In Dänemark schon dominant - Neuer Omikron-Subtyp versetzt Experten in große Besorgnis
Weiterhin bilden sich neue Corona-Varianten. Diesmal handelt es sich um einen Subtyp der hochansteckenden Omikron-Mutante. Einige Experten sind bereits beunruhigt.
München - Nach ihrer Entdeckung führte die hochansteckende Omikron-Mutation des Coronavirus zu einem großen Wirbel und zahlreichen Diskussionen. Aufgrund ihrer hohen Ansteckungskraft wurden die Entwicklungen um die Variante mit Besorgnis verfolgt und eine extreme Überlastung von Intensivstationen gefürchtet. Einige Studien lieferten jedoch Grund zur Beruhigung: Die Mutation führt meistens nur zu milden Krankheitsverläufen.
Diese gelassene Atmosphäre könnte sich jetzt allerdings schnell ändern, denn aktuell sorgt ein Subtyp von Omikron die Experten wieder sorgen - zumindest in Dänemark. Der BA.2-Subtyp ist dort schon dominant. Sie könnte aber auch für den Rest Europas gefährlich werden.
Omikron-Mutation: Neuer Subtyp BA.2 vorherrschend in Dänemark - Institut warnt mit Pressemittelung
Dabei ist BA.2 nicht der einzige Subtyp von Omikron. Daneben gibt es noch BA.1 und BA.3-Subtypen. Die höchste Relevanz hatte jedoch bis jetzt der BA.1-Typ, der die vorherige Delta-Variante des Virus schnell vertrieb und jetzt weltweit dominant ist. BA.1 ist also Omikron wie ihn die Welt kennt, könnte man sagen. In der Woche nach Weihnachten registrierten Forscher des dänischen Statens Serum Instituts einen sprunghaften Anstieg von BA.2 auf 20 Prozent der sequenzierten Proben. Nach dem man zwei Wochen später festgestellt habe, „dass das mysteriöse Wachstum weiterging“, so der Forscher Anders Fomsgaard gegenüber dem Spiegel, sei ihm bewusst geworden, dass der neue Subtyp BA.2 in Dänemark dominant werden könnte.
Fomsgaard ist Leiter der Abteilung „Virus und mikrobiologische Spezialdiagnostik“ am Statens Serum Institut, dem dänischen Zentrallabor für Infektionskrankheiten und biologische Bedrohungen. Seine Abteilung sah keinerlei Abschwächen in der Dynamik des BA.2, sondern eher eine Verstärkung. Als die BA.2-Quote im Land in der zweiten Januarwoche auf 45 Prozent stieg, handelte das Institut. Am 20. Januar wurde eine Pressemitteilung veröffentlicht und auf den Wachstum des BA.2-Subtyps und gleichzeitigen Rückgang von BA.1 aufmerksam gemacht.
Omikron-Subtyp: BA.2 verbreitet sich auch in anderen Ländern - große Unterschiede im Spike-Protein
Der Rückgang von BA.1 ist an dieser Stelle alles andere als unwichtig, denn dies wird als ein klares Indiz dafür gewertet, dass ein anderer Subtyp evolutionäre Vorteile gegenüber dem anderen Subtyp hat und ihn vertreibt. Mittlerweile verzeichnen offenbar auch Länder wie Großbritannien, Schweden, Indien oder Singapur einen Anstieg von BA.2, wie der Spiegel berichtete.
Fomsgaard lieferte auch Beschreibungen über den neuen Subtyp. Sie unterscheide sich durch mindestens zehn Mutationen zum BA.1-Subtyp. Die Unterschiede würden die wichtigen Stellen des Spike-Proteins betreffen - jener Teil des Virus, mit dem es an die menschlichen Wirtszellen andockt und in sie eindringt. Um eine bessere Vorstellung zu liefern zieht der Forscher einen Vergleich zu den Corona-Varianten. Der Unterschied zwischen BA.1 und BA.2 sei „ungefähr so wie beim Wildtyp und der Alpha-Variante“, betont der dänische Forscher.
Omikron-Subtyp BA.2: Lage in Deutschland bis jetzt nicht kritisch - aber internationale Experten besorgt
Wie sieht die Lage nun in Deutschland aus? Zwar wird hierzulande weniger als in Dänemark sequenziert, doch in den sequenzierten Proben wurde der BA.1-Subtyp viel öfter als BA.2 nachgewiesen. Dies zeigen die Daten des Robert-Koch-Instituts zur ersten Januarwoche. So wurden dort nur 38 Fälle von BA.2 nachgewiesen, während 1.568 Fälle des BA.1-Subtyps ausfindig gemacht wurden.
Noch ist die Lage in Deutschland also überschaubar, doch in Zukunft könnte in vielen Ländern die Wende kommen. Die Meldungen aus Dänemark sorgen immerhin nicht nur bei dänischen Forschern, sondern auch internationalen Experten für Besorgnis. Ausgehend von den Daten sieht etwa der US-Epidemiologe Eric Feigl-Ding zwei Möglichkeiten: Entweder verbreitet sich der BA.2-Subtyp schneller oder er umgeht den Immunschutz viel besser als BA.1.
BA.2 könne sich doppelt so schnell als die Originalversion der Omikron-Mutante entwickeln, warnte der Experte und rief dazu auf, die Situation ernst zu nehmen. Christina Pagel, eine Forscherin am University College London, schloss sich ihrem amerikanischen Kollegen an und führte an, auch in England gebe es „frühe Zeichen“ dafür, dass BA.2 sich gegen BA.1 durchsetzen könnte. Die britische Gesundheitsbehörde will BA.2 jetzt wohl näher beobachten.
Omikron-Subtyp BA.2: Unklarheit über Immunresistenz und Impfungen - PCR-Tests wohl nicht zuverlässig
Viele Experten gehen zwar von einer größeren Gefahr durch BA.2 aus, doch Fakt ist: Noch ist zu wenig bekannt. Weitere Forschungen sind nötig, um die Lage treffender beurteilen zu können. Anders Fomsgaard will in seinem Institut nun die ersten Schritte hierfür einleiten. „Wir versuchen nun, das Virus im Labor zu kultivieren, um die Immunresistenz von BA.2 im Vergleich zu BA.1 zu testen“, sagte er dem Spiegel. Sowohl die Immunresistenz als auch die Wirkung von Impfungen und Boostern gegen den Subtyp seien noch unbekannt.
Bekannt ist aber ein wichtiges Problem: PCR-Tests sind nicht immer zuverlässig bei der Identifizierung von BA.2, da der Subvariante eine entscheidende Mutation fehlt, die beim PCR-Test sofort auffällt. So verdiente sich der Subtyp übrigens den Namen „Stealth-Variante“. Genomtests sind hier die bessere Alternative zum PCR-Test, doch das bringt einen aufwendigen Prozess und somit eine Erschwerung der Nachverfolgung mit sich. (bb)