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Julia Timoschenko warnt vor Putins Sieg – „Feldzug gegen Europa droht“

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Von: Fabian Hartmann

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Die ehemalige ukrainische Ministerpräsidentin Julia Timoschenko bezeichnet Russlands Machthaber Wladimir Putin als „Faschist“. Die Ukraine sei nur der Anfang. 

München – Ein Ende des Ukraine-Konflikts ist bislang nicht in Sicht. Doch ein militärischer Sieg Russlands könnte verheerende Auswirkungen auf die Sicherheitsarchitektur in Europa haben. Die frühere ukrainische Ministerpräsidentin und heutige Oppositionspolitikerin Julia Timoschenko hat in einem Interview mit der italienischen Zeitung La Repubblica vor weiteren Aggressionen gewarnt. „Es werden hier viele sogenannte rote Linien überschritten, und das bedeutet, dass Europa in Gefahr ist, ja sogar die ganze Welt“, sagte sie.

Ukraine-Krieg: Timoschenko nennt Putin „barbarisch“

Verantwortlich dafür sei der russische Präsident Wladimir Putin. Er habe das Ziel, ein Imperium aufzubauen – die Eroberung der Ukraine sei dabei nur der erste Schritt. Es drohe ein Feldzug gegen Europa. „Das ist seine historische Mission. Putin will wieder zu den alten Landesgrenzen zurückkehren, und zwar nicht die der Sowjetunion, sondern die des Russischen Reiches“, so Timoschenko.

Damit spielt sie auf das Russland Mitte des 19. Jahrhunderts an, als das Kaiserreich den Höhepunkt seiner Expansion erreichte und zum drittgrößten Reich der Weltgeschichte aufstieg. Von Finnland und Teilen Polen im Westens über Kasachstan im Süden bis nach Alaska im Osten erstreckte sich der russische Einflussbereich. Will Wladimir Putin daran anknüpfen? Zumindest sagte er – schon im Jahr 2005 – öffentlich, dass der Untergang der Sowjetunion die größte geopolitische Katastrophe des 20. Jahrhunderts gewesen sei.

Julia Timoschenko ist sich indes sicher, dass Putin weitere territoriale Forderungen stellen wird. Auf die Frage, was für ein Typ Mensch Wladimir Putin sei, sagte die Politikerin in La Republica: „Er hat zur Tötung von alten Menschen, Frauen und Kindern aufgefordert. Und so etwas kann man nur mit diesem einen Wort beschreiben: barbarisch. Er ist ein Faschist“.

Timoschenko forderte die Staatschefs der demokratischen Länder auf, sich gegen Putin zu verbünden. Ein Sieg hänge nicht nur von der Ukraine ab, sondern auch davon, wie energisch die Europäer Widerstand leisteten. Durch Putins Expansionsdrang seien auch das Baltikum, die mittel- und osteuropäischen Länder in Gefahr. „Die übrigen Nato-Länder werden in einen Weltkrieg hineingezogen“, warnte Timoschenko. Putins Raketen richteten sich gegen die ganze Welt.

Die frühere ukrainische Ministerpräsidentin Julia Timoschenko bei einer Pressekonferenz
Julia Timoschenko warnt den Westen vor Russland © dpa

Timoschenko berichtet in dem Interview, dass sie schon in ihrer Zeit als Ministerpräsidentin vor Putin gewarnt worden sei. Als Russland im Jahr 2008 Georgien angegriffen hat, hätten ihr politische Experten gesagt: „Mach dich bereit, denn er will die Ukraine haben. Ich dachte, das sei doch ein völlig unmögliches Szenario, da es sich ja nicht um irgendwelche umstrittenen Gebiete handelte, da gab es keinerlei Probleme. Ich war mir sicher, dass die Ukraine unantastbar sei. Jetzt bin ich es nicht mehr“, so Timoschenko.

Julia Timoschenko: Orangene Revolution brachte sie in die Politik

Die heutige Oppositionspolitikerin gilt als eine der Hauptfiguren der sogenannten Orangenen Revolution im Jahr 2004. Anlass waren die damaligen Präsidentschaftswahlen, die unter dem Eindruck massiver Wahlfälschungen stattfanden. Nach wochenlangen friedlichen Protesten erklärte das Oberste Gericht der Ukraine die Wahl für ungültig und ordnete eine Wiederholung an – Timoschenko kam so ins Amt.

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