Dass der Teil-Lockdown vom November nicht wie erwünscht wirkt, könne Streeck zufolge zum einen an einer hohen Dunkelziffer und zum anderen daran liegen, dass man „im Dunklen tappe“, an welchen Orten sich tatsächlich die meisten Menschen infizieren. Die Schließung von Restaurants und Bars habe die Infektions-Dynamik jedenfalls lediglich verlangsamt, und in dem Argument der Kritiker, gerade der Gastro-Shutdown könne die Menschen in private Treffen getrieben haben, stecke „schon ein Körnchen Wahrheit“, glaubt Streeck.
„Es ist wahrscheinlich ebenso sicher, sich mit Masken draußen zu treffen – beispielsweise auf einem Weihnachtsmarkt mit Hygienekonzept – als drinnen in Privatwohnungen ohne Masken und ohne ein Hygienekonzept“, führte Streeck gegenüber dem Münchner Merkur aus. Zur Infektions-Wahrscheinlichkeit an Orten mit funktionierendem Hygienekonzept lägen zurzeit allerdings nicht genügend Daten vor: „Wir haben es einfach versäumt zu untersuchen.“
Streecks wichtigste Empfehlung, um nun die Opferzahlen zu senken: „Risikogruppen endlich besser schützen.“ Zahlen des Robert-Koch-Instituts (RKI)* belegten, dass die Maßnahmen zwar das Infektionsgeschehen bei den Jüngeren bremsten, nicht aber bei den Alten. Mehr als die Hälfte aller Covid-19-Todesfälle in Deutschland seien aktuell in Alten- und Pflegeheimen zu verzeichnen - und „das Bisherige an Schutz reicht nicht aus“.
„Wir dürfen sie nicht isolieren“, warnt Streeck indes mit Blick auf ältere Menschen. Hingegen müssten Pflegekräfte und Besucher häufiger Corona-Tests* machen und konsequent FFP2-Schutzmasken tragen. „Ebenso könnte man Schleusen vor den Altersheimen aufbauen, und mit Hilfe von Schnelltests dafür sorgen, dass praktisch niemand mit dem Virus in das Gebäude hineingehen kann“, so Streeck.
Ein harter Lockdown bereits im Sommer bei niedrigen Fallzahlen wäre seiner Meinung nach „sehr effizient“ gewesen, um die Zahlen „auf ein Minimum“ zu drücken und wieder jede Kontaktperson nachverfolgen zu können. Es sei bestimmt nicht einfach, so etwas dann den Menschen zu kommunizieren - aber das sei der Punkt: „Es geht darum, besser zu vermitteln, warum bestimmte Maßnahmen sinnvoll sind.“ Das komplette Münchner-Merkur-Interview mit Streeck finden Sie hier. (frs) *Merkur.de gehört zum Ippen-Digital-Redaktionsnetzwerk.