Spahn wird auf das deutsche Unternehmen Biontech angesprochen, das an diesem Montag bekannt gegeben hatte, dass sein Wirkstoff zu 90 Prozent wirksam gegen das Coronavirus sei.
„Die Teams stehen mit allen Entwicklern in Kontakt. Die Daten für die Wirksamkeit sind, Stand heute, sehr ermutigend. Dass es einen Impfstoff gibt, der wirkt, danach sieht es aus“, erklärt Spahn weiter und meint mit Blick auf Biontech: „Als deutschen Gesundheitsminister freut es mich natürlich sehr, dass zuerst ein deutsches Unternehmen, dass zuerst ein deutsches Forscher-Team die Wirksamkeit nachweisen kann.“
Update, 12.55 Uhr: Ein Pharma-Unternehmen geht jetzt in die Offensive - und kündigt ein Aufsehen erregendes Zwischenergebnis zu seinem Corona-Impfstoff an.
Konkret: Das Mainzer Pharmaunternehmen Biontech hat mitgeteilt, dass seine Impfung Tests zufolge einen mehr als 90-prozentigen Schutz vor der heimtückischen Lungenkrankheit Covid-19 biete. Das schreibt das Nachrichtenportal n-tv.de.
Dem Bericht zufolge wollen Biontech und der Pharma-Konzern Pfizer kommende Woche die Zulassung bei der US-Arzneimittelbehörde FDA beantragen. Offizielle Bestätigungen von Behörden zur Wirksamkeit des Coronavirus-Impfstoffes gibt es offenbar noch nicht.
Update, 11.30 Uhr: Prof. Dr. Gerald Haug, der Präsident der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina, spricht jetzt in Berlin.
„Ich bin voller Hoffnung, dass wir 2021 riesige Schritte machen werden, die Pandemie zu besiegen“, sagt er - auch Haug kündigt an, dass wir „sehr bald wirksame Imfpstoffe zur Verfügung haben“. Er nennt die Zahl notwendiger Impfungen in Deutschland: „70 Prozent der Menschen müssen mitmachen und sich impfen lassen, um eine hohe Wirksamkeit zu haben“, erklärt der Experte.
Es gebe „angebrachtem Optimismus, die Pandemie im nächsten Jahr hinter uns zu lassen“, meint er weiter und will „mit sehr viel Optimismus auf Sommer 2021 zu blicken. Wenn sich alle am Riemen reißen, werden wir bis zum Sommer maßgebliche Schritte leisten, um die Pandemie hinter uns zu lassen“.
Update, 11.20 Uhr: Jetzt ist Prof. Dr. Alena Buyx, die Vorsitzende des Deutschen Ehtikrates, an der Reihe.
„Sehr bald werden Impfstoffe zur Verfügung stehen. Wer bekommt die zuerst? Am Anfang werden sie knapp sein“, sagt Buyx und erklärt die ethischen Rahmenbedingungen für die Impfungen der deutschen Bevölkerung. Im Fokus steht der Begriff „Solidarität“. Es gehe um Folgendes:
Geschützt werden müssten Menschen, die das höchste Risiko für Tot und schwere Verläufe hätte, erzählt sie, „also Menschen mit hohem Alter oder vorbelastetem Gesundheitszustand. Als Beispiel nennt sie Pflegeheime. Und weiter: „Die, die Erkrankten beistehen, also diejenigen, die im Gesundheitswesen arbeiten. Mitarbeiter von stationären oder ambulanten Einrichtungen“
Bei der Priorisierung bei der Corona-Impfung stünden „Personen, die für das Gemeinwesen wichtig sind, also Mitarbeiter der Gesundheitsämter, Feuerwehr, Polizei, Lehrer und Erzieher“ ganz vorne.
Covid-19-Risikogruppen und die für das Gemeinwesen wichtige Gruppen sollen gleichzeitig geimpft werden. Vereinfacht: Eine junge Krankenschwester kann unkomplizierter und schneller geimpft werden, als eine oder ein Pflegeheimbewohner(in).
Update vom 9. November, 11.10 Uhr: In Berlin läuft die Bundespressekonferenz zum Corona-Impfstoff in Deutschland.
