Konzert am Bodensee: Prominenter Entertainer wettert gegen Corona-Impfgegner - „Recht auf Dummheit?“

Österreich führt in der Coronavirus-Pandemie bald eine Impfpflicht ein. Bei einem Konzert am Bodensee hält Rainhard Fendrich eine Brandrede für das Impfen - samt drastischer Wortwahl.
München/Dornbirn - Österreich greift hart durch: Die Alpenrepublik ist seit dem 22. November wieder in einen Corona-Lockdown gegangen. Gastronomie, Einzelhandel, Friseure - alles ist dicht. Das gilt auch für Hallenbäder, Fitnessstudios und Weihnachtsmärkte. Nur die Skilifte haben in Österreich weiter geöffnet - trotz Corona.
Corona-Pandemie in Österreich: Coronavirus-Infektionszahlen schießen in die Höhe
Weil auch zwischen Wien, Graz, Salzburg und Innsbruck die Coronavirus-Infektionszahlen in die Höhe geschossen sind, kommt laut Bundeskanzler Alexander Schallenberg (ÖVP) ab Februar die Impfpflicht. Auch in Wien war lange diskutiert worden, ob sich eine solche rechtlich umsetzen lässt. Und ob es moralisch vertretbar wäre. Da das Land mit seinen rund 8,9 Millionen Einwohnern aber nun schon zum vierten Mal binnen 22 Monaten alles runterfahren muss, gab es für die Politik offenbar keine andere Lösung mehr.
Es ist für mich nicht mehr nachzuvollziehen.
Ein TV-Entertainer, der auch in Deutschland bestens bekannt ist, feierte diese Entscheidung nun. Und zwar bei einem Konzert unter 2G-Regel am Bodensee. Die Rede ist vom österreichischen Liedermacher Reinhard Fendrich, der am Samstag (20. November), zwei Tage vor Beginn des Lockdowns, nochmal mit seiner Gitarre und Band in Dornbirn in Vorarlberg auf der Bühne stand. Der prominente Musiker, der den Austro-Pop mitgeprägt hat, wurde einst zwischen 1993 und 1997 auch einem breiten Publikum als Moderator der Sendung „Herzblatt“ (ARD und ORF) bekannt.
Corona-Impfungen in Österreich: Rainhard Fendrich ist erleichtert über Impfpflicht
Der 66-Jährige erzählte am Mikrofon, dass seine Heimatstadt „Wien im Ausnahmezustand“ ist. Und er hielt zu Beginn seines Konzerts eine rund zweieinhalb minütige Brandrede (siehe YouTube-Video unten) pro Impfpflicht. „Ein Lockdown für Ungeimpfte? Jetzt nach zwei Wochen sind sie drauf gekommen, es ist nicht machbar. Das kann man eigentlich nicht machen. Ich weiß nicht, was die (Politiker, d. Red.) bei ihren Sitzungen zu sich nehmen. Ich verstehe es nicht“, sagte er unter dem lauten Applaus vieler Gäste in der Halle.
„Und jetzt kommt endlich das Unwort. Wenn man dieses Wort vor einer Woche ausgesprochen hätte, wäre man ein Faschist gewesen“, meinte der Musiker weiter: „Es ist die Impfpflicht. Ich freue mich, dass das jetzt endlich einmal passiert. Nämlich das, was die Experten immer schon mal gesagt haben. In einer Demokratie kann jeder sagen, was er will. Jeder hat das Recht, irgendwas zu sagen. Ich muss aber die Frage stellen: Gibt es in einer Demokratie auch das Recht auf Dummheit?“ Es waren deutliche Worte in Richtung Ungeimpfter, Impfverweigerer und Impfgegner.
Im Video: Wegen Corona - Rainhard Fendrich hält Brandrede für Impfpflicht
Damit nicht genug: Fendrich über harsche Kritik am Verhalten und der Einstellung von Ungeimpften. „Die Situation ist bisher so gewesen: Dass eine Mehrheit der Geimpften eingeschränkt wurde, damit sie eine Minderheit von Ungeimpften schützen muss, die gar nicht geschützt werden will“, erklärte er. Erneut unter lautem Applaus aus dem Publikum in Dornbirn, unweit der Grenze zu Bayern bei Lindau.
Corona-Impfpflicht in Österreich: Alpenrepublik wegen Infektionszahlen schon wieder im Lockdown
„Es ist für mich nicht mehr nachzuvollziehen“, meinte Fendrich weiter und erzählte von seinem Vertrauen in die Wissenschaft: „Die Experten sind Menschen, die jahrelang Medizin studiert haben, die haben jahrzehntelange Erfahrung. Die haben dieses Szenario wirklich minutiös vorausgesagt. Wir können nur hoffen, dass wir mit dieser Impfpflicht die Gesellschaft in kürzester Zeit nicht mehr gespalten haben.“ Von den Besuchern seines Konzerts wünschte er sich dann noch im besten Wiener Schmäh: „Hoidn‘s bitte dia Hygieneregeln oan.“ Zu Hochdeutsch: Haltet euch bitte an die Hygieneregeln zur Corona-Pandemie. (pm)