Neue Corona-Studie zeigt: Bis zu 65 Millionen Menschen leiden an Long Covid

Long Covid: Wenn Menschen sich nach einer Corona-Infektion nicht erholen, wird in schweren Fällen ME/CFS daraus. Die Studienlage bessert sich nur langsam.
Berlin - „Mein Name ist Vanessa. 2017, mit Ende 20, hatte ich eine Virusinfektion, die bei mir die Krankheit Myalgische Enzephalomyelitis ausgelöst hat. Seit mehreren Jahren liege ich deswegen schwer krank im Bett, in Dunkelheit und Stille, weil jegliche Reize Symptome auslösen und verschlimmern“, schreibt die Userin Standby_M_E_ auf Twitter. Bis zu 250.000 Menschen in Deutschland sollen von der mit ME/CFS abgekürzten Erkrankung betroffen sein. Wenn Nerven- und Immunsystem verrückt spielen, sind sie häufig aus dem Alltag ausgeschlossen. Wie die Deutsche Gesellschaft für ME/CFS schreibt, kann die Krankheit in den schlimmsten Fällen zu schwerer körperlicher Behinderung führen.
Ausgelöst wird sie durch Virusinfektionen, darunter auch Corona. Mehr Hilfe bei ME/CFS forderte eine Protestaktion in Berlin. Seit Jahren gilt schon das Ebstein-Barr-Virus als möglicher Auslöser. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) hatte mehr Forschung zum Thema Long Covid versprochen. Ausgerechnet, weil durch Corona weltweit immer mehr Menschen betroffen sind, könnte sich also für ME/CFS-Patienten auch etwas verbessern.
Long-Covid: Bis zu 65 Millionen Menschen leiden an Long Covid
Long Covid: Wenn Menschen auch vier Wochen nach der Infektion noch nicht völlig gesund sind. Post Covid: Wenn Patienten auch zwölf Wochen nach einer Infektion noch unter Symptomen leiden. Laut einer im Nature-Magazin veröffentlichten Studie „haben etwa die Hälfte aller Long-Covid-Patienten ähnliche Symptome wie bei ME/CFS“. Etwa 25 Prozent der ME/CFS-Patienten seien auf die Hilfe anderer angewiesen, 75 Prozent könnten nicht mehr Vollzeit arbeiten.
Die Studie besagt auch: Etwa zehn Prozent aller an Corona Erkrankten leiden unter Long Covid – haben also mehr als vier Wochen nach Infektion noch Beschwerden wie Müdigkeit und Erschöpfung, Kurzatmigkeit, leiden unter Konzentrations- oder Gedächtnisproblemen oder geschwächten Muskeln. Mehr als 200 Symptome seien inzwischen identifiziert. Und, klar ist auch: Sie kommen in unterschiedlicher Schwere vor. Laut tagesschau.de wird die Mehrheit der Betroffenen nach einigen Wochen oder Monaten wieder gesund. Aufgrund der Anzahl der weltweit mit Corona Infizierten, gehen die Autorinnen und Autoren der Studie von etwa 65 Millionen Long-Covid-Betroffenen weltweit aus.
Long Covid und ME/CFS werden zu selten diagnostiziert
Die Autoren der Studie üben starke Kritik: Long Covid und ME/CFS würden zu selten diagnostiziert, seien viel zu wenig erforscht. Studien dazu würden oft nur altbekanntes Wissen wiederholen. Viel zu wenig sei darüber bekannt, welche Therapien und Heilungsmöglichkeiten es für Betroffene gibt. Sie bräuchten neben der medizinischen auch soziale Unterstützung, Ressourcen müssten gebündelt werden. Auch sei die Studienlage nicht ganz klar, ob und inwiefern die Impfung das Risiko für Long Covid verringere.
ME/CFS-Patienten selbst schildern, dass es ihnen nach körperlicher Belastung meist schlechter geht – was häufig auch gerade in Post-Covid-Therapien vernachlässigt würde. Die Anregung, sich weniger zu schonen und die Belastung allmählich zu steigern, könne dazu führen, dass Patientinnen und Patienten noch viel kränker werden und in einen Abwärtsstrudel gelangen. Eines der wenigen Stichworte heißt: Pacing – wenn Patientinnen und Patienten, in nicht fortgeschrittenen Stadien, lernen, mit den eigenen Energien zu haushalten und den Körper zu schonen. Bevor sie überlastet sind. (kat)