Corona: „Impf-Weltmeister“ Israel lockert in großem Stil - Pandemie-Koordinator warnt schon vor neuem Lockdown
Am Sonntag sind in Israel viele Lockerungen für Personen mit einem Grünen Pass in Kraft getreten. Experten mahnen weiter zur Vorsicht, um einen Lockdown zu vermeiden.
Tel Aviv - Rund zwei Wochen nach Einführung des Grünen Passes sind am vergangenen Sonntag in Israel weitere Corona-Lockerungen in Kraft getreten. Restaurants und Cafés durften wieder öffnen, wenn auch mit Einschränkungen. Die Innenräume durften nur von Personen mit Grünem Pass genutzt werden, Ungeimpfte konnten lediglich im Außenbereich Platz nehmen. Auch Veranstaltungshallen und Speisesäle in Hotels können nun unter Einschränkungen wieder öffnen, ebenso wie Sportstadien für bis zu 1500 Besucher.
Corona in Israel: Der „Impf-Weltmeister“ öffnet für Personen mit Grünem Pass
Studenten mit Grünem Pass dürfen wieder an ihre Hochschulen zurückkehren. Ungeimpfte können ihren Lehrveranstaltungen weiterhin nur per Video folgen. Auch die Mittelschulen sind seit Sonntag wieder geöffnet. Den Grünen Pass erhalten in Israel Genesene und Menschen, deren zweite Impfung gegen das Coronavirus mindestens eine Woche zurückliegt. Passbesitzer genießen mehr Freiheiten als Ungeimpfte. Dennoch sind weiterhin alle aufgerufen, sich an die Corona-Regeln wie Maskenpflicht und Abstand zu halten.
Die Corona-Impfkampagne in Israel zählt zu den schnellsten weltweit - das Land wurde daher häufig als „Impf-Weltmeister“ betitelt. Von den etwas mehr als neun Millionen Einwohnern erhielten bislang rund fünf Millionen Menschen eine Erst- und mehr als 3,7 Millionen auch eine Zweitimpfung. Österreichs Kanzler Sebastian Kurz und die dänische Ministerpräsidentin Mette Frederiksen haben sich bereits mit dem israelischen Premierminister Benjamin Netanjahu getroffen, um Gespräche über eine Impf-Allianz zu führen.
Corona in Israel: Netanjahu zuversichtlich - Experten mahnen zur Vorsicht
Netanjahu äußerte sich auch aufgrund des Impffortschritts zuletzt sehr zuversichtlich in Bezug auf ein baldiges Ende der Corona-Pandemie in Israel. „Wir werden für einige Zeit eine Maske tragen müssen. Aber wir haben es hinter uns“, behauptete der Politiker gegenüber Fox News.

Der israelische Pandemie-Koordinator Nachman Ash wollte dieser Aussage nicht vollständig zustimmen. „Ich weiß nicht, was der Premierminister meinte“, erklärte der Experte im Interview mit dem Radiosender 103FM. „Wenn wir nicht verantwortungsvoll handeln und Bürger nicht den Richtlinien folgen, besteht die Möglichkeit eines erneuten Lockdowns vor der Wahl“, mahnte Ash. In Israel stehen am 23. März Parlamentswahlen an.
Corona in Israel: Neuer Lockdown im März unwahrscheinlich, aber nicht ausgeschlossen
Ash erklärte am Mittwoch, es habe am Vortag 2870 neue Fälle in Israel gegeben. Im Vergleich zur Vorwoche sei das eine „signifikante Abnahme der Zahlen“. Zudem gebe es derzeit 650 ernsthaft Erkrankte im Land. Er schätze, dass auch die Übertragungsrate leicht gesunken sei. Ash sagte weiter, dass ein erneuter Lockdown vor den Pessach-Feiertagen Ende März daher zwar unwahrscheinlich sei, allerdings sei „nichts sicher“.
Nadav Davidovitch, Professor der Gesundheitswissenschaften an der Ben-Gurion-Universität in Be‘er Scheva, mahnte in einem Radiointerview ebenfalls zur weiteren Vorsicht in der Corona-Pandemie. „Wir sind jetzt in einer guten Position, aber wir dürfen keinen erneuten Lockdown zulassen. Wir haben alle Werkzeuge, um das zu verhindern, wie Impfstoffe, Schnelltests und eine angemessene Überwachung“, so der Experte. (ph)