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Scharfe Kritik an der Politik
Corona-Management: Wird das Schule machen? Star-Virologe tritt mit Kollegen in speziellen Streik
- vonFranziska Schwarzschließen
Der prominente Wissenschaftler Marc van Ranst ist mit dem Agieren der Politiker in seinem Land höchst unzufrieden. Er hat eine klare Forderung an sie - und protestiert jetzt mit anderen Virologen.
- Der belgische Virologe Marc van Ranst tritt mit Kollegen in einen „Schweigestreik“.
- Belgien hat aktuell hohe Corona-Infektionszahlen und lockert seine Auflagen gleichzeitig.
- Van Ranst fordert von Politikern, mehr öffentliche Interviews zu ihren Entscheidungen zu geben.
Brüssel - Deutschland hat mit Drosten, Streeck oder Kekulé seine Riege an prominenten Virologen in der Pandemie*. Belgien, das aktuell mit einer alarmierenden Sieben-Tage-Inzidenz* kämpft, hat unter anderem Marc van Ranst. Er und mehrere Kollegen wollen ab diesem Samstag bis kommenden Montag (28. September) in einen „Schweigestreik“ treten - aus Protest gegen das Corona*-Management der Politik. Sie wollen an diesen Tagen keine Interviews geben, berichtete der belgische Sender VRT.
Van Ranst betonte laut VRT ausdrücklich, dass der Protest sich nicht gegen die Medien richte. Vielmehr beklagen die Wissenschaftler, dass Politiker sich zu oft hinter ihnen versteckten und sich weigerten, Interviews zu ihrer Corona-Politik zu geben.
Virologen protestieren gegen Politiker-Kommunikation in Corona-Pandemie
Kurz zuvor stellte Van Ranst auf Twitter zum Beispiel die Anfrage einer Privatperson richtig, die wissen wollte, ob es stimme, dass Belgien seine Corona-Tests* zurückfahre. Van Ranst verneinte das, bestätigte aber, dass aktuell die Maskenpflicht in dem Land falle.
I have no idea where this comes from. Nothing changed about PCR-tests.
— Marc Van Ranst (@vanranstmarc) September 24, 2020
The government did decide that masks are not mandatory anymore in open air, except in really crowded circumstances.
In Belgien lockerte die Regierung trotz steigender Corona-Zahlen* kürzlich einzelne Maßnahmen. Etwa sei es nicht nötig, das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes überall vorzuschreiben, sagte Regierungschefin Sophie Wilmès. In der Hauptstadt Brüssel galt die Maskenpflicht bislang jederzeit und in allen öffentlichen Bereichen. Ab Oktober soll sie auf belebte Orte wie die öffentlichen Verkehrsmittel beschränkt werden.
Virologen-Streik in Belgien: Reisewarnung des Auswärtigen Amtes gilt weiter
Belgien ist verhältnismäßig stark vom Sars-CoV-2-Virus betroffen. In den vergangenen zwei Wochen wurden den Behörden zufolge rund 150 Infizierte pro 100.000 Einwohner gezählt. Für die Hauptstadt Brüssel hat das Auswärtige Amt derzeit eine Reisewarnung ausgesprochen.
In zwölf weiteren EU-Ländern, darunter Frankreich, Österreich und Großbritannien steigen die Ansteckungszahlen ebenfalls rasant. Bislang seien dort allerdings eher jüngere Menschen betroffen und schwere Krankheitsverläufe* seltener. (frs mit Material der dpa) *Merkur.de gehört zum Ippen-Digital-Redaktionsnetzwerk.
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