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Dschibuti: Geschichte, Politik, Bevölkerung und Geografie

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Banquale, ein kleines Bergdorf in Dschibuti
Banquale, ein kleines Bergdorf in Dschibuti © VUSLimited / IMAGO

Dschibuti lockt Investoren mit politischer und wirtschaftlicher Stabilität sowie Touristen mit einer unberührten ursprünglichen Natur und ungewöhnlichen Sehenswürdigkeiten.

Dschibuti-Stadt – Das nur 23.200 Quadratkilometer große Dschibuti am Golf von Tadjoura in Ostafrika gilt als weitgehend unbeschriebenes Blatt. Die strategisch günstige Lage zwischen Rotem Meer und Indischem Ozean, in Sichtweite der Arabischen Halbinsel, macht Dschibuti zu einem attraktiven wirtschaftlichen Partner, in den aktuell vor allem China Milliardensummen investiert. Ziel ist der Aufbau der größten Freihandelszone von Afrika mit Dschibuti-Stadt als neuem Dubai im Zentrum.

Dschibuti: Die Geschichte des Staates

Der heutige Staat Dschibuti liegt in der Region Bab al-Mandab, die häufig als Wiege der Menschheit bezeichnet wird. Von Ostafrika kommend wanderten frühe Hominiden über die Meerenge am Horn von Afrika erstmals nach Asien aus. Im Gebiet um den Abbe-See wurden drei Millionen Jahre alte bearbeitete Steine gefunden und bei Gobaad der Kieferknochen eines Homo erectus von etwa 100.000 v. Chr.

Zur Zeit der ägyptischen Pharaonen gehörte Dschibuti zu einem Punt oder Ta Netjeru genannten Land, das mit den Ägyptern regen Handel trieb. Der römische Geschichtsschreiber Herodot erwähnte das Volk der Makrobier, das am Horn von Afrika am Rande der damals bekannten Welt lebte.

Dschibuti wird zum Sultanat

Schon früh überquerten arabische Missionare die Meerenge zwischen der Arabischen Halbinsel und Afrika, um den Islam zu verbreiten. Im 7. Jahrhundert entstand die älteste Moschee der Region in Zeila im heutigen Somaliland nahe der Grenze zu Dschibuti. Als erste muslimische Herrscher regierte die Walashma-Dynastie über das mittelalterliche Sultanat von Ifat, das die Stämme der Region vereinte.

Im 14. Jahrhundert kam es zum offenen Konflikt zwischen dem Sultanat und dem christlichen Nachbarn Abessinien (dem heutigen Äthiopien). Mit einer Niederlage gegen die kaiserlichen Truppen im Jahr 1403 und der offiziellen Annexion 1415 ging die Epoche des Ifat-Sultanats zu Ende. Die Nachfahren der Walashma zogen sich an den Golf von Aden zurück und gründeten das neue Sultanat von Adal, das sich zur regionalen Großmacht entwickelte.

Dschibuti und die Kolonialzeit

Frieden kehrte in Ostafrika nicht ein. Auch in den folgenden Jahrhunderten kam es immer wieder zu Auseinandersetzungen zwischen dem christlichen Äthiopien und dem muslimischen Sultanat Adal. Dieses festigte seine Macht in Harar, der viertheiligsten Stadt des Islams, die heute im Osten Äthiopiens liegt. Nach der Eroberung Ägyptens im 16. Jahrhundert fiel auch Gebiet um das heutige Dschibuti an das Osmanische Reich und blieb mit einer kurzen Ausnahme während der napoleonischen Besatzung bis 1867 in türkischen Händen.

Zu dieser Zeit waren die europäischen Kolonialmächte in ganz Afrika ausgeschwärmt, um den Kontinent unter sich aufzuteilen. Das britische Empire und Frankreich stritten um die Macht am fruchtbaren Nil in Ostafrika und es gelang den Franzosen, sich am Horn von Afrika festzusetzen. Der heutige Staat Dschibuti wurde Teil des französischen Somalilands (Côte française des Somalis). Für einen Boom sorgte die Fertigstellung der Eisenbahnlinie von Äthiopien zum Hafen der Stadt Dschibuti im Jahr 1917, die die alten Karawanen aus dem Binnenland ablöste.

Dschibuti wird unabhängig

Nach dem Zweiten Weltkrieg wechselte der Status von Dschibuti von der Kolonie zu einem Überseeterritorium, das den Einwohnern ein Wahlrecht in Frankreich zugestand. Mit der Unabhängigkeit des benachbarten Somalias begann auch in Dschibuti die Diskussion um vollständige Unabhängigkeit. Diese wurde vor allem von den Issa befürwortet, die einen Anschluss an Somalia anstrebten, während die Afar unter französischer Verwaltung bleiben wollten.

Bei einer Volksabstimmung 1958 sprach sich die Mehrheit für den Verbleib bei Frankreich aus. Dies führte zu Spannungen zwischen den beiden großen Bevölkerungsgruppen und Unruhen. Schließlich wurde am 27. Juni 1977 die Unabhängigkeit erklärt. Erster Präsident wurde Hassan Gouled Aptidon von den Issa, dessen Parlament sämtliche Ethnien des Landes einband.

