Empfohlen wird durchweg das Boostern mit einem mRNA-Impfstoff sechs Monate nach Erreichen des vollen Impfschutzes. Dieser wird in der Regel nach der zweiten Dosis erreicht. Die meisten Menschen in Deutschland sind demnach noch nicht an der Reihe.
Bislang haben gerade mal gut zwei Millionen Menschen in Deutschland die Auffrischung bekommen - nach Meinung von Experten viel zu wenig. Der Immunologe Leif Erik Sander rechnet vor, dass rund 30 Millionen Menschen dringend die Booster-Impfung bräuchten - darunter Menschen über 70, schwer Vorerkrankte, Patienten mit Immunschwäche und Beschäftigte des Gesundheitswesens.
Nach Angaben von Sander lässt die Wirkung der Vakzine nach rund sechs Monaten nach, Ältere sind besonders von diesem Effekt betroffen. Bei 40 Prozent der Menschen über 70 ließen sich keine neutralisierenden Antikörper mehr nachweisen.
Eine Studie in Israel, das auch beim Boostern Vorreiter ist, zeigt eine gute Wirksamkeit der Auffrischungen. Berichten zufolge haben die Forscher herausgefunden, dass es bei Menschen über 60 Jahren, die bislang nur zwei Dosen bekamen, zehn Mal mehr Infektionen gab als bei denjenigen in dieser Altersklasse, die die Booster-Impfung bekamen. Zudem seien bei zweifach Geimpften 20 Mal häufiger schwere Krankheitsverläufe aufgetreten als bei den Studienteilnehmern mit dreifachem Impfschutz.
Eine Studie des Impfstoffherstellers Biontech/Pfizer belegt nach Angaben des Unternehmens ebenfalls eine hohe Wirksamkeit der dritten Dosis: Sie habe den hohen Impfschutz, der nach der zweiten Dosis erreicht worden sei, wiederherstellen können und zeige eine relative Impfstoffwirksamkeit von 95,6 Prozent - deutlich mehr als bei Studienteilnehmerinnen und -teilnehmern ohne Auffrischungsimpfung.
Infrage kommen dafür insbesondere Arztpraxen: Sie könnten nach Angaben der Kassenärztlichen Bundesvereinigung wöchentlich 3,5 Millionen Dosen verabreichen. Hinzu kommen die noch bestehenden Impfzentren: In Berlin gibt es noch zwei davon. Im Sommer waren es noch sechs, trotzdem spielen sie bei den Impfungen in der Hauptstadt eine wichtige Rolle: In diesen und den mobilen Impfstationen würden über 40 Prozent der Impfungen in Berlin vorgenommen.
Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hat sich für die Wiedereröffnung weiterer Zentren ausgesprochen, hast dafür aber kaum Unterstützung aus den Ländern erhalten. Wer zwei Corona-Impfungen hinter sich hat, fragt sich vielleicht, ob er die Entscheidung für den dritten Schuss vom Antikörpertest abhängig machen sollte. Das sagen Experten. (AFP/frs)