Impfstoff-mRNA in Muttermilch entdeckt – Was heißt das für stillende Mütter?
In einer kleinen Studie fanden Forscher Spuren von Covid-19-Impfstoffen in der Muttermilch. Es gebe aber keinen Grund zur Besorgnis, heißt es.
New York/Berlin - Für viele stillende Mütter stellt sich die Frage, ob sie sich gegen das Coronavirus impfen lassen sollen. Die Tatsache, dass im Rahmen einer kleinen Studie des NYU Langone Hospital in New York Spuren des mRNA-Impfstoffes in Muttermilch gefunden werden, scheint zunächst einmal zu beunruhigen.
Corona-Impfstoff in Muttermilch entdeckt: Forscher geben Entwarnung
Im Verlauf der Studie hat ein Team um den Neonatologen Nazeeh Hanna insgesamt 131 Milchproben von elf Frauen analysiert, die zuvor mRNA-Präparate von Moderna oder Biontech/Pfizer erhalten hatten. Die Proben wurden in einem Zeitraum von bis zu fünf Tagen nach der Impfung genommen. Dabei wurden die Wissenschaftler in insgesamt sieben Proben von fünf Teilnehmerinnen fündig. Alle getesteten Milchproben mit mRNA-Spuren wurden innerhalb von 45 Stunden nach der Impfung genommen.

Gleichzeitig geben die Forscher und auch deutsche Experten jedoch Entwarnung: Sie raten Stillende weiterhin zu einer Corona-Impfung. Stillen sei auch nach einer mRNA-Impfung gegen Covid-19 sicher, heißt es in der Studie, die am 26. September 2022 in der Fachzeitschrift „JAMA Pediatrics“ veröffentlicht wurde.
Corona-Impfstoff in Muttermilch entdeckt: Kinder im Alter bis zu sechs Monaten sollten 48 Stunden nach Impfung zunächst nicht gestillt werden
Die Wissenschaftler um Nazeeh Hanna raten allerdings dazu, bei Kindern im Alter bis sechs Monaten in den ersten 48 Stunden nach der Impfung vorsichtig zu sein, bis weitere Studiendaten zur Sicherheit vorlägen. Mögliche Auswirkungen von Impfstoff-mRNA auf Neugeborene sind bislang nicht ausreichend untersucht.
Die Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (DGGG) verweist darauf, dass die Impfung nicht nur die Mutter vor einem schweren Covid-19-Verlauf schützt, sondern auch beim Kind das Risiko für eine Sars-CoV-2-Infektion senkt. „Aus diesen Überlegungen heraus erscheint es nicht sinnvoll, die Empfehlung für die Vakzination von stillenden Müttern einzuschränken“, betont die Fachgesellschaft.
Corona-Impfstoff in Muttermilch entdeckt: mRNA in Brustmilch laut DGGG nicht aktiv
Die Forscher aus New York spekulieren, dass möglicherweise Nanopartikel, die die mRNA enthalten, über die Blutbahn oder das Lymphsystem zu den Brustdrüsen gelangen würden. Ob die mRNA noch aktiv war, also theoretisch zur Bildung von Proteinen führen könnte, prüfte die Studie nicht. Die DGGG betont allerdings auf Anfrage, dass mRNA „nach oraler Aufnahme im Magen degradiert, also zersetzt“ werde und nicht die Blutbahn des Neugeborenen erreiche.
Zuvor hat eine andere US-Studie gezeigt, dass es Mütter trotz Corona-Erkrankung bedenkenlos stillen können. Demnach gebe es keine Hinweise darauf, dass kürzlich infizierte Mütter durch das Stillen ansteckende Viren aufs Kind übertragen würden.