Heiligabend: Warum wir am 24. Dezember Weihnachten feiern

Viele Familien in Deutschland kommen an Weihnachten zusammen und tauschen Geschenke aus. Doch woher kommt dieser Brauch und warum feiern wir Heiligabend am 24. Dezember?
München - Ostern ist aus kirchlicher Sicht das wichtigste Fest des Christentums. In puncto Beliebtheit und in kommerzieller Hinsicht liegt hingegen Weihnachten ganz vorne. Denn viele Familien in Deutschland essen am Heiligen Abend nicht nur gemeinsam, sondern machen sich auch Geschenke. Nicht nur religiöse Menschen folgen diesem Brauch, für manche ist es einfach eine gute Gelegenheit, Zeit mit den Liebsten zu verbringen. In Deutschland feiern Christen den Heiligabend ganz selbstverständlich am 24. Dezember – Belege für den Geburtstag Jesus Christus an diesem Tag gibt es allerdings nicht. Trotzdem gibt es einen guten Grund dafür, weshalb der Heilige Abend auf dieses Datum fällt.
Heiligabend am 24. Dezember: Wie kam es zu dem Datum?
Das Christentum feiert am 25. Dezember die Geburt von Jesus Christus, den Gläubige als Sohn Gottes ansehen. Der Heilige Abend ist der Vorabend zu Weihnachten. Traditionellerweise kommen die Familien am 24. Dezember, dem Heiligabend, zusammen. Ein gemeinsames Abendessen sowie ein gegenseitiges Beschenken unter dem Weihnachtsbaum gehören zur Tradition. Doch hier gibt es regionale Unterschiede: In vielen Ländern, etwa in den USA, findet die Bescherung erst am 25. Dezember statt. Sowohl der 25. Dezember als auch der 26. Dezember sind in Deutschland, Österreich und der Schweiz gesetzliche Feiertage.
Obwohl die gesamte Zeitrechnung der westlichen Welt darauf beruht, ist das genaue Jahr der Geburt Jesus Christus nicht ganz klar. 2021 nach Christus muss also nicht unbedingt bedeuten, dass Jesus von Nazareth auch wirklich vor 2021 geboren wurde. Dr. Kai Brodersen, Professor für Antike Kultur an der Universität Erfurt, nimmt für seine Analyse verschiedene Stellen aus der Bibel als Basis. Sie liegen rund ein Jahrzehnt auseinander, Jesus könnte demnach 6 Jahre n. Chr. – also nach Beginn unserer Zeitrechnung geboren worden sein. Ebenso könnte die Geburt des von Christus schon im Jahr 4 v. Chr. liegen.
Das Datum des 24. oder 25. Dezember hat vermutlich einen anderen Hintergrund als die wirkliche Geburt Jesus Christus: Die Wintersonnenwende fällt auf den 21. Dezember. Auf der Nordhalbkugel ist das der kürzeste Tag und daher in vielen Kulturen und Bräuchen von jeher von Bedeutung. Auch die Germanen feierten bereits um diese Zeit herum Feste. Die Kirche übernahm viele heidnische Feiertage und versah sie mit ihrer eigenen Bedeutung, darunter auch die Wintersonnenwende. Im Jahr 313 erklärte Kaiser Konstantin das Christentum zur Staatsreligion im römischen Staat. Seit der Synode im Jahr 813 gilt der 25. Dezember offiziell als Geburtstag von Jesus Christus und allgemeiner kirchlicher Feiertag, wie das Wissensmagazin sinexx belegt.
Heiliger Abend: Woher kommen die Traditionen rund um das Weihnachtsfest?
Der Handel in Deutschland profitiert vom Weihnachtsgeschäft, einige Branchen mehr als andere. Die Spielzeugindustrie oder die Buchbranche machen rund ein Viertel ihres Jahresumsatzes im Weihnachtsgeschäft. Das geht aus Daten des Statistischen Bundesamtes hervor. Knapp 30 Millionen Weihnachtsbäume kauften die Bundesbürger im Jahr 2019. Doch ursprünglich ging es beim Weihnachtsfest weder um Geschenke noch um Weihnachtsbäume. Woher kommen diese Traditionen also?
Einen Anteil an unseren heutigen Bräuchen hat der Theologieprofessor Martin Luther. Im Jahr 1535 sagte der Reformator, die Geburt Jesu solle Anlass sein, sich mit der Familie zusammenzufinden und sich gegenseitig zu beschenken. Die Geschenke brachte fortan das Christkind, nicht der Nikolaus. Damit wollte er die Verehrung der katholischen Kirche schmälern. Die Tradition der Geschenke gab es jedoch schon vor Luther. Selbst in alten Stämmen sollen sich die Menschen beschenkt haben. Marcel Mauss, ein französischer Soziologe und Ethnologe, beschreibt diesen Brauch als „Gesellschaftsvertrag der Naturvölker“. Das Schenken habe dazu gedient, die friedliche Absicht zu unterstreichen. Schon die Bibel erwähnt die Gaben der heiligen drei Könige. Die Geburt Jesus Christus selbst gilt als Geschenk Gottes an die Menschheit.
Das Schenken am Heiligen Abend ist demnach eine Tradition mit langer Geschichte. Der Weihnachtsbaum ist im Vergleich dazu noch ein neuer Brauch, der erst vor etwa 200 Jahren zur Mode in deutschen Wohnzimmern wurde. Schon zuvor war der grüne Tannenzweig ein Symbol des Optimismus und der Lebenskraft. Die immergrünen Zweige sollten auch böse Geister abwehren. Nach und nach entwickelte sich der Zweig zum Brauch eines ganzen Baumes. Zu Beginn hing er von der Decke, heute steht er auf dem Boden und ist mit Kerzen geschmückt.