Griechenland: Geschichte, Politik, Bevölkerung und Geografie

Griechenland wird häufig als Wiege Europas bezeichnet. Heute zählt das Land mit rund 6.000 Inseln zu den beliebtesten Urlaubszielen.
Athen – Griechenland prägte wie kein anderes Land die frühe zivilisatorische Entwicklung Europas. Große Denker entwickelten unter der Sonne des Mittelmeers Grundlagen der Philosophie, Politik und Mathematik, die auch heute noch in jeder Schule unterrichtet werden. Ein weiteres Geschenk der Griechen an die Welt sind die Olympischen Spiele, die seit 1896 alle vier Jahre unterteilt in Winter- und Sommerspiele ausgetragen werden.
Land | Griechenland |
Fläche | 131.957 Quadratkilometer |
Einwohnerzahl | 10.727.668 (Stand 2018) |
Staatsform | Parlamentarische Republik |
Hauptstadt | Athen |
Amtssprache | Griechisch |
Griechenland: Die frühe Geschichte
Als erste Hochkultur Europas gilt die minoische Kultur, die um etwa 2600 v. Chr. auf der Insel Kreta entstand und nach dem mythischen König Minos benannt wurde. Sie ging vermutlich im 16. oder 17. Jahrhundert v. Chr. unter, als auf der Nachbarinsel Thera (das heutige Santorin) ein Vulkanausbruch einen Tsunami auslöste, der die Nordküste Kretas überschwemmte. Zu dieser Zeit kam es in Mykene zur ersten kulturellen Blüte auf dem griechischen Festland.
Als klassische Periode gilt in Griechenland die Zeit von 600 bis 300 v. Chr., in der die Grundlagen der modernen Zivilisation entstanden. Perikles machte Athen im Jahr 448 v. Chr. zum Zentrum der hellenischen Welt und ließ die neuen Tempelbauten auf der Akropolis errichten. Zur gleichen Zeit entwickelte er das 150 Jahre zuvor von Solon eingeführte Konzept der Demokratie weiter, das die Herrschaft in die Hände des Volkes legte. Homer schrieb die „Odyssee“ und die „Ilias“, Pythagoras verfasste den wohl berühmtesten Satz der Mathematik und Hippokrates begründete auf der Insel Kos die Medizin.
Griechenland verliert seine Unabhängigkeit
Griechenland war in der Antike ein loses Gebilde von Staaten, die immer wieder miteinander um die Vorherrschaft in der Region kämpften. Mit dem Aufstieg von Rom kam es schon bald zu Interessenkonflikten auf dem heutigen Balkan, die mit der Eroberung des gesamten östlichen Mittelmeers durch die Römer endeten. 146 v. Chr. verlor Griechenland endgültig seine Unabhängigkeit und sollte sie für fast 2.000 Jahre nicht mehr wiedererlangen.
Unter den Römern genoss Griechenland hohes Ansehen und die griechische Sprache blieb neben Latein zweite Handelssprache im Reich. Mit dem Zerfall des Römischen Reiches und dem Eindringen slawischer Stämme in die Balkanregion endete auch die frühe Hochkultur im östlichen Mittelmeer. Griechenland wurde Teil des Byzantinischen Reiches, das den Namen seiner neuen Hauptstadt Byzanz (das heutige Istanbul) trug.
Bewegte Zeiten: Invasionen und die griechische Revolution
In den folgenden Jahrhunderten wurde Griechenland immer wieder von verschiedenen Invasoren heimgesucht. Ein Kuriosum stellten die europäischen Kreuzfahrer dar, die das Land unter sich aufteilten. Athen wurde beispielsweise ein Herzogtum unter Verwaltung des Ritters Otto de la Roche aus Burgund. Derweil stieg in Kleinasien (der heutigen Türkei) eine neue Macht auf: die Dynastie der Osmanen, die schon bald große Landstriche eroberten, darunter 1453 Byzanz, das mittlerweile Konstantinopel hieß.
Die noch in Griechenland verbliebenen europäischen Regenten wurden in den folgenden Jahrhunderten vertrieben, während das Osmanische Reich seine Macht am östlichen Mittelmeer festigte. Unter dem Eindruck der Französischen Revolution erwachte im 18. Jahrhundert erstmals der Wunsch nach einem unabhängigen griechischen Staat. Dieser Wunsch mündete 1821 in der griechischen Revolution gegen die osmanische Herrschaft und schließlich in der Unabhängigkeit, die im Londoner Protokoll vom 3. Februar 1830 besiegelt wurde.
Griechenland: Der Weg zur modernen Republik
Aus Angst vor dem Republikanismus führten Europas Großmächte eine Monarchie im unabhängigen Griechenland ein. Der bayerische Prinz Otto wurde als König Otto I. von Griechenland auf den Thron gesetzt. In den folgenden Jahrzehnten gewann der neue Staat durch Kriege weitere Gebiete hinzu, bis er die Ausdehnung des heutigen Griechenland erreichte. Nach dem Ende des Griechisch-Türkischen Kriegs 1923 wurde ein Bevölkerungsaustausch vereinbart: Rund 1,5 Millionen in der Türkei lebende Griechen mussten nach Griechenland umsiedeln und etwa 500.000 in Griechenland lebende türkische Muslime in die Türkei, die aus dem zerfallenen Osmanischen Reich hervorgegangen war.
