Geruchs- und Geschmacksverlust bei Corona-Infektion: Forscher verkünden nach Studie endlich neue Erkenntnisse
Viele Menschen, die an Corona erkrankt sind, berichten von einem Geruchs- oder Geschmacksverlust. Doch nicht alle sind davon betroffen. Nun liegt eine neue Studie dazu vor.
Kalifornien - Riechen und Schmecken sind zwei wichtige Sinne, die vor allem beim Essen eine große Rolle spielen. Ein Phänomen, das oft mit einer Corona-Infektion einhergeht, ist der Verlust dieser beiden Sinne. Forscher in den USA haben nun herausgefunden, dass dieses Phänomen wohl auch von den Genen abhängt.
Riechstörung bei Corona-Infektion: Gene tragen wohl Mitschuld
Zu diesem Ergebnis kam eine Studie, die kürzlich im Fachmagazin Nature Genetics veröffentlicht wurde. An ihr nahmen knapp 70.000 Personen teil.
Ein Verlust des Geruchs- oder Geschmackssinns galt schon frühzeitig in der Corona-Pandemie als erstes Anzeichen einer Infektion*, jedoch ist die Ursache dafür noch nicht geklärt. Ebenso unklar ist, warum bei einigen Infizierten der Geruchs- und Geschmackssinn beeinträchtigt ist, wohingegen andere nicht darunter leiden.
Corona: Studie bringt neue Ergebnisse zum Verlust des Geruchssinns
Um genau das herauszufinden, haben die Forscher eine genomweite Vergleichsstudie mit 69.841 Teilnehmern durchgeführt. Alle Teilnehmer waren über 18 und lebten in den USA oder in Großbritannien. Bei 68 Prozent der Befragten, die sich schon einmal mit dem Coronavirus infiziert hatten, trat demnach während der Infektion eine Beeinträchtigung beim Riechen oder Schmecken auf.
Diese Gruppe verglichen die Forscher mit denen, die während ihrer Corona-Infektion nicht unter Geruchs- oder Geschmacksverlust litt. Sie gingen dabei so vor, dass sie Genvarianten im gesamten Erbgut der Studienteilnehmer verglichen um herauszufinden, ob genetische Faktoren für den Geruchs- oder Geschmacksverlust verantwortlich sind.
Veränderung an einem Gen-Ort wohl verantwortlich für Geruchsverlust
Mithilfe spezieller Algorithmen suchten die Wissenschaftler nach Gen-Orten, die bei den Teilnehmern mit Geruchs- oder Geschmacksverlust häufiger verändert waren, als bei denen ohne dieses Phänomen.
Und sie wurden fündig: Bei jenen Studienteilnehmern, die nach einer Corona-Infektion unter Geruchsverlust litten, war ein Gen-Ort häufiger verändert. Dieser DNA-Abschnitt umfasst 28 Varianten. Diese Varianten würden laut Wissenschaftlern das Risiko für einen Verlust des Geruchssinns um rund elf Prozent erhöhen.
Europäer besonders häuft von Riechstörung betroffen?
Die genetische Assoziation sei zwar in der europäischen Population am deutlichsten, die Effektgrößen seien aber populationsübergreifend konsistent, so die Wissenschaftler. Das passe zu den Ergebnissen der Umfrage, dass Menschen europäischer Abstammung häufiger von einem Geruchsverlust bei einer Corona-Infektion betroffen sind, als Menschen mit asiatischen oder afrikanischen Vorfahren.
Der betroffene Gen-Ort liegt laut Nature Genetics nahe zwei Genen, UGT2A1 and UGT2A2, die für die Geruchswahrnehmung wichtig sind. Diese Gene werden vor allem in der Nasenhöhle aktiv und und enthalten die Bauanleitung für Enzyme, die für die Geruchswahrnehmung wichtige sind.
Diese Enzyme sind speziell dafür zuständig, an bereits entschlüsselte und vom Menschen wahrgenommene Geruchsstoffe zu binden und sie zu neutralisieren. Dadurch werden diese Geruchsstoffe unsichtbar für die Riechrezeptoren, die dann erst neue Düfte wahrnehmen können. Das ist wichtig, damit Düfte nicht in der Nase hängen bleiben und die weiteren Gerüchen somit nicht wahrgenommen werden können. Die Enzyme sorgen also dafür, dass der Geruch verfliegt, sobald der auslösende Geruch nicht mehr in der Umgebung vorhanden ist.
Wie hängen die Ergebnisse mit Corona zusammen?
Wie genau die beiden neu identifizierten Gene UGT2A1 and UGT2A2 für den Verlust von Geruchs- und Geschmackssinn verantwortlich sind, ist derzeit noch nicht geklärt. Jedoch vermuten die Forscher, dass die Gene laut ihrer Position und ihrer essenziellen Funktion eine Rolle in der Physiologie der infizierten Zellen spielen könnten. Das könnte in den funktionellen Beeinträchtigungen resultieren, die den Verlust der Geruchswahrnehmung zur Folge haben. *tz.de und merkur.de sind Angebote von IPPEN.MEDIA