Dschibuti: Der Staat heute

Noch bis ins neue Jahrtausend kam es in Dschibuti immer wieder zu Auseinandersetzungen zwischen Regierungstruppen und Rebellen der Afar, die sich nach wie vor benachteiligt fühlten. 2001 wurde schließlich ein Friedensvertrag unterzeichnet.

Der Staat pflegt militärische Beziehungen zu den USA, die die Militärbasis Camp Lemonnier in der Nähe des internationalen Flughafens unterhalten. Sie entstand infolge der Anschläge vom 11. September 2001 und überwacht heute unter anderem die politische Lage in Ostafrika und im von Piratenüberfällen geplagten Indischen Ozean am Horn von Afrika.

Dschibuti – Politik und Wirtschaft des Staates

Offiziell ist Dschibuti eine Präsidialrepublik, an deren Spitze der Staatspräsident steht. Von 1977, dem ersten Jahr als unabhängiger Staat, bis 1999 hatte Hassan Gouled Aptidon dieses Amt inne, seither regiert sein Neffe Ismail Omar Guelleh. Bei den letzten Wahlen im April 2021, die von der Opposition boykottiert wurden, erhielt er 97,44 Prozent der Stimmen.

Aufgrund seiner Lage am Horn von Afrika hat das kleine Dschibuti eine immense wirtschaftliche Bedeutung. Der Hafen der Hauptstadt Dschibuti gilt als Drehkreuz des Welthandels. 2016 wurde die neue Bahnstrecke zwischen der äthiopischen Hauptstadt Addis Abeba und Dschibuti für den Gütertransport aus dem Inneren Afrikas fertiggestellt. Finanziert wurden die erforderlichen 3,3 Milliarden Euro von China.

Die chinesische Regierung plant außerdem die Errichtung von sechs weiteren Häfen für den Gütertransport und den Aufbau einer Militärbasis in Obock. Die Amerikaner haben derweil zugesichert, ihre Militärbasis Camp Lemonnier weiter zu betreiben. Sie ist vor allem für den Schutz des maritimen Warenverkehrs vor Piraterie unverzichtbar.

Staat Dschibuti: Die Demografie

Die Bevölkerung von Dschibuti ist in den letzten Jahrzehnten rasant gewachsen. Lebten 1950 noch 62.000 Menschen in dem Land, dessen Fläche der von Mecklenburg-Vorpommern entspricht, waren es im Jahr der Unabhängigkeit 1977 schon 277.750 und heute 884.017. Rund drei Viertel von ihnen leben in den Städten. Die fünf größten Städte (Stand 2009):

Die beiden großen Bevölkerungsgruppen im Staat sind die Somalis (60 Prozent) und die Afar (35 Prozent). Die Afar leben vor allem nördlich des Golfs von Tadjoura, die Somalis südlich des Golfs an der Grenze zu Somalia. Sie werden wiederum in die Issa, Gadabuursi und Isaaq unterteilt. Dazu leben jemenitische Araber, Äthiopier, Franzosen und Italiener in Dschibuti.

Die beiden offiziellen Sprachen sind Arabisch und Französisch, doch die Einwohner sprechen in der Regel ihre Muttersprachen Somali bzw. Afar. 94 Prozent der Bevölkerung gehören dem Islam an.

Dschibuti: Die Geografie des Staates

Dschibuti umschließt den Golf von Tadjoura südlich des Bab al-Mandab, der Zufahrt zum Roten Meer. Der größte Teil der Landesfläche liegt in der Afar-Tiefebene. Der salzige Assalsee liegt 157 Meter unter dem Meeresspiegel und bildet den tiefsten Punk Afrikas. Er ist nur einer von mehreren Seen, die traditionell zur Salzgewinnung genutzt werden. An der Grenze zu Äthiopien und Eritrea erhebt sich der höchste Berg des Landes, der 2.028 Meter hohe Mousa Alli.

Weniger als zehn Prozent der gesamten Fläche sind landwirtschaftlich nutzbar. Der Staat hat darum bereits Ackerland in anderen Ländern wie in Äthiopien und Sudan erworben.

Dschibuti und der Tourismus

Bislang ist Dschibuti trotz seiner außergewöhnlichen Natur touristisch weitgehend unbekannt. Die exzellenten Tauchreviere im Golf von Tadjoura gelten als Geheimtipp. Nach den Vorstellungen von Staatspräsident Guelleh soll sich dies in Zukunft ändern. Vor allem mit chinesischen Investitionen will er seinen Staat zum Dubai von Afrika entwickeln. Dazu sollen prächtige neue Hotelanlagen in der Stadt Dschibuti und an den Stränden entstehen, ein hochmoderner Kreuzfahrtterminal und viele weitere Attraktionen. Ob sich dieser Wunsch erfüllt, hängt jedoch von der zukünftigen Entwicklung der Lage in der volatilen Region, insbesondere im weit größeren Nachbarland Äthiopien, ab.

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