Prof. Dr. Thomas Mehrtens, Vorsitzender der Ständigen Impfkommission, beginnt mit seinem Statement.
„Wir alle warten sehnlich auf den Impfstoff. Wir haben alle große Hoffnung in den Impfstoff - zurecht. Sowohl alte als auch neue Infektionskrankheiten können wir nur in den Griff bekommen, wenn wir einen wirkungsvollen Impfstoff haben“, sagte der Virologe und meint: „Es ist ein Fortschritt, wenn wir demnächst einen Impfstoff zur Verfügung haben.“
Mehrtens erklärt die Schwierigkeiten und Herausforderungen. „Wir warten noch auf Ergebnisse der Phase-III-Studie. Wir haben uns bisher noch nie mit einem Impfstoff beschäftigt, der noch nie zugelassen war. Aus Gründen, der allen bekannt ist, mussten wir diesmal anfangen, bevor der Impfstoff zugelassen ist“, erklärt Mehrtens weiter: „Es wird nicht von Anfang an möglich sein, alle Impfwilligen in unserer Bevölkerung mit einem Impfstoff zu versorgen. Es muss der größte Nutzen für die gesamte Bevölkerung dabei rauskommen.“
Update vom 9. November, 10.15 Uhr: An diesem Montag gibt es Neuigkeiten in Sachen Corona-Impfstoff in Deutschland.
Konkret: Auf der Bundespressekonferenz wird ein gemeinsames Positionspapier vorgestellt, das den Titel trägt: „Wie soll der Zugang zu einem Covid-19-Impfstoff geregelt werden?“ Wir halten Sie hier natürlich auf dem Laufenden.
Update vom 8. November 2020: Das Coronavirus greift weiter um sich, am Samstag meldete das Robert Koch-Institut mit über 23.000 Neuinfektionen innerhalb von 24 Stunden einen absoluten Rekordwert in Deutschland. Am Sonntag äußerte sich nun Angela Merkel erneut, in einem Video zum „Tag der offenen Tür“ erklärte die Bundeskanzlerin, dass der dringend erwartete Impfstoff vermutlich zuerst für den Schutz des Gesundheitssystems eingesetzt werde.
„Die Frage, wer wird zuerst geimpft, die wird diskutiert mit der Ständigen Impfkommission, mit der Wissenschaftsakademie Leopoldina und mit der Ethikkommission“, so Merkel in dem Video, in dem die Kanzlerin Bürgerfragen beantwortete.
„Aber ich glaube, ich kann schon so viel verraten, dass ich sage, ganz vorn dran sind natürlich Pflegekräfte, Ärzte und auch Menschen, die zu einer Risikogruppe gehören. Das sind dann allerdings schon recht viele in unserem Land.“, so Merkel. Wann genau ein Impfstoff zur Verfügung stehe, ist noch nicht klar. Doch die Bundesregierung hofft, dass die ersten Impfstoffe recht bald zugelassen werden. „Dann wird natürlich noch nicht genug Impfstoff zur Verfügung sein“, sagte die Kanzlerin und betonte: „Niemand wird gezwungen werden, sich impfen zu lassen, sondern es ist eine freiwillige Entscheidung.“
Die Vorbereitungen für eine Impfkampagne liefen. Die Bundesländer planten eigene Impfzentren. Sehen müsse man erst noch, wie viel Impfstoff zur Verfügung stehen werde und wie lange dieser Impfstoff immunisiere. Zentrale Aufgabe sei es, die Bevölkerung insgesamt immun gegen das Virus zu machen. Wenn 60 bis 70 Prozent der Bevölkerung immun seien - durch Impfung oder eine durchgestandene Krankheit - sei das Virus „mehr oder weniger besiegt“, so Merkel. „Dann können wir auch alle Einschränkungen aufheben“, sagte sie.
Erstmeldung vom 31. Oktober 2020: München/Frankfurt - Seitdem sich das Coronavirus auf der Welt verbreitet forschen Wissenschaftler* mit Hochdruck an der Entwicklung eines wirksamen Impfstoffes. Auch das Pharmaunternehmen Sanofi-Aventis arbeitet daran. Der Forschungs- und Entwicklungschef für Deutschland erklärte in einem Interview mit dem WirtschaftsKurier, welche Impfstoffe es geben könnte, wie sicher sie sind und ob er sich selbst testen lassen würde. Zudem beschrieb er, dass eine Sache in der Corona-Pandemie anders sei als sonst.
