Corona-Krise: Dramatische Lage in deutschen Zoos - „Welche Tiere müssen wir als Erstes schlachten?“
Den Zoos in Deutschland fehlen die Besucher. Das bringt finanzielle Schwierigkeiten mit sich. Mit schweren Folgen - den Tieren droht der Tod.
- Deutsche Zoos können derzeit keine Besucher einlassen.
- Einnahmen zum Unterhalt der Tiere fehlen.
- Den Tieren droht deshalb selbst Opfer* zu werden.
Neumünster/Schwerin - Deutschlands Zoos sind bedroht. Das Osterwochenende mit seinen starken Besucherzahlen gilt als das Wichtigste im Jahr. Jetzt haben die Zoos aufgrund des Coronavirus* geschlossen und die bereits leeren Winterkassen können nicht gefüllt werden.
„Wie löse ich in einem Monat einen Tierpark auf?“, fragt Schwerins Zoo-Direktor Tim Schikora in einem Interview mit der „Welt“. Es sei ein völlig neues Szenario. Jörg Junhold, der Verbandspräsident der Zoologischen Gärten weiß, dass ein einzelner Zoo im Moment auf eine wöchentliche Einnahme von etwa einer halben Million verzichten müsse. Er fordert deshalb ein Soforthilfeprogramm über 100 Millionen Euro - zurzeit können sich Zoos nur mit Spenden über Wasser halten.
Doch das eigentliche Drama spielt sich im Gehege ab. Fehlende Einnahmen gehen auf Dauer zulasten der Tiere. Im schlimmsten Fall enden sie als Futter - für ihre Mitbewohner.
Zoos und ihre Bewohner in Gefahr: Im schlimmsten Fall werden Tiere verfüttert
Verena Kaspari ist Direktorin des Neumünster Zoos und schilderte gegenüber der „Welt“ die dramatische Lage in ihrem Tierpark. Es wurden bereits Notfallpläne erstellt. „Wir haben eine Liste erstellt, welche Tiere wir als Erstes schlachten müssen“, erklärt Kaspari. Manche Tiere als Futter zu verwenden sei aber der absolut letzte Ausweg - und dennoch möglich. Denn die Tiere können nirgendwo aufgenommen werden.
Nicht zuletzt wegen der geschlossenen Grenzen* wäre eine Verlegung einzelner Tiere zunächst nicht möglich. Zudem geht es allen Zoos ähnlich. Zusätzliche Tiere würden die Kassen weiterhin belasten. Auch Verena Kaspari hat ein solches Problem: Eisbär Vitus. Mit knapp 3,60 Metern Länge ist Vitus Deutschlands größter Eisbär. Ein Platzproblem. Niemand sonst kann ihn derzeit aufnehmen.
Affen sind die wohl bekanntesten Einwohner von Gibraltar. Zum Schutz vor einer Corona-Infektion hat sich das kleine Land nun eine besondere Schutzmaßnahme einfallen lassen.
Zoos in der Corona-Krise: „Haben eine Liste erstellt, welche Tiere wir als Erstes schlachten müssen“
Selbst wenn die Tiere zu Futter werden müssten, gäbe es ein weiteres Problem, erklärt Kaspari:. „Und dann stellt sich immer noch die Frage, was ich mit den reinen Fischfressern mache, den Seehunden und Pinguinen.“ Es gäbe dann wohl einen Ausweg: „Im schlimmsten Fall werde ich Tiere euthanasieren müssen, ehe ich sie verhungern lasse“, sagt die Direktorin des Tierparks.
Die Lage ist ernst, die Tiere sind in Not. Tim Schikora befürchtet ein weiteres Szenario: „Viel problematischer wäre auch für die Tiere, wenn ihre Pfleger erkranken* und sie nicht mehr versorgen können.“ Eine Quarantäne-Unterkunft* im Zoo ist bereits eingerichtet.
mak
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