Corona: Erschreckende Rekordzahl an Toten in Großbritannien - Gibt es jetzt die Trendwende?
Coronavirus-Mutation: Premierminister Johnson setzt beim Kampf gegen das Coronavirus auf neue Medikamente. Ein Experte sieht diese Entscheidung kritisch.
- Großbritannien meldet einen Rekord an Todesfällen.
- Innerhalb eines Tages verstarben 1.325 Personen im Zusammenhang mit dem Coronavirus*.
- Premierminister Boris Johnson hat nun eine neue Strategie angekündigt.
- Dieser Newsticker ist beendet. Hier finden Sie Infos zum Thema Corona in Deutschland.
Update vom 10. Januar, 19.24 Uhr: In den vergangenen Tagen schoss die Zahl der Corona-Toten in Großbritannien in erschreckende Höhe. Nach Angaben der britischen Regierung konnte man diesen Trend vorerst stoppen.
Demnach verstarben innerhalb von 24 Stunden 563 Personen im Zusammenhang mit dem Coronavirus. Damit halbierte sich dieser Wert im Vergleich zu den vergangenen vier Tagen. In diesem Zeitraum hatte Großbritannien täglich über 1000 Tote zu beklagen.
Ob wirklich eine Trendwende gelungen ist, lässt sich allerdings noch nicht mit Sicherheit sagen. An Wochenenden muss stets mit verzögerter Daten-Übermittlung gerechnet werden. Daher kann die Zahl der Corona-Neuinfektionen auch zu Wochenbeginn wieder stark ansteigen.
Corona: Erschreckende Rekordzahl an Toten in Großbritannien - Johnson kündigt Strategie an, Experten verwundert
Update vom 9. Januar, 16.30 Uhr: Der britische Premierminister Boris Johnson hat eine neue Strategie für den Kampf gegen die Coronavirus-Pandemie angekündigt. Großbritannien wolle ab sofort die Medikamente Tocilizumab und Sarilumab bei der Behandlung von Covid-19-Erkrankungen einsetzen, mit denen normalerweise rheumatische Arthritis behandelt wird. Diese Entscheidung trifft unter anderem beim deutschen Experten für die Behandlung von Covid-19-Patienten, Stefan Kluge, auf Kritik.
Der Intensivmediziner wundert sich über die Ankündigung Johnsons, der die Präparate als „lebensrettend“ bezeichnete. „Das überrascht mich schon ein bisschen, dass der britische Premierminister den Einsatz der Medikamente schon empfiehlt“, so Kluge. Der Premierminister hatte sich weiter auf Versuchsdaten bezogen, denen zufolge die Tordesrate von Covid-19-Patienten signifikant gesenkt werden konnten.
Corona in Großbritannien: Johnson will „lebensrettende“ Medikamente einsetzten - Experte äußert sich kritisch
„Das Problem an der Studie, auf die Johnson sich bezieht, ist, dass sie noch nicht richtig begutachtet und in einer medizinischen Fachzeitschrift publiziert ist“, urteilt Kluge. Der Experte spricht darüber hinaus von widersprüchlichen Studienergebnissen, auf deren Basis eine Zulassung in Deutschland nicht denkbar wäre. „Wenn wir eine Empfehlung abgeben, dann muss das auch Hand und Fuß haben.“ Jedes Medikament habe schließlich Nebenwirkungen und koste Geld, erklärt Kluge.
Seit Beginn der Corona-Pandemie sind in Großbritannien über 82.000 Menschen an den Folgen von Covid-19 gestorben. Rasant steigende Fallzahlen und eine 7-Tages-Inzidenz von über 1000 bringen die Krankenhäuser in London derzeit an ihre Belastungsgrenzen.
Erschreckende Rekordzahl an Toten in Großbritannien: Weihnachten spielt wohl tragische Rolle bei der Entwicklung
Erstmeldung vom 8. Januar: London - „Unsere Krankenhäuser sind mehr unter Druck den jemals zuvor seit Beginn der Pandemie. Und die Infektionsraten steigen überall im Land alarmierend an“, sagt Großbritanniens Premier Boris Johnson* laut der BBC - zu einem Zeitpunkt, in dem das Land an einem Tag 68.053 Neuinfektionen registriert und mit 1.325 Verstorbenen einen Tages-Höchststand meldet.
„Verhalten Sie sich so, als ob sie das Virus hätten“ - so lautet eine Kampagne des NHS, die auf Plakaten, Anzeigen und in sozialen Netzwerken verbreitet wird.
Die Krankenhäuser in London stehen Berichten zufolge kurz vor einem Kollaps. Spätestens Ende Januar könnte es dazu kommen, dass Patienten nicht mehr versorgt werden können. Als Reaktion darauf hat Sadiq Kahn, Londons Bürgermeister, den Notstand ausgerufen, - „so besorgt wie niemals zuvor während der Pandemie.“
Corona in Großbritannien: Mutation und Weihnachten spielen tragische Rolle
Die in Großbritannien besonders stark verbreitete Mutation, die jetzt auch in Deutschland immer mehr ankommt, spielt wohl eine wichtige Rolle, darin sind sich Experten einig. Doch jetzt zeigt sich auch, dass Kontakte über Weihnachten wohl einen Einfluss auf die Entwicklung der Corona-Pandemie* hatten.
Wie die BBC vorrechnet, stieg die Rate der Neuinfektionen landesweit in der Woche nach Weihnachten „um fast ein Drittel“ an. Einer unter 50 Bürgern wurde innerhalb einer Woche im Landesteil England neu infiziert - statt einer von 70 wie noch eine Woche zuvor. In Nordirland stiegen die Neuinfektionen auf eine Person unter 200, statt eine von 230 wie vor Weihnachten. Und in Schottland infizierte sich einer von 115 statt einer von 145 Menschen neu. Lediglich in Wales sank die Zahl auf eine Neuinfektion unter 70 Personen, statt eine unter 50 Personen wie zuvor.
Corona in Großbritannien: Hoffnung durch Moderna-Impfstoff und Lockdown
Umfragen zufolge fand es jeder fünfter auf der Insel schwierig, sich an die strengen Auflagen über Weihnachten zu halten. Noch am 19. Dezember waren Lockerungen zurückgenommen worden - zu spät, weil die meisten schon Pläne gemacht hatten und nicht mehr davon abrücken wollten, so die Ergebnisse weiter. Die „Weihnachtsblasen“ oder „Christmas Bubbles“ von fünf Haushalten trafen sich trotzdem und könnten die teils desolaten Zahlen der Neuinfektionen zur Januarmitte - und auch den weiteren Ausblick - mit beeinflusst haben.
Bis Ende Januar befürchten Experten, dass die Rekordzahl an täglichen Todesfällen nicht mehr sinken kann. Dann, so die Hoffnung, könnten die Zahlen zurückgehen - wenn Großbritannien sich jetzt wieder an den strengen Lockdown hält. Doch am Tag der Schreckensnachricht kommt auch eine positive Nachricht. Mit dem Impfstoff* der Firma Moderna wurde am Freitag ein drittes Vakzin zugelassen. (kat) *Merkur.de ist Teil des deutschlandweiten Ippen-Digital-Redaktionsnetzwerks.