Dramatische Corona-Lage im Herbst? Virologin bezieht Stellung zu überlasteten Krankenhäusern

Wie angespannt wird die Corona-Lage im Herbst 2022 in den deutschen Krankenhäusern? Die Meinungen unter Virologen sind geteilt. Eine Münchner Expertin nimmt Stellung.
München - Die dramatischen Bilder der Intensivstationen deutscher Krankenhäuser sind zwar angesichts des Sommers 2022 in den Hintergrund gerückt - jedoch immer noch allgegenwärtig. Schließlich fürchten viele Menschen, dass in der Bundesrepublik schon bald wieder Berichte über vermeintliche Engpässe in den medizinischen Versorgungseinrichtungen die Runde machen.
Die Münchner Virologin Ulrike Protzer ist der Ansicht, dass heftige Corona-Inzidenzzahlen in der anstehenden kalten Jahreszeit nicht mehr für überfüllte Krankenhäuser sorgen werden. „Wir haben durch die Impfungen und durch die durchgemachten Infektionen eine sehr gute Immunlage aufgebaut“, erklärt die Medizinerin der TU München gegenüber der Augsburger Allgemeinen.
Corona im Herbst 2022: Weniger überfüllte Krankenhäuser? Medizinerin erklärt These
Die Corona-Impfungen bezeichnet die 59-Jährige als „Gamechanger“ im Kampf gegen die Infektionszahlen. Speziell ältere sowie immunschwache Personen seien ihr zufolge von schweren Verläufen bedroht gewesen. „Seit ein Großteil dreifach geimpft ist, ist das komplett anders.“ Protzer sieht den Hauptgrund für das reduzierte Risiko von überfüllten Krankenhäusern in der Immunisierung eines Großteils der Bevölkerung.
Derweil hat der Deutsche Bundestag neue Corona-Regeln für den anstehenden Herbst beschlossen:
Überfüllte Krankenhäuser Vergangenheit? Münchner Professorin rechnet mit starker Grippewelle
Inwieweit die Prognose der Professorin aus München auf die Gesamtsituation in den Notaufnahmen zutrifft, erscheint fraglich: Krankenhäuser kämpfen schließlich bereits seit weit vor der Corona-Pandemie immer wieder mit Versorgungsengpässen, die durch ein straffes Kostenmanagement im Gesundheitssystem sowie daraus resultierender Personalprobleme entstanden sind.
Auch wenn Protzer angesichts der massiven Zahl an Corona-Impfungen von einer gesunkenen Gefährdungslage durch Covid-19 ausgeht: Die Wissenschaftlerin fürchtet stattdessen größere Probleme mit einer anderen Krankheitswelle. Aufgrund des ständigen Bedeckens der Atemwege rechne sie mit stärker steigenden Zahlen hinsichtlich Grippe: „Da hatten wir durch das konsequente Maskentragen in den vergangenen zwei Jahren sehr wenige Fälle, aber das wird uns dieses Jahr wieder treffen“, vermutet die Medizinerin gegenüber der Zeitung.
Auch im Sommer schlugen sich hohe Corona-Inzidenzen auf die Kliniken nieder: Überall in Bayern fehlte Personal, das selber krank ist oder sich um infizierte Kinder kümmern muss. (PF)