Gründonnerstag 2020: Ist er ein Feiertag? Alle Infos zu Bedeutung und Bräuchen

Ist Gründonnerstag 2020 ein Feiertag? Wer hat eigentlich frei? Alle Informationen zu Bedeutung und Bräuchen am kirchlichen Festtag.
Karwoche 2020: An welchem Datum ist heuer Gründonnerstag?
München - Gründonnerstag fällt immer auf den Donnerstag vor dem Osterfest. In diesem Jahr ist Ostern am Sonntag, den 13. April 2020. Somit ist der Termin für Gründonnerstag in diesem Jahr der 10. April 2020.
An dieser Stelle finden Sie auch eine allgemeine Übersicht über die Feiertage in Deutschland 2020*.
Ist der Gründonnerstag in Deutschland ein gesetzlicher Feiertag?
- Der Gründonnerstag ist ein wichtiger Tag im Kirchenjahr und in einigen Ländern (zum Beispiel in Spanien oder Mexiko) ein gesetzlicher Feiertag, an dem die Arbeitnehmer das Recht auf einen freien Tag haben.
- In Deutschland ist Gründonnerstag allerdings kein gesetzlicher Feiertag.
- Aber: In allen Bundesländern - außer in Hamburg - fällt Gründonnerstag in diesem Jahr in die Osterferien bzw. die Frühjahrsferien.
- Somit haben an diesem Tag nur die Schulkinder frei!
- Hamburg kennt übrigens keine Osterferien und gibt seinen Schülern dafür über Gründonnerstag Winterferien.
- Die allermeisten Läden und Geschäfte haben auch an Gründonnerstag zu ihren gewohnten Zeiten geöffnet.
- Üblicherweise bleiben auch die Behörden offen.
Was wird an Gründonnerstag gefeiert?
Mit dem Gründonnerstag endet in der christlichen Tradition die 40-tägige Fastenzeit. Der Tag leitet den Höhepunkt der Karwoche ein - die drei österlichen Tage um Leiden, Tod und Auferstehung Jesu (lateinisch: „Triduum Sacrum“) - und erinnert an das letzte Abendmahl, das Jesus mit seinen Jüngern vor seiner Auslieferung und Kreuzigung feierte. Zu den drei christlichen Kartagen gehören neben dem Gründonnerstag noch die beiden folgenden Tage: der Karfreitag sowie der Karsamstag, die in diesem Jahr auf den 10. bzw. auf den 11. April fallen.
Auch eher kirchenferne Leser dürften im Zusammenhang mit dem letzten Abendmahl ein ganz bestimmtes Bild vor Augen haben: Die wohl berühmteste Darstellung des letzten Abendmahls stammt von Renaissance-Genie Leonardo da Vinci. Das Wandgemälde, dessen Original sich im Dominikanerkloster Santa Maria delle Grazie in Mailand befindet und zigfach kopiert bzw. variiert wurde, zeigt Jesus Christus inmitten der zwölf Apostel beim letzten gemeinsamen Essen vor seiner Kreuzigung.
Letztlich geht die Szene auf die Überlieferung des Neuen Testaments zurück: Sowohl die vier Evangelien (Matthäus 26,17-75, Markus 14,12-72, Lukas 22,7-62 und Johannes 13,1-18,27) als auch der Apostel Paulus (1. Korintherbrief 11,23-26) berichten von den Geschehnissen rund um das letzte Abendmahl. Interessierte können an diesen Stellen das Geschehen an Gründonnerstag nachlesen.
Gründonnerstag: Das ereignete sich laut Neuem Testament
Wer weniger Zeit hat: Der renommierte amerikanische katholische Theologe Jimmy Akin fasst zusammen, was sich laut dem Neuen Testament am Abend von Gründonnerstag alles ereignet hat. Dies sollte man im Hinterkopf behalten, um die kirchlichen Rituale - etwa die Fußwaschung - an diesem Tag zu verstehen.
