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„Beendet den Lockdown!“: Tödlicher Wohnungsbrand löst Proteste gegen Chinas Null-Covid-Strategie aus

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Von: Miriam Haberhauer

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In China wächst der Unmut gegen die Null-Covid-Strategie der Regierung. In mehreren Städten kam es nun zu offenen Protesten gegen die aktuellen Corona-Maßnahmen.

Peking – Bei einem Wohnhausbrand in der chinesischen Provinz Xinjiang kamen am vergangenen Donnerstag (24. November) mindestens zehn Menschen ums Leben. Zahlreiche Anwohner kritisierten anschließend in den sozialen Medien, die strengen Corona-Maßnahmen hätten die Rettungsarbeiten der Feuerwehr behindert. Im nordwestlichen Ürümqi und in Peking machten nun hunderte Menschen ihrem Ärger in offenen Protesten Luft.

Null-Covid Politik Chinas: Offene Proteste in Peking und Ürümqi

Mehrere Videos in den chinesischen Online-Medien zeigten am Samstag Szenen der Proteste aus der Millionenstadt Ürümqi. Darin war zu sehen, wie Menschen Lockdown-Metallzäune durchbrechen und protestieren. Einige der Protestanten rufen: „Beendet den Lockdown!“. Große Teile der Region Xinjiang und der dortigen Hauptstadt Ürümqi sind bereits seit mehr als 100 Tagen abgeriegelt.

Auch in der Hauptstadt Peking, in dem etliche Wohnanlagen ebenfalls im Lockdown sind, kam es zu Protestaktionen, wie Videos zeigen. In mehreren Nachbarschaften durchbrachen Bewohner die Zäune ihrer Siedlung. Auch dort wurden die örtlichen Behörden aufgefordert, die strikten Maßnahmen gegen eine Weiterverbreitung der Pandemie aufzuheben. Solche offenen Proteste sind in der kommunistisch regierten Volksrepublik mit mehr als 1,4 Milliarden Einwohnern ungewöhnlich.

Arbeiter in Corona-Schutzanzügen an einer Barrikade
Arbeiter in Schutzanzügen stehen an einer Barrikade Wache. Eine Rekord-Welle neuer Corona-Infektionen führt in China zu immer größeren Einschränkungen für die Bevölkerung. © picture alliance/Andy Wong

Abgeschlossene Wohnungstüren, Angst vor Verstößen: Covid-Maßnahmen behindern Brandbekämpfung

Auslöser der Protestbewegungen war ein Wohnungsbrand in Ürümqi am Donnerstagabend. Mindestens zehn Menschen starben in den Flammen, weitere neun wurden verletzt. Etliche Anwohner kritisierten in sozialen Netzwerken, dass die strengen Corona-Maßnahmen die Brandbekämpfung erschwert hätten.

Abgeschlossene Wohnungstüren hätten Bewohner bei ihrer Flucht ins Freie behindert. Darüber hinaus seien einige Mieter aus Furcht, die Ausgangssperren zu verletzen, zu spät oder gar nicht aus ihren Wohnungen geflüchtet. Die örtliche Feuerwehr sei zudem wegen Gitterzäunen und im Weg stehenden Autos zu spät eingetroffen.

Höchste Corona-Zahlen seit Pandemiebeginn: China weiterhin im Ausnahmezustand

In den vergangenen Monaten war es in China bereits zu vereinzelten Unruhen wegen der strikten Corona-Politik gekommen. Insbesondere für Wanderarbeiter, die über keine großen Ersparnisse verfügen, sind die Ausgangsbeschränkungen eine existenzielle Bedrohung. China leidet derzeit unter den höchsten Corona-Zahlen seit Beginn der Pandemie.

Am Samstag meldete die Gesundheitskommission in Peking mit knapp 35 000 neuen Fällen einen Rekordwert. In Millionenstädten wie Peking, dem schwer betroffenen südchinesischen Guangzhou oder Chongqing gelten weitgehende Bewegungsbeschränkungen.

Während der Rest der Welt längst mit dem Virus lebt, hält China an seiner strengen Null-Covid-Strategie fest. Schon bei einzelnen Fällen werden Wohnviertel abgeriegelt. Kontaktpersonen kommen in Quarantänelager. Infizierte werden im Krankenhaus isoliert. Auch nach fast drei Jahren Pandemie sind Chinas internationale Grenzen weitestgehend geschlossen. Auch deutsche Firmen sind von den strengen Corona-Maßnahmen Chinas betroffen - deutsche Firmen müssen sich auf „schwerwiegende Auswirkungen“ einstellen. (mlh/dpa)

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