit unterscheiden sich die Einwohner von Burkina Faso auch hinsichtlich ihrer Religion:
- Gut 60 Prozent der Bevölkerung sind heute Muslime.
- 23 Prozent sind Christen.
- Rund 15 Prozent sind Anhänger traditioneller afrikanischer Religionen.
Die Amtssprache in Burkina Faso ist Französisch. Außerdem sprechen viele Einwohner die Sprachen Mooré, Fulfulde und Djoula.
Staat Burkina Faso: Eckdaten der Geschichte
Archäologische Funde belegen, dass Burkina Faso bereits vor 400.000 Jahren von Menschen besiedelt war. Seit dem 12. Jahrhundert befand sich auf dem Gebiet des heutigen Staates das Königreich der Mossi.
Danach begann der bewegte Teil der Geschichte Burkina Fasos:
- 1896 wurde das Land von den Franzosen erobert.
- 1919 entstand die neue französische Kolonie Obervolta.
- Im Afrika-Jahr 1960 erhielt Obervolta die Unabhängigkeit und mit Maurice Yaméogo seinen ersten Präsidenten.
- 1966 kam es aufgrund von Misswirtschaft und der Einparteienherrschaft zum Sturz Yaméogos.
- Zwischen 1966 und 1983 wechselten sich verschiedene Militär- und Zivilregierungen in Obervolta ab, jedoch gelang keiner eine Stabilisierung des Landes.
- 1983 mündete die wachsende Unzufriedenheit in eine Revolution, bei der Hauptmann Thomas Sankara eine linksgerichtete, sozialistische Militärdiktatur errichtete und den Namen des Staates in Burkina Faso änderte.
- Nach der Ermordung Sankaras bei einem Putsch erfuhr Burkina Faso von 1987 bis 2014 eine Zeit der Demokratie unter Präsident Blaise Campaoré.
- Seit 2014 ist Roch Marc Kaboré Präsident der Republik Burkina Faso.
Burkina Faso: Aktuelles zur Politik des westafrikanischen Staates
Nach dem 27-jährigen Regime unter Präsident Blaise Campaoré entstand ab 2015 in Burkina Faso wieder ein demokratisches System, bei dem das Parlament frei gewählt wird und eine Direktwahl durch das Volk den Präsidenten bestimmt. Seine Amtszeit beträgt fünf Jahre, nach der er einmal wiedergewählt werden kann.
Der amtierende Präsident Roch Marc Kaboré wurde bei den letzten Wahlen im November 2020 im Amt bestätigt. Zu seinen Kompetenzen gehören die Ernennung und Entlassung von Premierminister und Kabinett.
Die gesetzgebende Gewalt (Legislative) besteht aus einem alle fünf Jahre neu gewählten Einkammerparlament mit 127 Abgeordneten. In Burkina Faso gibt es zahlreiche kleine Parteien. An der letzten Wahl nahmen rund 70 davon teil. Die wichtigsten Parteien, die die Politik im Land maßgeblich mitbestimmen, sind zurzeit:
- MPP – Mouvement du peuple pour le progrès (Volksbewegung für den Fortschritt)
- CDP – Congrès pour la démocratie et le progrès (Kongress für Demokratie und Fortschritt)
- ADF-RDA – L’Alliance pour la Démocratie et la Fédération/Rassemblement Démocratique Africain (Allianz für Demokratie und Föderation/Zusammenschluss Demokratisches Afrika)
- UNIR/PS, L’Union pour la Renaissance/Parti Sankariste (Union für die Renaissance/Sankaristische Partei)
Die MPP ist derzeit die stärkste politische Partei, der auch Präsident Roch Marc Kaboré angehört.
Staat Burkina Faso: Schwerpunkte der Wirtschaft
Burkina Faso ist mit einem Bruttoinlandsprodukt von etwa 15,2 Milliarden US-Dollar (Stand: 2020) einer der ärmsten Staaten der Welt und gehört zur Gruppe der „hochverschuldeten Entwicklungsländer“. Im Human Development Index (HDI) der UNO aus dem Jahr 2020 steht Burkina Faso auf Platz 182 von 189. Im Vergleich dazu belegte Deutschland Platz 4.
Über 80 Prozent der Burkinabé betreiben Ackerbau- und Viehzucht für den Eigenbedarf. Des Weiteren ist die Agrarwirtschaft mit rund 20 Prozent ein wichtiger Wirtschaftssektor im Land. Bedeutende landwirtschaftliche Produkte sind Nahrungsmittel wie Hirse, Reis, Sorghum und Mais. Dazu kommen Maniok, Jamswurzeln und Zuckerrohr. Außerdem ist Burkina Faso ein wichtiger Exporteur von Baumwolle, Sesam und Erdnüssen.
Neben der Landwirtschaft gliedert sich die Wirtschaft in Industrie (30 Prozent) und Dienstleister (rund 40 Prozent).
Durch lang anhaltende Dürreperioden in der Sahelzone kommt es im Norden des Staates regelmäßig zu Missernten und dem Verlust des gesamten Ertrages. Auch die Viehwirtschaft erliegt oftmals vollständig. Weitere Probleme des Landes sind die unzureichende Infrastruktur mit mangelhaft ausgebauten Verkehrswegen sowie der fehlende Zugang zum Meer. Beide Bereiche behindern den Transport und Verkauf der Handelswaren ebenso wie den Bergbau und die wirtschaftliche Erschließung der ländlichen Gebiete.
Burkina Faso: Weitere Standbeine der Wirtschaft
Burkina Faso besitzt reichhaltige Gold- und Manganvorkommen. Das Gold bildet seit vielen Jahrhunderten eine der wichtigsten Einnahmequellen des Landes. Mangan und andere Bodenschätze werden im Staat aufgrund der mangelhaften Transportnetze nur geringfügig abgebaut.
Die gleichen Probleme hat das verarbeitende Gewerbe. In Burkina Faso gibt es kaum große Industrie. Eine Ausnahme bildet die Region Haute-Bassins im Südwesten des Staates. Hier befinden sich eine Reihe von metallverarbeitenden Betrieben sowie wichtige Konzerne der Lebensmittel- und Textilindustrie.
Ein anderer bedeutender Wirtschaftssektor sind die Dienstleistungen. Hier herrschen Transportunternehmen, Gastronomie und Kleinhändler vor.
Aufgrund der schwachen wirtschaftlichen Lage verdienen sich viele Einwohner Burkina Fasos ihren Lebensunterhalt als Straßenhändler und Gelegenheitsarbeiter. Da sie bei dieser Beschäftigungsart keine Steuern zahlen, entgeht dem Staat auf diese Weise eine wichtige Einnahmequelle. Darüber hinaus ist Korruption ein weitverbreitetes Problem im Land.
Burkina Faso: Kulturelle Vielfalt des Staates
Aufgrund der vielen ansässigen Volksstämme besitzt Burkina Faso eine sehr facettenreiche und abwechslungsreiche Kultur. Neben dem lebendigen Brauchtum spielt hierbei das Kunsthandwerk mit Töpferei, Korbflechten, Schnitzen oder dem Gießen von Bronzeskulpturen eine große Rolle. Diese Produkte sind bei Touristen als Souvenirs sehr beliebt.
Außerdem verfügt der Staat über eine Vielzahl wichtiger Feiertage, dazu gehören:
- Neujahrstag (1. Januar)
- Gedenktag zum Staatsstreich von 1966 (3. Januar)
- Unabhängigkeitstag (5. August)
Dazu kommen religiöse Feste wie Allerheiligen, Neujahr, das Osterfest sowie das islamische Opferfest und der Geburtstag des Propheten Mohammed.