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Corona-Lockdown: Schulen weiter zu - Experte warnt vor massiven psychischen Folgen und nennt erschreckendes Beispiel

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Von: Patrick Huljina

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Ein Mädchen sitzt mit Mund-Nasen-Schutz in einem leeren Klassenzimmer.
Laut dem aktuellsten Beschluss von Bund und Ländern sollen die Schulen in Deutschland bis zum 14. Februar geschlossen bleiben. © imago images / Independent Photo Agency Int. / Francesco Rossi

Die Debatte um die Schließung der Schulen ist ein wichtiges Thema im Corona-Lockdown. Der Neurobiologe Gerald Hüther warnt vor den möglichen Folgen für Kinder.

Köln - Der Umgang mit Schulen und Kitas - wohl eines der größten und wichtigsten Streitthemen bei den Beratungen von Kanzlerin Angela Merkel und den Ministerpräsidenten in der Corona-Pandemie*. Die Politiker müssen dabei zwischen der Eindämmung des Coronavirus* und der langfristigen Beeinträchtigung von Kindern und Jugendlichen durch Schließungen abwägen.

Der aktuellste Beschluss der Bund-Länder-Beratungen sieht vor, Schulen „grundsätzlich“ bis zum 14. Februar geschlossen zu halten oder die Präsenzpflicht auszusetzen. Allerdings entscheidet jedes Bundesland weiter selbst, wie es diesen Beschluss umsetzt. Die Vorsitzende der Kultusministerkonferenz, Britta Ernst, hält nun erste Schulöffnungen bereits Anfang Februar für möglich, wenn auch nicht vollständig.

Schulen im Corona-Lockdown: Experte warnt vor Folgen für Kinder

Ein Schritt, der Neurobiologe Gerald Hüther gefallen dürfte. Er erklärte in einem Gespräch mit dem Deutschlandfunk, dass Kinder in der Schule nicht nur lernen, sondern dort auch ihre tiefsten Bedürfnisse, beispielsweise nach Freundschaft und gemeinsamem Spielen ausleben. Erwachsene hätten dem Experten zufolge oft zu wenig Verständnis dafür, was das Unterdrücken dieser Bedürfnisse im Corona-Lockdown* auslöse.

Stühle sind in einem Klassenzimmer der Grundschule in der Köllnischen Heide hochgestellt.
Die Klassenzimmer in Deutschland stehen während des Corona-Lockdowns leer. (Symbolbild) © picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild | Britta Pedersen

Die Bedürfnisse würden im Gehirn „mit hemmenden Verschaltungen überbaut“, um mit den andauernden sozialen Beschränkungen umgehen zu können. Kinder könnten dadurch zwar besser mit den Beschränkungen umgehen, aber eben auch das Bedürfnis irgendwann nicht mehr spüren, so Hüther.

„Die Kinder versuchen, uns Erwachsenen alles recht zu machen. Wenn man denen sagt, (...) Du darfst die Oma nicht mehr in den Arm nehmen, dann nimmt das die Oma nicht mehr in den Arm. Und wenn das ein halbes Jahr so ist, dann will es die Oma auch nicht mehr in den Arm nehmen“, so das erschreckende Beispiel des Neurobiologen.

Schulen im Corona-Lockdown: „Schon viel zu lange geschlossen“

„Kinder entwickeln ihre ganzen Fähigkeiten im Grunde genommen doch nicht dadurch, dass man sie unterrichtet, sondern indem sie spielerisch ausprobieren, gemeinsam mit anderen“, erklärte der Experte. Das wichtigste Lernfeld seien demnach die Schulen. Diese sind schon „seit viel zu langer Zeit“ geschlossen, kritisierte Hüther. Denn: Ein Jahr hinterlasse im Hirn eines 7-Jährigen so viele Spuren wie zehn Jahre im Hirn eines 70-jährigen, so der Neurobiologe.

Die öffentliche Debatte um die Schulschließungen während der Corona-Pandemie* drehe sich laut dem Experten zu sehr um die Bedürfnisse der arbeitenden Eltern und um Kompetenzen für die spätere Berufsausübung. Die Interessen der Kinder würden jedoch kaum berücksichtigt, bemängelte Hüther. „Ich habe große Befürchtungen, dass hier eine Generation von jungen Leuten groß wird, die sich gar nicht mehr daran erinnern können – weil sie es gar nicht erlebt haben – wie schön das war –, als Kind lebendig zu sein.“ (ph) *Merkur.de ist Teil des Ippen-Digital-Redaktionsnetzwerks

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