Jesus:
- entsandte die Apostel Petrus und Johannes, um im „oberen Raum“ (die Tradition sieht darin den „Abendmahlssaal“ auf dem Berg Zion, außerhalb der Stadtmauern der Jerusalemer Altstadt) ein Paschamahl vorzubereiten.
- wusch die Füße der Apostel.
- feierte die erste Messe.
- setzte das Priestertum ein.
- verkündete, dass Judas ihn verraten würde.
- besiegelte den neuen Bund zwischen Gott und allen Menschen (der „alte Bund“ wurde zwischen Gott und dem Volk Israel geschlossen). Das Paschamahl markierte beim Auszug aus Ägypten einst die Befreiung des Volkes Israel durch Gott aus der Sklaverei. An Gründonnerstag wird das letzte Abendmahl zum Beginn der Befreiung aller Menschen von Sünde und Tod durch Gott.
- gab seinen Anhängern ein „neues Gebot“: „dass ihr einander liebet; wie ich euch geliebt habe, sollt auch ihr einander lieben“.
- erklärte, dass der Apostel Petrus eine herausgehobene Rolle unter den Aposteln haben solle.
- verkündete, dass Petrus ihn verleugnen werde.
- betete für die Einheit seiner Anhänger.
- hielt die Abschiedsreden, die sich im Johannesevangelium über fünf Kapitel erstrecken (Johannes 13-18).
- sang einen Hymnus.
- zog sich zum Gebet auf den Ölberg zurück.
- betete im Garten Gethsemane.
- wurde vom Apostel Judas verraten (er führte die Tempelpolizei an den Ort, wo Jesus betete).
- hielt die Apostel davon ab, seine Verhaftung mit Gewalt zu verhindern.
- heilte das Ohr von Malchus, dem Diener des Hohenpriesters, das von Petrus mit einem Schwert abgeschlagen worden war.
- wurde vor die Hohenpriester Kajaphas und Hannas geführt.
- wurde drei Mal von Petrus verleugnet.
- wurde vor den römischen Präfekten Pontius Pilatus geführt.
Kurz: Jede Menge biblischer Stoff für kirchliche Bräuche. Fassen wir die wichtigsten zu Gründonnerstag zusammen.
Fußwaschung, Ölbergandacht und Öl-Weihe: Die kirchlichen Bräuche am Gründonnerstag
Von diesen neutestamentlichen Überlieferungen leiten sich auch die kirchlichen Bräuche an Gründonnerstag her. Um das Vorbild von Jesus nachzuahmen, der den zwölf Aposteln vor dem Mahl die Füße wusch - eigentlich ein Sklavendienst - finden in vielen Gottesdiensten Fußwaschungen statt.
Als Geste christlicher Demut und Barmherzigkeit wäscht der Priester noch heute zwölf Gemeindemitgliedern die Füße. Papst Franziskus wählte seit seiner Wahl auf den Stuhl Petri vor vier Jahren bei der Fußwaschung immer gesellschaftliche Randgruppen: So wusch er an Gründonnerstag unter anderem Flüchtlingen und Migranten, Behinderten
. 2017 vollzog Papst Franziskus die Fußwaschung am Gründonnerstag an Häftlingen im Hochsicherheitsgefängnis von Paliano südlich von Rom. Im Jahr 2018 wusch er am Gründonnerstag zwölf Häftlingen des römischen Regina-Coeli-Gefängnisses die Füße.
Die neutestamentliche Erzählung von der Todesangst Jesu Christi im Garten Gethsemane bildet die Grundlage für die Ölbergandacht an Gründonnerstag. Nach dem Ende des Gottesdienstes wird das konsekrierte (theologischer Fachbegriff für das in den Leib Christi gewandelte) Brot in einer Prozession zu einem Seitenaltar gebracht. Mit dem Gründonnerstag beginnt das Leiden und Sterben Jesu, die Passion. Deswegen werden nach der Messe vielerorts Blumen, Schmuck und Kerzen aus der Kirche entfernt. In Nachtwachen oder Gebetsnächten am späten Abend gedenken die Gläubigen der Todesangst Jesu auf dem Ölberg.