Prinzipell würden drei Impfstofftypen getestet, wie Jochen Maas erklärt:
Impfstofftyp | Beschreibung | Erfahrung |
---|---|---|
Lebendimpfstoffe | Abgeschwächte Viren werden als Überträger des immunisierenden Antigens verwendet. | Hohe Sicherheit durch viel Erfahrung |
Totimpfstoffe | Dieser Stoff enthält nur noch Protein, keine Viren mehr. | Es besteht ein Restrisiko. |
mRNA-Impfstoffe | Dabei werden kleine Stückchen Erbinformation verabreicht, wodurch in den menschlichen Zellen die Produktion des Antigens augelöst wird. | Noch keine Langzeit-Daten |
Auch wenn es unterschiedliche Erfahrungswerte gibt, macht Maas für sich persönlich jedoch keinen Unterschied: „Ich würde mich mit allen drei Arten impfen lassen. Denn wenn sie zugelassen sind, sind sie auch sicher.“ Hinsichtlich der Pläne eines Totimpfstoffes erklärte Maas: „Sanofi wird, sofern wir die Zulassung erhalten, voraussichtlich im Sommer nächsten Jahres einen solchen Impfstoff auf den Markt bringen.“ Dafür werde bereits eine Insulin-Abfüllanlage in Frankfurt umgerüstet. „200 Millionen Dosen pro Jahr werden wir dort herstellen“, so der Pharmaunternehmer.
Bei der Entwicklung eines Impfstoffes muss viel Geld investiert werden, ohne Gewissheit, ob der Stoff überhaupt von den Behörden zugelassen wird. Das Risiko, das die Firmen hier eingehen, nennt Maas „exorbitant groß“. „Sanofi hat bislang eine dreistellige Millionensumme in Forschung, Entwicklung und Erprobung eines Impfstoffes investiert, ohne zu wissen, ob er funktioniert“, so Maas.
Dennoch würde geregelt, dass die Preise nicht ins Unermessliche stiegen und ein Unternehmen extremen Profit aus den Impfstoffen schlagen könnten. „Die Regierungen werden überall darauf achten, dass der Impfstoff erschwinglich bleiben wird und kein Unternehmen wird sich hier ein Profitstreben leisten. Ich rechne damit, dass der Preis für eine Dosis für alle erschwinglich sein wird, auch für die ärmeren Länder“, führte Maas den Gedanken aus.
Auch wenn großes wirtschaftliches Potenzial in der Impfstoffentwicklung steckt, sei das Rennen eher kollegial als feindlich. „Nicht der Konkurrent ist der Feind, sondern das Virus. Das sehen alle so. Die Wissenschafts- und Firmencommunity arbeitet hervorragend über Grenzen und Kontinente hinweg zusammen. Auch die Behörden und die Politik ziehen mit. Alle wissen, wir sitzen in einem Boot. Alle wissen, dass niemand allein acht Milliarden Impfdosen herstellen kann“, beschrieb Maas die „einzigartige“ Situation im Interview mit dem WirtschaftsKurier.
Auch wenn die Aussichten auf einen Impfstoff derzeit gut stehen, bedeutet das nicht, dass die Pandemie im nächsten Jahr besiegt sein wird. „Wenn der Impfstoff da ist, ist das zwar sehr gut, wird aber unsere Situation nicht unmittelbar verbessern. Er muss anschließend in Massen produziert, abgefüllt und verteilt werden. Wir brauchen weltweit vier bis acht Milliarden Dosen an Impfstoff, je nachdem, ob eine einfache Impfung genügt, oder ob sie wiederholt werden muss. Das ist ein gigantisches logistisches Unterfangen“, beschreibt Maas die Herausforderung.
Nichtsdestotrotz scheint es als sei die flächendeckende Impfung der Bevölkerung das einzige langfristige wirksame Mitte, um die Pandemie zu beenden. Die weltweite Zusammenarbeit lässt Hoffnung auf eine kooperative, internationale Strategie hoffen. (lb) *Merkur.de ist Teil des Ippen-Digital-Netzwerks