Update vom 25. Juni, 15.25 Uhr: Auch in Brüssel bleibt Corona das alles bestimmende Thema. Gerade angesichts der sich verbreitenden Delta-Variante warnt Angela Merkel am Rande des EU-Gipfels vor einem erneuten Anstieg der Infektionszahlen in Deutschland. „Wir müssen alles versuchen, um eine vierte Welle zu verhindern“, betont die Kanzlerin. Das sei gerade mit Blick auf die wirtschaftlichen Folgen von großer Bedeutung.
Laut Merkel seien Testen, Abstand halten und Maske tragen nur kleine Einschränkungen gemessen an dem, „was passieren würde, wenn uns die Dinge außer Kontrolle geraten und wir wieder stärkere Maßnahmen einführen müssten“. Derzeit habe man das Infektionsgeschehen gut im Griff. „Es muss alles dafür getan werden, dass das auch so bleibt“, macht Merkel klar.
Erstmeldung vom 25. Juni:
München/Berlin - Sommerzeit ist Urlaubszeit - und viele wollen sich das von Corona nicht kaputt machen lassen. In vielen Regionen sind die Zahlen erfreulich, das erwähnte auch Kanzlerin Angela Merkel (CDU) am Donnerstag in ihrer Regierungserklärung. Dennoch sei weiter Vorsicht wichtig. Auch Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) warnte bezüglich Reisen schon vor einem „Sorgenherbst“.
Aber die gute Nachricht: Ab Freitag fallen die Einreisebeschränkungen für Menschen mit vollständigem Corona-Impfschutz aus den meisten Nicht-EU-Staaten weg. Sowohl Besuchsreisen als auch touristische Einreisen sind für sie damit wieder ohne Einschränkungen möglich. Voraussetzung ist eine vollständige Impfung mit einem der Impfstoffe, die von der Europäischen Arzneimittel-Agentur EMA zugelassen sind. Eine Ausweitung auf andere Vakzine ist laut Bundesregierung geplant. Reisende aus sogenannten Virusvariantengebieten sind von den Lockerungen aber ausgenommen. Nicht unbedingt notwendige Einreisen nach Deutschland beispielsweise aus Großbritannien, Brasilien und Indien sind demnach auch für vollständig Geimpfte weiterhin nicht erlaubt.
In Deutschland sinkt die Sieben-Tage-Inzidenz* derweil weiterhin leicht. Laut Robert-Koch-Institut (RKI)* liegt sie am Freitagmorgen bundesweit bei 6,2 (Vortag: 6,6; Vorwoche: 10,3). Die Gesundheitsämter meldeten dem RKI binnen eines Tages 774 Corona Neuinfektionen (Stand: 25. Juni, 4.12 Uhr). Deutschlandweit wurden den Angaben nach binnen 24 Stunden 62 neue Todesfälle verzeichnet.
Auch an diesem Freitag werden Spahn und RKI-Chef Lothar Wieler wieder über die aktuelle Corona-Lage in Deutschland informieren. In einem Interview mit der Rheinischen Post sagte Wieler vorab: „Sicher ist, dass es im Herbst und Winter wieder zu steigenden Zahlen kommt.“ Der Verlauf insgesamt hänge vom Verhalten aller und dem Impffortschritt ab.
Zudem spricht er sich weiterhin für Schutzmaßnahmen an den Schulen aus. „Wir empfehlen, dass in Schulen weiter getestet und Mund-Nasen-Schutz getragen wird. Aus heutiger Sicht würde ich sagen, das sollte bis zum nächsten Frühjahr so sein.“ Dafür nennt er zwei Gründe: Das Infektionsgeschehen soll niedrig gehalten werden, da auch Kinder schwer erkranken könnten. Und man verfolge das Ziel, Schulen offen zu halten. Außerdem empfiehlt das RKI weiterhin, auf nicht notwendige Reisen zu verzichten.
Mittlerweile gibt es in Deutschland auch eine neue Diskussion über die Verkürzung von Impfabständen. Hintergrund ist die angenommene Wichtigkeit vollständiger Impfserien zum Schutz vor der Delta-Variante des Coronavirus*. Die Ständige Impfkommission empfiehlt bislang längere Zeitabstände zwischen den zwei Impfungen als es gemäß Zulassung der jeweiligen Impfstoffe möglich wäre. Das hat Gründe: Bei Astrazeneca etwa steigt die Wirksamkeit bei längerem Abstand. Zudem sprach die Impfstoffknappheit dafür, zunächst möglichst viele Menschen mit der Erstimpfung zu versorgen.
Kanzleramtsminister Helge Braun (CDU) sagte am Donnerstag im ARD-„Morgenmagazin“ auf die Frage, ob die Abstände verkürzt werden sollten, um schneller Menschen vor Delta zu schützen: Die Herausforderung sei zunächst einmal, dass jeder - mit Ausnahme von Kindern unter 12 - eine Chance zur Erstimpfung bekomme. Bei der Zweitimpfung gehe es weniger um die Frage der Bequemlichkeit des Abstands, sondern mehr um die Wirksamkeit. Er verneinte die Frage, ob eine Verkürzung der Rat der Stunde sei.
Der Immunologe Carsten Watzl schrieb auf Twitter auf eine entsprechende Frage eines Nutzers, dass man bei den aktuell niedrigen Infektionszahlen das lange Astrazenca-Impfintervall nutzen könne - also bis zu zwölf Wochen. Der Virologe Christian Drosten weist schon länger darauf hin, dass gerade die erste Impfung gegen Delta noch nicht so viel hilft. Auch Watzl hatte der dpa kürzlich gesagt: „Die Zweitimpfung ist dringend notwendig, um auch die Mutanten gut abwehren zu können.“
„Die aktuellen Impfintervalle, insbesondere bei Biontech, zu verkürzen, macht natürlich Sinn, um möglichst schnell eine vollständige Impfwirkung zu erreichen“, erklärte der Vorstandschef der Kassenärztlichen Bundesvereinigung, Andreas Gassen, am Mittwoch. „Die maximale Spreizung der Impfintervalle bei Biontech hat ja lediglich im Mangel der Impfstoffe ihre Begründung.“ Auch in Deutschland werden mittlerweile wachsende Anteile der in Indien entdeckten Delta-Variante verzeichnet. Die Fallzahlen durch die Mutante wachsen bislang aber nur relativ leicht, während der Trend bei den Ansteckungen durch die noch dominierende Mutante Alpha stärker zurückgeht. Perspektivisch wird damit gerechnet, dass Delta auch hier das Infektionsgeschehen dominieren wird. (cibo/dpa/AFP) *Merkur.de ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA.