Corona-Unsicherheit nach dem Urlaub: „Wir wissen schlichtweg nicht, wie viele Infizierte einreisen“
Die Sorge ist groß. Reisende können sich im Urlaub mit Corona anstecken und nach Deutschland einschleppen. Gibt es tatsächlich ein Risiko? Das Robert-Koch-Institut (RKI) hat Zahlen veröffentlicht.
- Stecken sich Urlauber mit dem Coronavirus im Ausland an? Das Robert-Koch-Institut (RKI) hat eine Statistik und Zahlen veröffentlicht.
- Die Liste der Corona-Hotspots in Europa zeigt, dass es ein Risikogebiet gibt.
- Trotz getroffener Gegenmaßnahmen bleiben die Auswirkungen der Reisesaison aber schwer abzuschätzen.
München - Noch ist der Anteil der Menschen, die sich im Ausland mit dem Coronavirus* infiziert haben, vergleichsweise gering. Und das, obwohl die Urlaubssaison längst begonnen hat. Aus einer Auswertung des Robert-Koch-Instituts geht hervor, dass sich in den Kalenderwochen 27 bis 30 (ab 29.6.) von insgesamt 7977 Infizierten etwa 6.809 Menschen in Deutschland infiziert hatten.
Doch immer mehr Menschen reisen nun doch ins Ausland - und damit wachsen auch die Sorgen unter den Experten, dass mehr Fälle importiert werden könnten - und damit potenziell neue Infektionsketten gestartet.
Corona: Wo stecken sich die Urlauber an - Kosovo und Serbien stehen auf Nummer 1 der Liste importierter Infektionen
Mit 303 bzw. 242 Fällen stehen der Kosovo und Serbien ganz oben auf der Liste der Länder, in denen sich in den vergangenen Wochen Menschen mit dem Coronavirus infiziert haben. Danach folgen die Türkei (70) und Bosnien-Herzegowina (67).

Damit etwaige Neuinfektionen nicht der Beginn weiterer Infektionsketten werden, sind die Behörden auf die Vernunft der Bevölkerung angewiesen: Auch Urlauber müssen sich an Hygiene- und Abstandsregeln halten und sich im Zweifel - spätestens bei der Rückkehr - testen lassen. Nach Informationen des Spiegel soll ein einzelner Reisender für 16 Infektionen im Bodenseekreis verantwortlich gewesen sein - ein frühes Negativbeispiel, das ableiten lässt, worauf in den nächsten Monaten zu achten sein wird.
Corona-Ausbreitung nach Reisen?
Zwar sind viele Flughäfen immer noch auf deutlich geringeren Kapazitäten als zur Vor-Corona-Zeit - doch an einem Großflughafen wie dem Frankfurter Fraport sind es immerhin wieder etwa 46.000 Menschen, die sich täglich bewegen. Und sie kommen auch aus Risikoländern wie den USA, Ägypten, Brasilien oder Indien.
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hat angekündigt, ab nächster Woche eine Testpflicht für Reisende aus Risikoländern einzuführen - denn es ist stark umstritten, ob geltende Quarantäneregelungen auch wirklich durchgezogen werden. Und weil die Grenzkontrollen weggefallen sind, können auch über Land Einreisende nicht mehr erfasst werden. Und so ist manchmal auch im Nachhinein schwer nachzuvollziehen, woher eine Infektion ursprünglich stammt - ob sie im Reiseland, beim Umstieg oder vor der eigenen Haustür erworben wurde.
Dass es eine Gratwanderung ist, ob die Lage außer Kontrolle gerät, legen auch die Aussagen von Experten nahe. Stefan Brockmann vom Landesgesundheitsamt Baden-Württemberg vermutet eine hohe Dunkelziffer*. „Wir wissen schlichtweg nicht, wie viele Infizierte einreisen.“
Dass der Bund für Rückkehrer Tests bezahlen lassen will, führt zu Streit innerhalb der Koalition. (dpa/kat *Merkur.de ist Teil des deutschlandweiten Ippen-Digital-Redaktionsnetzwerks.)