1924 wurde die Abschaffung der Monarchie beschlossen und eine Militärdiktatur eingeführt. Im Zweiten Weltkrieg wurde Griechenland von den Nazis besetzt, die das Land durch hohe Besatzungskosten zum wirtschaftlichen Zusammenbruch führten. Nach Kriegsende kam es in Griechenland zum Bürgerkrieg zwischen kommunistischen Partisanen und Royalisten, 1967 folgte nach einem Putsch erneut eine Militärdiktatur, ehe der griechische Staat 1974 zur Demokratie zurückkehrte und sich dem Westen anschloss.
Politik und Staat heute
Offizielles Staatsoberhaupt von Griechenland ist der Staatspräsident, der jedoch vor allem eine repräsentative Funktion hat. Aktuell bekleidet mit Katerina Sakellaropoulou erstmals eine Frau das höchste Amt im Staat. Das griechische Parlament besteht aus einer Kammer mit 300 Sitzen. Ministerpräsident ist seit Juli 2019 der aus Kreta stammende Kyriakos Mitsotakis von der liberal-konservativen Partei Nea Dimokratia.
Anders als in vielen europäischen Ländern sind Kirche und Staat in Griechenland eng verflochten. So übt die griechisch-orthodoxe Kirche starken Einfluss vor allem auf das Bildungswesen aus und jede neu gewählte Regierung wird von ihrem Oberhaupt formal vereidigt.
Die griechische Sprache und Bevölkerung
Die griechische Sprache ist neben Chinesisch die heute älteste Sprache der Welt und wird seit etwa 3.500 Jahren kontinuierlich gesprochen. Aufgrund der langen Entwicklung wird zwischen Altgriechisch (dem Griechisch der Antike) und Neugriechisch, der heute in Griechenland gesprochenen Sprache unterschieden. Der Versuch, Altgriechisch als gehobene Kunstsprache (Katharevousa) neu einzuführen, scheiterte in den 1970er-Jahren.
Der weitaus größte Teil der Bevölkerung spricht Griechisch. Minderheitensprachen sind u. a. Türkisch, Mazedonisch, Aromunisch, Bulgarisch und Armenisch. Bei der letzten Volkszählung im Jahr 2011 teilte sich die Bevölkerung von Griechenland wie folgt auf:
Nationalität | Anteil an der Gesamtbevölkerung |
---|---|
Griechen | 91,56 % |
Albaner | 4,44 % |
Bulgaren | 0,7 % |
Rumänen | 0,43 % |
Pakistaner | 0,32 % |
Georgier | 0,25 % |
Dazu ist Griechenland seit Jahren von illegaler Immigration vor allem aus der Türkei betroffen. 2015 zählte das Land 856.723 Ankünfte über das Meer. Jedoch wollten nur 8 Prozent der Migranten Asyl in Griechenland beantragen. Die meisten planten eine Weiterreise nach Nord- und Westeuropa.
Griechenland: Geografie und Städte
Die Geografie des Landes wird vom Meer bestimmt. Neben dem Festland gehören rund 6.000 Inseln, von denen 227 bewohnt sind, zu Griechenland. Alle zusammengenommen ergibt sich eine Küstenlänge von 13.676 Kilometern. Das Festland ist von hohen Gebirgszügen geprägt. Der höchste Gipfel des Landes ist der 2.918 Meter hohe Mytikas, der zum Olymp-Massiv gehört. Dieses galt in der Antike als Sitz der Götter.
Die größten Städte von Griechenland im Überblick (Stand 2011):
Stadt | Einwohnerzahl* |
---|---|
Athen | 664.046 |
Thessaloniki | 315.196 |
Patras | 167.446 |
Piräus | 163.688 |
Larissa | 144.651 |
*Die Zahlen beziehen sich auf das jeweilige Stadtgebiet. Im Großraum Athen leben insgesamt rund 4 Mio. Menschen, im Großraum Thessaloniki rund 1 Mio. Menschen. Zwei Drittel der griechischen Bevölkerung leben in den städtischen Regionen des Festlands.
Griechenlands Wirtschaft: Schifffahrt und Tourismus
Für die alte Seefahrernation Griechenland ist die Schifffahrt heute der wichtigste Industriezweig, der rund 14 Prozent der griechischen Arbeitnehmer beschäftigt. Griechische Reedereien besitzen rund 4.500 Schiffe oder 15 Prozent der Welthandelsflotte. Während die Landwirtschaft heute keine so große Rolle mehr in Griechenland spielt, sind griechische Erzeugnisse wie Olivenöl, Wein und Feta weit über die Landesgrenzen hinweg gefragt.
Von großer Bedeutung ist auch der Tourismus: Rund 24 Millionen Gäste reisen jedes Jahr aus dem Ausland nach Griechenland, die meisten davon auf beliebte griechische Ferieninseln wie Kreta, Rhodos, Korfu und Kos. Kulturtouristen bereisen die berühmten Stätten des Altertums wie das Orakel von Delphi, die Ausgrabungen von Mykene und Olympia, Austragungsort der originalen Olympischen Spiele zu Ehren von Göttervater Zeus.