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Hundertjähriger Kalender – Weiß er wirklich das Wetter im Voraus?

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Filderstadt: Dunkle Wolken ziehen über ein Feld mit jungen Pflanzen. Im Boden sind aufgrund der Trockenheit in den letzten Wochen Risse
Der Hundertjährige Kalender zur Wettervorhersage sollte der Landwirtschaft zu einem Aufschwung verhelfen. © picture alliance/Sebastian Gollnow/dpa

Hundertjähriger Kalender: Wissenswertes zu Entstehung, Geschichte und Aufbau des „Calendarium oeconomicum perpetuum“, wie der Kalender aus dem Mittelalter für die Vorhersage des Wetters ursprünglich heißt.

Bamberg – Das Kirchdorf Klosterlangheim verdankt seinen Namen einer Zisterzienser-Abtei, die hier von 1132/33 bis 1803 bestand. Im 17. Jahrhundert lebte und wirkte in diesem Kloster der Verfasser des Hundertjährigen Kalenders, Mauritius Knauer. Er war von 1649 bis 1664 der Abt dieser Klosteranlage und hatte das Ziel, den Bauern und Mönchen in Franken mit einem Kalender eine Wettervorhersage zu ermöglichen. Damit wollte er der Landwirtschaft zu einem Aufschwung verhelfen, die nach der Beendigung des Dreißigjährigen Krieges 1648 schwer angeschlagen war.

Steckbrief Mauritius Knauer

Hundertjähriger Kalender – ein Werk aus dem späten Mittelalter

Beim Hundertjährigen Kalender handelt es sich um einen pragmatischen Kalender zur Bestimmung des Wetters, den der Zisterzienser-Abt Mauritius Knauer im 17. Jahrhundert entwickelt hat. Er beruht auf der klassischen Astrologie sowie auf der These, dass die Himmelskörper das Wettergeschehen durch einen siebenjährigen Zyklus beeinflussen. Diese Theorie sorgte bereits unter den Astrologen des Mittelalters für Kontroversen; aus heutiger meteorologischer Sicht gelten Übereinstimmungen zwischen den Wettervorhersagen und dem tatsächlichen Wetter als Zufälle.

Hundertjähriger Kalender – ein Kalender mit irreführendem Titel

Bekanntheit erlangte der Hundertjährige Kalender durch seine Veröffentlichung im Jahr 1700. Sie erfolgte allerdings nicht durch seinen Verfasser Mauritius Knauer, sondern durch den deutschen Arzt Christoph von Hellwig. Dieser befasste sich mit medizinischen und astrologischen Schriften und brachte selbst rund 50 Werke heraus.

Dieser Titel führt bis heute zu der irrigen Annahme, der Kalender sage das Wetter für 100 Jahre voraus.

Hundertjähriger Kalender – die Verbindung aus Astrologie und Wetter

Mauritius Knauer entwickelte den Hundertjährigen Kalender als einen immerwährenden praktischen Wirtschaftskalender. Dieser ist auch als Bauernkalender bekannt, da er den Bauern Frankens eine Wettervorhersage ermöglichen sollte. Der Abt nahm an, dass sich Mond, Saturn, Jupiter, Mars, Sonne, Venus und Merkur von Frühlingsbeginn bis Winterende in einem regelmäßigen Turnus bewegten.

Angelehnt an die klassische Astrologie, ging er – in Zusammenhang mit den sieben Himmelskörpern – von einem siebenjährigen Zyklus aus. Ausgehend von der These, dass sich das Wetter in siebenjährigen Abständen wiederholen würde, beobachtete und dokumentierte er es sieben Jahre lang. Überlieferungen zufolge schuf er damit zwischen 1652 und 1658 die Grundlage für den Hundertjährigen Kalender.

Hundertjähriger Kalender – der Aufbau des Kalenders

Der Hundertjährige Kalender basiert auf einem siebenjährigen Zyklus von Himmelskörpern, die jeweils aufgrund ihrer Umlaufzeiten bestimmte Positionen innehaben. Die erste belegt Saturn, gefolgt von Jupiter, Mars, Sonne, Venus, Merkur und Mond. Mauritius Knauer nannte diese sieben Phasen Planetenjahre; für jedes existiert eine Beschreibung, die das Wetter in diesem Zeitraum charakterisiert. Daraus leitete er die – ursprünglich 312 Jahre umfassende – Planetentafel für Wettervorhersagen ab.

Ist keine Planetentafel zur Hand, funktioniert die Zuordnung eines Planetenjahrs zu einer Jahreszahl mithilfe einer Formel. Dafür zieht man von dieser zunächst den Wert Vier ab, um anschießend das Ergebnis durch die Zahl Sieben zu dividieren. Der daraus resultierende Rest entspricht der Position eines Himmelskörpers innerhalb des siebenjährigen Zyklus. Für das Jahr 2021 ergibt sich anhand dieser Berechnung die Regentschaft des Saturns.

Die Wettervorhersagen des Hundertjährigen Kalenders beziehen sich auf die jeweiligen Planetenjahre und gliedern sich des Weiteren:

Die Bauernregeln im Hundertjährigen Kalender

Eng mit dem Hundertjährigen Kalender verknüpft sind daher die Bauernregeln, die sich ebenfalls aus dem Beobachten des Wetters ableiten. Sie beziehen sich unter anderem auf günstige und ungünstige Zeiten zum Anbauen und Ernten und der Bekämpfung von Ungeziefer und Krankheiten. Sie werden oft in Zusammenhang mit den Lostagen betrachtet, die sich am Heiligenkalender des Kirchenjahres orientieren.

Hundertjähriger Kalender – die Wettervorhersage nach Planetenjahren

Die Bezeichnung Planetenjahr bezieht sich beim Hundertjährigen Kalender jeweils auf einen Zeitraum von März eines Jahres bis zum Februar des Folgejahres. Dabei wird jedem Planetenjahr ein typisches Wetter zugeordnet, woraus sich im Rahmen der Planetentafel die Möglichkeit einer Wettervorhersage ergibt.

Hundertjähriger Kalender – Vorhersagen ohne Bezug zu Planetenjahren

Laut Mauritius Knauer gibt es zudem – unabhängig vom Planetenjahr laut Hundertjährigem Kalender – im Jahresverlauf sogenannte Unglückstage, denen er folgende negative Eigenschaften zuspricht:

Diese Unglückstage verknüpft er mit folgenden Daten:

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