Stichwort Ölberg: Üblicherweise werden am Gründonnerstag in der Bischofskirche auch die für das Spenden der Sakramente benötigten Öle, das Chrisam, Katechumenenöl und Krankenöl, geweiht. Das Öl versinnbildlicht den Heiligen Geist Gottes.
Wo kommt der Spruch her: „An Gründonnerstag fliegen die Glocken nach Rom“?
Nach dem Gloria im Gottesdienst an Gründonnerstag verstummen die Glocken, die bis zum Gloria in der Osternacht (der Auferstehung Jesu) nicht mehr läuten. Deswegen sagt der Volksmund auch: „Die Glocken fliegen nach Rom.“ In der ewigen Stadt sitzt bekanntlich der Papst als Oberhaupt der Katholiken.
Im Zeitraum zwischen Gründonnerstag und Osternacht werden Altarglocken in vielen Kirchen durch Ratschen oder Klöpfel aus Holz ersetzt. Vielerorts gehen die Ministranten in Gruppen zu den Gebetsläutzeiten mit kleinen Handratschen durch den Ort und kündigen so die Gottesdienste sowie Uhrzeiten an. In einigen Häusern gibt es für sie immer kleine Leckereien, Brotzeiten oder etwas Geld.
Gründonnerstag: Wo kommt der Name her?
Auch wenn er in den Frühling fällt: Der Name „Gründonnerstag“ hat vermutlich nicht unbedingt etwas mit der Farbe Grün zu tun. In der katholischen Kirche ist an diesem Tag auch die liturgische Farbe Weiß vorgeschrieben. Was die Herkunft des Namens angeht, so gibt es mehrere Theorien. So wird der Name Gründonnerstag mit dem althochdeutschen Wort „greinen“ in Verbindung gebracht, was soviel wie „weinen“ bedeutet. Die Tränen könnten im Zusammenhang mit der Passion Christi stehen.
Möglicherweise bezieht sich der Gründonnerstag auch auf die Wiedereingliederung der Büßer zum Ende der Fastenzeit, die als „Weinende“ („Greinende“) gesehen wurden. Ihre Entlassung aus dem Büßerstand führte auch zur Bezeichnung „Antlaßtag“.
Eine weitere Theorie besagt: Gründonnerstag kommt tatsächlich von der Farbe Grün, da im Mittelalter an diesem Tag grüne Messgewänder getragen wurden. Gesichert ist dies jedoch nicht.
Der Gründonnerstag ist auch als Hoher Donnerstag, heiliger Donnerstag, weißer Donnerstag oder Palmdonnerstag bekannt.
Essen an Gründonnerstag: Gibt es bestimmte Vorschriften für Speisen?
Am Gründonnerstag legen viele Menschen beim Essen Wert auf grünes Gemüse und Kräuter. Ein traditionelles Mittagsmahl ist an diesem Tag die sogenannte „Grüne Suppe“, eine Kräutersuppe mit Frühlings- und Heilpflanzen. Mit diesem Brauch sollten früher vermutlich die Kräfte des Frühlings aufgenommen werden.
An Gründonnerstag dürfen Katholiken übrigens Fleisch essen. Nur der Karfreitag ist (neben dem Aschermittwoch) ein kirchlich vorgeschriebener strenger Fasttag, an dem man sich nur einmal sättigen (Fasten) darf. Dabei sind zwei kleine Stärkungen erlaubt. An Karfreitag darf kein Fleisch gegessen und kein Alkohol getrunken werden.
Alles zum Feiertag Christi Himmelfahrt finden Sie hier.
Lesen Sie auch: Im Herbst fallen die Blätter von den Bäumen und es wird kälter. Aber wann beginnt diese Jahreszeit eigentlich? Kurz gesagt: Das hängt von der Definition ab.
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