Forscher durchleuchten Mumie und staunen: „Goldjunge“ mit 49 Amuletten bestattet

Beim Durchleuchten einer Mumie entdeckten Forscher am Körper des Verstorbenen 49 Amulette. Sie sollten dem „Goldjungen“ wohl auch im Jenseits gute Dienste erweisen.
München – Dieser Röntgenblick auf eine Mumie förderte Erstaunliches zutage. Wie aus dem Bericht eines Forscherteams im Fachmagazin Frontiers in Medicine hervorgeht, wurden am Körper eines Verstorbenen nicht weniger als 49 wertvolle Amulette entdeckt. Mit einem Computertomografen (CT) hatten die Experten das Innere offengelegt und stießen dabei unter anderem auf ein goldenes Zungen-Amulett im Mund, das offenbar das Sprechen im Jenseits ermöglichen sollte.
Im alten Ägypten wurde der Tod nur als Übergang zu einem Leben im Jenseits angesehen. So auch im Fall dieses etwa 14 oder 15 Jahre alten und rund 1,30 Meter großen Jungen. Er gilt mittlerweile als „Goldjunge“. Die etwa 2300 Jahre alte Mumie wurde nie geöffnet. 1916 war sie in Oberägypten entdeckt worden, seitdem bewahrt sie das Ägyptische Museum in Kairo auf.
Forscher über „Goldjungen“: Amulette sollten Körper auf Weg ins Jenseits schützen
Sahar Salim, Medizin-Professorin an der Universität Kairo und Leiterin der Studie, sagt über den Fund: „Der Körper dieser Mumie war ausgiebig geschmückt mit 49 Amuletten, wundervoll stilisiert in einem einzigartigen Arrangement in drei Reihen zwischen den Bindenfalten und in der Körperhöhle.“ Die Amulette, die 21 verschiedene Formen aufweisen, bestehen demnach aus Gold, Halbedelsteinen, gebranntem Ton und Keramik. „Ihr Zweck war, den Körper zu schützen und ihm Kraft zu geben im Jenseits“, erklärt Salim.
Dorthin gelangten die alten Ägypter ihrem Glauben nach über einen gefährlichen Weg durch die Unterwelt und nach einem Urteil des letzten Gerichts. Deshalb bemühten sich Verwandte und Einbalsamierer, den Verstorbenen die Ankunft im Jenseits zu ermöglichen. Besonders der Schutz des Körpers war dabei wichtig.
Video: Sensationeller Fund - mögliche älteste ägyptische Mumie gefunden
Mumie mit 49 Amuletten: Körperschmuck in drei Spalten angebracht
Die Forscher kamen zu dem Schluss, dass die alten Ägypter ihre Kinder sehr schätzten und ihnen eine rituelle Behandlung zukommen ließen. Die Mumie ist mit einer vergoldeten Kopfmaske versehen, den Körper bedeckt eine braune Hülle. Auf der Vorderseite sind getrocknete Farne auf einem hellbeigen, rechteckigen Leinen angebracht.
Die Hände des Jungen sind an den Ellbogen angewinkelt und vor der Brust gekreuzt. Amulette sind in drei Spalten an der Vorderseite des Rumpfes angeordnet, ein weiteres neben dem Penis.
„Goldjunge“ bald im Museum zu sehen: Sandalen an den Füßen, Harz im Schädel
Es ist davon auszugehen, dass der „Goldjunge“ zum Zeitpunkt seines Todes einen hohen gesellschaftlichen Status innehatte. Er bekam auch Schuhwerk für das Leben im Jenseits. „Die Sandalen sollten ihm vermutlich ermöglichen, aus dem Sarg zu laufen“, mutmaßt Salim.
Dem Forscherteam zufolge war das Hirn durch die Nase entfernt worden, der Schädel stattdessen mit Harz gefüllt. Abgesehen vom Herz waren auch die übrigen inneren Organe entnommen worden.
Die Mumie soll in der Haupthalle des Museums am zentralen Tahrir-Platz ausgestellt werden. Zusammen mit einigen der CT-Scans, die einen Blick auf die Amulette gewähren. (mg, dpa)