Corona: Fehlende Impfstoffe in Entwicklungsländern - Impf-Beginn noch „völlig ungewiss“

Weltweit wird in vielen reichen Ländern bereits gegen das Corona-Virus geimpft. Doch wie verhält es sich hingegen in den Entwicklungsländern?
- Manche Länder verfolgen eine unterschiedliche Strategie im Kampf gegen das Coronavirus.
- Zudem herrscht weltweit eine ungleiche Verteilung der Impfstoffe.
- Der Chef der Weltgesundheitsorganisation WHO beschreibt die Lage als „katastrophales Versagen“.
München - Ein Impfstoff gegen den Coronavirus-Erreger SARS-CoV-2 soll die Menschen vor einer Infektion schützen. Seit Ende 2020 gibt es den begehrten Impfstoff - doch wer gilt als Risiko-Patient und wer muss noch auf die Warteliste? In Deutschland gilt die Regel, dass Risiko-Patienten, die mit Vorerkrankungen zu kämpfen haben, zuerst eine Impfung bekommen sollen. Pflegekräfte sollen ebenfalls als erstes geimpft werden.
Auf anderen Kontinenten wie Asien und Afrika und auch Südamerika - besonders in den Entwicklungsländern - sieht es jedoch anders aus. Eine Verteilung der Impfstoffe läuft weltweit ungleich ab. Wer eine Lieferung bekommt, entscheidet sich oft danach, wer am meisten bezahlt und nicht danach, wer am dringendsten eine Impfung benötigt. Die Rede ist von „impfnationalistischem Handeln“.
Corona-Impfung: WHO-Chef beschreibt aktuelle Corona-Lage als „katastrophales Versagen“
„Die Welt steht am Rande eines katastrophalen moralischen Versagens. Der Preis für dieses Versagen wird mit Leben und Lebensgrundlagen in den ärmsten Ländern der Welt bezahlt werden.“ Diese deutlichen Worte verkündet Tedros Adhanom Ghebreyesus, Chef der Weltgesundheitsorganisation „WHO“. Mehr als 39 Millionen Impfdosen in knapp 49 reicheren Ländern wurden schon verimpft. 25 Impfungen gegen Covid-19 sollen dagegen in den ärmeren und Ländern verabreicht worden sein, berichtet spiegel.de. „Nicht 25 Millionen, nicht 25.000 - nur 25 Impfungen“, beteuert Ghebreyesus. Es sei nicht fair, dass viele Staaten sich vordrängeln und die Initiative „Covax“ umgehen. Die Organisation wurde gegründet, damit auch ärmere Staaten den Impfstoff gegen den SARS-CoV-2-Erreger erhalten.
Impfstoff-Strategie in Afrika: Diese Regeln gelten auf dem Kontinent
Einzig der kleine Inselstaat Seychellen hat mit dem Impfen des medizinischen Personals begonnen. Mit einer Impfung wurden Politiker in Guinea versorgt. Viele Staaten des Kontinents haben Impfkampagnen angekündigt. Gesundheitsexperte Githinji Gitahi gibt zu der aktuellen Lage ein Statement ab: „Alle angekündigten Impfdosen sind bisher nur Reservierungen und existieren noch nicht. Es ist völlig ungewiss, wann es auf dem Kontinent flächendeckend losgeht“. In Südafrika muss in die „Covax“-Initiative einzahlen, anstatt sie, wie die ärmeren Länder, kostenlos zu erhalten, berichtet spiegel.de weiterhin. Südafrika hat bereits angekündigt, dass trotz der aktuellen Wirtschaftskrise die Steuern erhöht werden könnten, um die Impfstoffe zu finanzieren.
Eine weitere erschreckende Tatsache: In Kenia sind fast 40 Prozent der Bevölkerung unter 15 Jahre alt - für sie gibt es bislang keinen zugelassenen Impfstoff. Kenia setzt vor allem auf den AstraZeneca-Impfstoff, der keine Tiefkühlung erfordert. Das kenianische Gesundheitsministerium verkündet, dass 47 Millionen Impfdosen verschiedener Hersteller zusagt haben. Doch die Impfstoff-Dosen reichen nicht einmal für die Hälfte der Bevölkerung. Tansania lässt sich derzeit noch auf keine Impf-Kampagne ein. Stattdessen setzen die Einwohner auf Heilkräuter, wie die tansanische Regierung im Dezember mitteilt. Das Land gilt seitdem als angeblich Covid-19 frei. Die Aussage ist dennoch fraglich.
Impfstoff-Verlauf in Lateinamerika: Ungerechte Aufteilung der Staaten
Chile und Mexiko sind seit mehreren Wochen an den Impfungen dran, versorgen ihre Bürger und Bürgerinnen. Anders als in Bolivien, Nicaragua, Guatemala und Honduras zu. Die Menschen sind abhängig von der Organisation „Covax“ und müssen auf den Impfstoff warten. Brasilien ist das Land, das am meisten von der Pandemie betroffen ist. 210.000 Menschen sind laut offiziellen Angaben bereits an einer Covid-19-Erkrankung verstorben. Brasiliens Präsident Jair Bolsonaro ist Impfgegner. Eine fragliche Äußerung zu dem Impfstoff machte er im vergangen Jahr: „Wenn es dich in ein Krokodil verwandelt, ist es dein Problem“. Die Bestellung des Impfstoffs von Pfizer/Biontech wies er von sich und setzte stattdessen auf den in Indien produzierten Impfstoff von AstraZeneca. Doch der Deal platzte - seitdem wird mit dem chinesischen Impfstoff „Coronavac“ geimpft.
Um die Pandemie in Mexiko einzudämmen, hat das Land bisher ziemlich wenig unternommen. Eine Impfung gegen den Coronavirus-Erreger SARS-CoV-2 sei auch hier die Hoffnung und die letzte Möglichkeit, die Pandemie unter Kontrolle zu bringen. 20.000 Ansteckungen gibt es derzeit pro Tag. Das Land hat, wie spiegel.de berichtet, rund 34,4 Millionen Biontech/Pfizer- und 77,4 Millionen AstraZeneca-Impfstoff-Dosen bestellt.
Impfungen gegen das Coronavirus: Asiens Regelungen zur Corona-Pandemie
China und Indien haben bereits Impfkampagnen gestartet. Kambodscha, Laos, Myanmar, Thailand und Vietnam müssen sich derzeit noch gedulden. Doch wie lange kann man die Einwohner dieser Länder noch warten lassen? In Japan wurde der Corona-Notstand sogar bis in den Februar verlängert. Impfstoffzulassungen laufen langsam. Erste Impfungen soll es Ende Februar geben. Im Sommer vergangenen Jahres, als die Corona-Pandemie sich immer weiter ausbreitet, hatte China schon bestimmte Personen impfen lassen.
Welche Einwohner in China mit einer Impfung an der Reihe sind, richtet sich danach, zu welcher der drei Gruppen sie gehören. Die Gruppen unterteilen sich in die, die einem besonders hohes Infektionsrisiko ausgesetzt sind. Dazu zählen ältere Menschen mit Vorerkrankungen. Zum Schluss ließe man erst den Rest der Bevölkerung zu einer Impfung zu. Anfang Januar haben in Peking eine Million Menschen die erste Impfung erhalten, hieß es in der Nachrichtenagentur Xinhua. Indien sei hinter den USA das Land mit den meisten Coronafällen. Die indische Regierung will bis zum Sommer 300 Millionen Menschen impfen - eine Impfung ist hier kostenlos.