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Delta-Welle in Israel trotz hoher Impfquote: Was Deutschland bald drohen könnte

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Von: Veronika Silberg

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Coronavirus in Israel, Eindrücke vom Flughafen Ben Gurion Tel Aviv: Fluggäste werden getestet. Die Delta-Variante breitet sich in Israel offenbar besonders bei jungen Menschen und Reiserückkehrern aus.
Die Delta-Variante breitet sich in Israel offenbar besonders bei jungen Menschen und Reiserückkehrern aus. © imago images

Trotz Impferfolg schießen die Corona-Zahlen in Israel wieder in die Höhe. Besonders Kinder sind betroffen. Ein Vorbote für den Herbst in Deutschland?

Tel Aviv/Berlin - Wie haben wir Israel beneidet. Als hierzulande die ersten Impfungen gegen das Coronavirus verabreicht wurden, zeigte man mit dem Finger auf das große Impf-Vorbild im Nahen Osten. Hier schien es zu funktionieren. Hier schien die Pandemie unter Kontrolle.

Doch nicht zum ersten Mal belehrt uns das Coronavirus eines Besseren. Zwar sind inzwischen über die Hälfte der Bevölkerung Israels vollständig geimpft (laut John Hopkins 56.95%). Seit gut einer Woche verbreitet sich aber auch hier die besonders ansteckende Corona-Mutation „Delta”. Ein Vorbote für Deutschland, wie es Karl Lauterbach prophezeit hat?

Corona in Israel: Epidemologe hält Delta-Welle für „besorgniserregend“

„Es ist in der Tat besorgniserregend“, findet Hajo Zeeb vom Leibniz-Institut für Präventionsforschung und Epidemiologie in Bremen. In einem Interview mit der Deutschen Presseagentur berichtet er, wie trotz hoher Impfquote wieder Ausbrüche stattfinden. „Andererseits bleibt auch richtig, dass schwere Verläufe zum Glück selten bleiben“, sagt Zeeb. Ein „Durchrauschen“ der Infektion durch die Gruppe der Ungeimpften oder bisher nicht Infizierten sei dennoch nicht zu wünschen, „weil es zu vermeidbarem Leiden und gegebenenfalls auch Langzeitfolgen führt.“

Delta-Variante in Israel: 90 Prozent der Corona-Infektionen sind betroffen

Gerade hatte es in ganz Israel Lockerungen gegeben. Mitte Juni waren die Infektionen pro Tag in den einstelligen Bereich gerutscht. Seit einer Woche sind sie wieder über 100. Am Donnerstag stiegen die gemeldeten Fälle auf 227 an. Am Freitag führte die Regierung die Maskenpflicht in Innenräumen wieder ein.

90 Prozent der Corona-Fälle haben sich den Untersuchungen des israelischen Gesundheitsministeriums zufolge mit der Delta-Variante angesteckt. Rund die Hälfte ist offenbar geimpft.  Die meisten der Infizierten sind Kinder. 

Delta-Ausbrüche in Israel: Reiserückkehrer und Kinder besonders betroffen

Im israelischen Fernsehen erklärt der Corona-Beauftragte Nachman Asch die steigenden Zahlen mit Reise-Rückkehrern und „Quarantäne-Brechern“. „Die Einhaltung der Quarantäne ist unsere Achillesferse“, so Asch. Auf diese Weise breite sich die Krankheit im Moment aus. Er forderte dazu auf, möglichst nicht ins Ausland zu fliegen, besonders nicht mit ungeimpften Kindern. Mehrere Ausbrüche seien in den vergangenen Tagen an Schulen geknüpft, Hunderte mussten in Quarantäne.

In Deutschland ist der Delta-Anteil an den Corona-Infektionen jüngsten RKI-Zahlen zufolge noch klein, steigt aber rasch an und lag in der zweiten Juni-Woche bei 15 Prozent. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) betonte in diesem Zusammenhang die Demografie Israels: Israel sei ein relativ junges Land verglichen mit Deutschland. Wie in Deutschland steige die Bereitschaft, sich immunisieren zu lassen, mit dem Alter. Er könne nur auch bei Jüngeren dafür werben, das Impfangebot wahrzunehmen. Auch das zeige Israel. (vs)

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