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Nebenwirkungen der Corona-Impfung: Charité-Arzt fordert mehr Hilfe für Betroffene

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Von: Laura May

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Professor Harald Matthes der Berliner Charité ist kein Impfgegner – dennoch fordert er mehr Aufmerksamkeit für Impfgeschädigte, denn ihre Leiden werden oft nicht ernst genommen.

Berlin – In Rekordtempo brachten große Pharmakonzerne nach Ausbruch von Covid-19 Impfstoffe auf den Markt. Vielen Menschen brachte das Vakzin Zuversicht und Sicherheit während der Corona-Pandemie, doch für 0,8 Prozent der Geimpften begann mit dem „Piks“ ein Kampf gegen Krankheit und Vorurteile.

Professor Harald Matthes von der Charité in Berlin forscht an Wirkung, Effizienz und Nebenwirkungen der Impfungen. Ihm und seinem Team stehen dafür über 40.000 Datensätze zur Verfügung. „Das ist eine große Beobachtungsstudie“, sagte er dem MDR. In der Studie werden geimpfte Personen ein bis zwei Jahre lang beobachtet, um die Wirkmechanismen im menschlichen Körper besser zu verstehen.

Corona-Virus: 0,8 Prozent der Geimpften haben schwere Nebenwirkungen

Ein wichtiger Aspekt bei seiner Forschung sind auch die schweren Nebenwirkungen der Corona-Impfung. Matthes kommt in seiner Studie zu einer Nebenwirkungsrate von 0,8 Prozent. Das Ergebnis deckt sich mit den Impfregistern anderer Länder. Bei herkömmlichen Impfungen betrage diese Rate etwa die Hälfte, sagt der Arzt im Interview.

Bei der Zahl gehe es nicht um ein paar Tage Kopfschmerzen, Fieber oder Gliederschmerzen. „Mit 0,8 meinen wir schon schwere Nebenwirkungen“, solche also, die eine medizinische Behandlung erforderlich machen, erklärt Matthes weiter im MDR-Interview. 80 Prozent der Nebenwirkungen würden wieder heilen – einige Patienten bleiben jedoch mit neurologischen Störungen, Nervenlähmungen, Muskelschmerzen, Kopfschmerzen oder Herz-Kreislauf-Problemen zurück. Bei manchen Menschen reagiert das Immunsystem gegen den eigenen Körper.

Corona-Virus: Impfgeschädigte werden nicht ernst genommen

Das Problem: Immer noch werden Nebenwirkungen der Corona-Impfung in der Öffentlichkeit klein geredet. Betroffene werden oft nicht ernst genommen. Aufgrund mangelnder Erkenntnisse aus der Forschung sind viele Ärzte überfordert und bekämpfen nur die Symptome der Betroffenen. Etwa mit Kortison. Behandlungen, um die Antikörperreaktion umzukehren, kosten tausende Euro – die Krankenkassen zahlen nicht.

Sie haben starke Nebenwirkungen der Corona-Impfung?

Hilfe unter: www.nebenwirkungen.bund.de

Erschwerend hinzu kommt, dass Menschen mit Impfnebenwirkungen oft direkt vorgeworfen wird gegen die Impfung zu sein. „Es ist ein gesellschaftliches Tabuthema, über das nicht geredet werden darf“, berichtet etwa Vera Rieder, die nach ihrer Impfung mit Biontech an Ausschlägen und Spastiken litt.

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Die Corona-Impfung hat nicht nur Vorteile: Es kann auch schwere Nebenwirkungen geben. © dpa

Corona-Virus: „Das darf einfach nicht wahr sein“

Schauspielerin Felicia Binger, die seit ihrer Impfung unter starken Herzrhythmusstörungen und Muskelzuckungen leidet, prangert auch Politiker an, die immer wieder öffentlich sagen: „Die Impfung ist sicher, es gibt keine Nebenwirkungen.“ Sie kann nicht verstehen, dass es keine Anlaufstellen und öffentliche Aufklärung gibt und ihr nirgends geholfen wird. „Das darf einfach nicht wahr sein“, sagt sie dem WDR.

Professor Harald Matthes fordert mehr Sichtbarkeit in der Öffentlichkeit und mehr Hilfe für Betroffene von Impfschäden. Für ihn überwiegen die Vorteile der Impfung den Nachteilen, trotzdem müsse man auch mit Problemen umgehen. Eine eigene Ambulanz für Impfgeschädigte müsse her. Genauso gebe es auch extra Anlaufstellen für Long-Covid-Patienten. „Impfung ist schon sinnvoll, hat aber auch ihre Nebenwirkungen“, sagt der Professor.

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