Bundesaußenminister Heiko Maas hat nach dem Hilferuf aus dem Nachbarland bereits reagiert und angeboten, Patienten in deutschen Krankenhäusern behandeln zu lassen. Man sei dazu bereits in Gesprächen mit den Verantwortlichen in der tschechischen Hauptstadt Prag und auch mit einzelnen Bundesländern in Deutschland, sagte der SPD-Politiker am Freitag in Berlin. „Wir würden das sehr begrüßen, wenn wir die schwierige Situation, die es in der Tschechischen Republik gibt, damit etwas mildern könnten.“
Ursprungsmeldung vom 3. März 2020: Prag - Die Coronavirus-Pandemie hatte sich in vielen Ländern über den Januar beruhigt, auch die Lage in Deutschland schien sich eine Zeit lang zu entspannen. Während das Robert Koch-Institut am Mittwoch jedoch wieder einen sprunghaften Anstieg der Infektionen verzeichnete, scheint sich die Lage im Nachbarland Tschechien immer weiter zuzuspitzen. Dort sehen sich Mediziner nun sogar zu einer Maßnahme gezwungen.
Die Krankenhäuser in Tschechien melden am Mittwoch eine Rekordzahl an Covid-19-Patienten. Insgesamt werden 8162 Menschen stationär behandelt. Das ist der höchste Wert, der innerhalb der Corona-Pandemie in dem Land je verzeichnet wurde. Das bestätigte das örtliche Gesundheitsministerium am Mittwoch. Darunter waren mehr als 1660 besonders schwere Fälle, die künstlich
beatmet werden müssen. In der Verwaltungsregion Pardubice in Ostböhmen wurde ein Notfallplan aktiviert, weil die Krankenhauskapazitäten vollständig erschöpft waren.
Um der Corona-Pandemie und den überlaufenden Krankenhäusern Herr zu werden, greifen Mediziner nun zu unerwarteten Maßnahmen. Angesichts der verzweifelten Lage sollen nun auch weitgehend unerprobte Medikamente versuchsweise eingesetzt werden. Im Universitätskrankenhaus in Brünn (Brno) trafen 10.000 Packungen des Antiparasitikums Ivermectin ein. Dafür hatte sich Regierungschef Andrej Babis persönlich eingesetzt: „Wir sagen, dass wir nicht auf klinische Studien warten können, lasst uns das versuchen.“
Doch das Land versucht auch auf anderem Weg die Ausbreitung des Virus einzudämmen. Auf Anordnung der Regierung sollen nun auch große Firmen mit Corona-Massentests für ein Entgegenwirken sorgen. Innerhalb der nächsten zwei Wochen sollen mehr als zwei Millionen Arbeiter und Angestellte mindestens einmal getestet werden. Die Behörden meldeten am Mittwoch 16.642 neue Corona-Fälle binnen 24 Stunden. Innerhalb von 7 Tagen steckten sich nach Berechnungen mehr als 780 Menschen je 100.000
Einwohner an. Seit Beginn der Pandemie gab es fast 1,3 Millionen bestätigte Infektionen und 20.941 Todesfälle.