Infektionsgeschehen im Griff? SPD-Gesundheitsexperte Lauterbach schildert fünf bedeutende Punkte

Die Inzidenzwerte in Deutschland befinden sich im rapiden Fall. Ob die Pandemie bezwungen ist? Karl Lauterbach äußert sich - und benennt entscheidende Faktoren.
München - Wie lange hat Deutschland noch mit der Corona-Pandemie zu kämpfen? Wenn es um die Einschätzung zur aktuellen Lage geht, ist Prof. Dr. Karl Lauterbach ein verbreiteter und gern gesehener Ansprechpartner. Der Gesundheitsexperte der SPD ist sehr zuversichtlich, dass hierzulande schon bald die Sieben-Tage-Inzidenz unter eine „magische“ Grenze von 50 rutscht.
Corona-Infektionen: Lauterbach erwartet markante Senkung der Inzidenz
Gegenüber Merkur.de erklärte der Sozialdemokrat jedoch, dass schon im Herbst die Infektionszahlen wieder nach oben gehen könnten. In einem weiteren Interview hat sich der Bundestagsabgeordnete dazu geäußert, dass aus seiner Sicht verschiedene Schritte zum markanten Sinkflug der aktuellen Fallzahlen beigetragen hätten. „Die Kombination der Maßnahmen, die wir ergriffen haben, wirkt“, stellte Lauterbach gegenüber der Passauer Neuen Presse fest (siehe Video). Die Impfeffekte im Monat Mai würden seiner Ansicht nach dafür sorgen, „dass wir schon im Juni wieder unter 50 gehen“, führt der 58-Jährige aus.
Welche Maßnahmen konkret für den rapiden Schwund der Corona-Ansteckungen in Deutschland gesorgt haben, dazu hat sich Karl Lauterbach mit Bild.de unterhalten. Er nennt dem Portal fünf wesentliche Aspekte, welche die Entwicklung der Corona-Inzidenz-Werte merklich beschleunigt hätten:
Deutschland: Corona-Zahlen sinken kontinuierlich - Lauterbach erwähnt fünf Faktoren
1. Geplante Osterruhe, die gar nicht verhängt wurde: Bereits die Diskussion um bundesweite, strenge Maßnahmen hätte dazu geführt, dass deutsche Bürger sensibilisiert gewesen seien, dass an den Feiertagen eine erhöhte Gefahr im Hinblick auf Infektionen droht. „Die Bevölkerung hat reagiert und schon um Ostern herum von sich aus mehr Vorsicht walten lassen“, ist Lauterbach überzeugt.
2. Debatte um die bundesweite Notbremse: Schon die Diskussionen im Vorfeld der später eingeführten Bundes-Notbremse hätte dafür gesorgt, dass einzelne Bundesländer geplante Lockerungen auf Eis legten und sogar bereits beschlossene Erleichterungen doch nicht umgesetzt wurden, erklärt Prof. Dr. Lauterbach der Bild.
3. Die Bundes-Notbremse selbst: Die landesweite - überwiegend - einheitliche Regelung der Corona-Maßnahmen habe ebenfalls einen großen Teil dazu beigetragen, dass bei den bis dato steigenden Ansteckungszahlen eine Trendwende gelang. Welche Regeln der bundesweit geltende Notbremsen-Beschluss beinhaltet, erfahren Sie hier.
Corona in Deutschland: Großer Effekt wegen zunehmender Impfungen
Dazu sieht Lauterbach zwei weitere Faktoren, die mit der vermeintlich wichtigsten Maßnahme zusammenhängen - der Immunisierung der Bevölkerung mit Impfungen gegen Sars-CoV-2.
4. Effekt von bereits vollzogenen Impfungen: Mittlerweile sind knapp zehn Prozent aller Deutschen geimpft, ca. ein Drittel der Bürger hat zumindest die erste Impfdosis erhalten. Lauterbach findet: „Wir haben schon ein Drittel der Bevölkerung, die zumindest die Erstimpfung erhalten haben oder Genesene sind. Damit ist die Gefahr des Superspreading weg.“ Allein am 5. Mai 2021 wurden in Deutschland über eine Million Menschen gegen Corona geimpft (News-Ticker).
5. Erhöhte Vorsicht vor einer Impfung: Als weiteren wichtigen Punkt erachtet Lauterbach einen Effekt, der auch in Ländern wie Großbritannien beobachtet wurde. Die These des SPD-Gesundheitsministers lautet: „Leute, die wissen, dass sie bald geimpft werden oder gar schon ihren Termin haben, werden vorsichtiger, denn niemand will sich vor der rettenden Impfung noch anstecken.“
Ob hierzulande dennoch verfrüht Freude ausbricht? Wissenschaftler erklären weitere Gründe, warum die dritte Welle der Corona-Pandemie gebannt scheint. Es geht um eine Entwicklung, die jener aus dem Jahr 2020 ziemlich ähnlich ist. (PF)