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Coronavirus Sads-CoV: Erreger von Schweinen könnte auf Menschen überspringen - „größere Gefahr für Gesundheit“

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Von: Michelle Brey

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Schweine, die dicht aneinander gedrängt sind.
Der Erreger Sads-CoV könnte auf Menschen überspringen. © picture alliance / dpa

US-Wissenschaftler haben das Coronavirus Sads-CoV untersucht. Es wurde bisher nur bei Schweinen nachgewiesen. Jedoch kann es auch für den Menschen zur Gefahr werden.

München/North Carolina - In vielen europäischen Ländern spitzt sich die Coronavirus-Lage zu. Auch Deutschland verzeichnete am Donnerstag (15. Oktober) einen neuen Rekordwert an Neuinfektionen seit Beginn der Pandemie. Die zweite Corona-Welle* scheint angekommen zu sein, die Schutzmaßnahmen in Deutschland wurden verschärft. Indes haben Forscher aus den USA ein weiteres Coronavirus entdeckt, das bislang nur bei Schweinen nachgewiesen wurde. Es birgt jedoch auch für den Menschen eine Gefahr.

Coronavirus Sads-CoV bei Schweinen - Gefahr auch für Menschen

Zwischen Oktober 2016 und 2019 hatte das Coronavirus Sads-CoV große Ausbrüche auf Schweinefarmen in China ausgelöst. Die Abkürzung „Sads“ des Erreger-Stamms steht für „Swine Acute Diarrhea Syndrome“ und bedeutet „aktues Diarrhoe-Syndrom der Schweine“.

Besonders junge Ferkel sind durch das Virus, das zu tödlichen Durchfallerkrankungen führt, gefährdet. Bei Großausbrüchen in drei chinesischen Farmen starben von den infizierten Tieren, die jünger als sechs Tage alt waren, 90 Prozent. Ab einem Alter von acht Tagen sank die Sterblichkeit laut Studie auf nur noch fünf Prozent. Insgesamt starben um die Jahreswende 2016/2017 in der chinesischen Provinz Guangdong fast 25.000 Ferkel an den Folgen einer Infektion.

Der Ursprung des Erregers soll in Fledermäusen liegen. Anders als bei Sars-CoV-2, das ein Betacoronavirus ist, handelt es sich bei Sads-CoV um ein Alphacoronavirus. „Während sich viele Forscher auf das Gefährdungspotenzial von Betacoronaviren wie Sars und Mers konzentrieren, stellen die Alphacoronaviren möglicherweise eine genauso große, wenn nicht sogar größere Gefahr für die menschliche Gesundheit dar“, wie der Epidemiologe Ralph Baric sagte, der ebenfalls an der Studie beteiligt war.

Coronavirus Sads-CoV: „Menschliche Lungenzellen anfällig“

US-Wissenschaftler der University of North Carolina at Chapel Hill gingen der Frage nach, ob Sads-CoV auch für Menschen eine Gefahr darstellen könnte. Die Studie wurde im Fachmagazin „Proceedings of the National Academy of Sciences“ (PNAS) veröffentlicht.

Ein Wissenschaftsteam um Caitlyn Edwards infizierte Zellkulturen von Affen, Katzen, Schweinen und Menschen mit dem Virus. Nahezu alle der infizierten Zellen waren gegenüber dem Virus anfällig. In Bezug auf die menschlichen Zellkulturen wird in der Studie geschrieben, „dass menschliche Lungenzellen, einschließlich mikrovaskulärer Endothelzellen, Fibroblasten, menschliches Nasenepithel und menschlicher Atemwegsepithelzellen, alle anfällig für eine [...] Sads-CoV-Infektion waren“. Auch der Verdauungstrakt des Menschen ist durch Sads-CoV gefährdet. Hier vermehrte sich das Virus - anders als das Coronavirus* Sars-CoV-2 - stärker.

Wie die Forscher in einer offiziellen Mitteilung deutlich machen, sei Sads-CoV ein Erreger mit „höherem Risiko“, der das Potenzial besitze, „auf den Menschen überzuspringen“. Auch könne es „die globale Gesundheit und Wirtschaft beeinträchtigen“. Nicht möglich sei jedoch, eine Voraussage zu treffen, ob das Virus eine neue Pandemie auslösen könnte.

Coronavirus Sads-CoV: Remdesivir „eine potenzielle Behandlungsoption“

Hinsichtlich des Erregers gibt es allerdings auch eine positive Nachricht. So würden vielversprechende Daten aus Versuchen mit dem Wirkstoff Remdesivir zeigen, dass eine Ausbreitung des Virus eingedämmt werden könne. Man habe „eine potenzielle Behandlungsoption“, wie Caitlyn Edwards sagte. Es seien jedoch noch weitere Tests notwendig, um dies zu bestätigen. Indes zeigt ein erschreckendes Fallbeispiel aus den USA* womöglich das Hauptproblem der Coronavirus-Pandemie.*Merkur.de ist Teil des bundesweiten Ippen-Netzwerks (mbr)

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