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„Delta-Variante ist ein Gamechanger“: Besonders Kinder und sogar Geimpfte infizieren sich in Israel

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Von: Michelle Brey

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Impfweltmeister Israel kämpft mit der Delta-Variante. Besonders Kinder und Geimpfte befinden sich unter den Neuinfizierten. Aufgehobene Schutzmaßnahmen werden wieder eingeführt.

Tel Aviv / München - Die Coronavirus*-Krise schien so gut wie beendet: Impfweltmeister Israel lockerte, sogar die Maskenpflicht fiel am 15. Juni in Innenräumen weg. Nun der Rückschlag: Die Delta-Variante sorgt dafür, dass Schutzmaßnahmen wieder ergriffen werden müssen.

Coronavirus: Delta-Variante breitet sich in Israel aus - Zahl der Neuinfektionen steigt

Erstmals seit April verzeichnete Israel am Montag wieder mehr als 100 Neuinfektionen innerhalb von 24 Stunden. Über die Woche hinweg setzte sich der Anstieg der Infektionen fort. Am Donnerstag verzeichnete das Land 227 neue Corona-Fälle. Die meisten davon stehen offiziellen Angaben zufolge in Verbindung mit der Delta-Variante des Coronavirus.

Coronavirus: Israel verschärft Schutzmaßnahmen - Maskenpflicht wieder eingeführt

Am Freitag hat Israel als Reaktion auf die Corona-Entwicklung die Maskenpflicht in den öffentlichen Innenräumen wieder eingeführt. Menschen mit Behinderung, Sporttreibende und Kinder unter sieben Jahren sind von der Regelung ausgenommen. Das Gesundheitsministerium empfiehlt das Tragen einer Maske nun außerdem bei großen Menschenansammlungen im Freien wie der Pride-Parade am Freitag in Tel Aviv.

Teilnehmende winken bei der jährlichen Pride Parade von einem fahrenden Wagen aus den Zuschauerinnen und Zuschauern zu. Zehntausende haben bei der Gay-Pride-Parade in Tel Aviv gefeiert und gleiche Rechte für Schwule, Lesben, Bi- und Transsexuelle (LGBTQIA+) gefordert.
Zehntausende Menschen haben bei der Gay-Pride-Parade am Freitag in Tel Aviv gefeiert. © Ariel Schalit/dpa

Bereits am Mittwoch (23. Juni) hatte Regierungschef Naftali Bennett gewarnt, dass eine Rückkehr zur Maskenpflicht nötig werden könne. Aus Sorge vor einer weiteren Ausbreitung der hochansteckenden Delta-Variante kündigte Israel außerdem an, die Öffnung des Landes für Touristen weiter zu verschieben. „Unser Ziel ist es jetzt in erster Linie, die Israelis vor der Delta-Variante zu schützen, die auf der ganzen Welt wütet“, sagte Bennett. Am Dienstag (22. Juni) wies er die Wiedereinrichtung des sogenannten Corona-Kabinetts an.

Außerdem sollen Geimpfte oder Genesene künftig in Quarantäne geschickt werden, falls sie Kontakt mit einer Person hatten, die sich mit einer „gefährlichen Variante*“ des Coronavirus infiziert hat. Die Regierung entschied zudem, die Testkapazitäten für Reisende am Flughafen auszubauen.

„Delta-Variante ist ein Gamechanger“: Besonders Geimpfte und Kinder betroffen

Besorgniserregend ist vor allem, dass sich unter den Neuinfizierten in Israel viele jüngere Menschen und geimpfte Personen befinden. Wie Focus.de in Bezug auf das Gesundheitsministerium berichtet, seien an rund 30 Schulen im Zentrum des Landes lokale Corona-Ausbrüche gemeldet worden. Mehr als 6000 Schüler und 100 Lehrer seien zur Isolation aufgefordert worden.

Wie übereinstimmenden Medienberichten zu entnehmen ist, sagte Gabi Barbash, ehemaliger Direktor im israelischen Gesundheitsministerium: „Die Delta-Variante ist ein Gamechanger. Sie betrifft ungeimpfte Kinder und sogar geimpfte Erwachsene.“ Aufgrund der Infektionslage empfiehlt das Gesundheitsministerium nun auch verstärkt die Impfung* von 12- bis 15-Jährigen. Zunächst galt die Empfehlung nur für Risikopatienten und bei Auslandsreisen.

In Israel sind mehr als 55 Prozent der Bevölkerung bereits vollständig gegen das Coronavirus* geimpft. Dies ist auf die Ende Dezember gestartete großangelegte Impfkampagne zurückzuführen, die durch ein Abkommen über einen Datenaustausch mit den Impfstoffherstellern Biontech/Pfizer* ermöglicht wurde.

Coronavirus: Wie gefährlich ist die Delta-Variante?

Neben Israel hat sich die Delta-Variante auch stark in Großbritannien ausgebreitet. Dort ist die Mutation für mehr als 95 Prozent der Neuinfektionen verantwortlich. Vorläufigen Erkenntnissen der englischen Gesundheitsbehörde zufolge könnte Delta nicht nur ansteckender sein, sondern auch häufiger zu schwereren Covid-19-Erkrankungen führen als die davor dominierende Alpha-Variante.

Daten aus England und Schottland legten ein erhöhtes Risiko für Krankenhauseinlieferungen nahe. Das ließ Public Health England Anfang des Monats wissen. Vollständig geimpfte Menschen sind nach derzeitigem Kenntnisstand jedoch auch bei Delta gut gegen einen schweren Covid-19-Verlauf geschützt. Auch, wenn sich in Israel also vermehrt Geimpfte mit Delta anstecken, sollten nach diesen Erkenntnissen für sie die Risiken überschaubar sein.

Auch in Deutschland blicken Experten besorgt auf die Delta-Variante. Auf der Pressekonferenz mit RKI-Chef Wieler und Gesundheitsminister Spahn war die Corona-Mutation ebenfalls Thema. Bei einer Frage wurde Jens Spahn emotional. (mbr/dpa/afp) *Merkur.de ist Teil von IPPEN.MEDIA

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