Sie nehmen das Kopftuch ab und schneiden sich die Haare - so protestieren Iranerinnen gegen die Regierung
Heftige Proteste gegen die Regierung im Iran: Nach dem Tod einer jungen Frau im Polizeigewahrsam gehen Tausende auf die Straßen - mit einer eigenen Form des Protests.
Teheran - Nachdem eine junge Frau im Iran durch die Sittenpolizei verhaftet und dann in Polizeigewahrsam gestorben war, gehen vor allem in der iranischen Hauptstadt Teheran Tausende Menschen auf die Straße. Sie leisten Ungehorsam gegen das Regime - indem Frauen etwa ihre Kopftücher in aller Öffentlichkeit abnehmen. Doch der Protest zeigt auch gewaltvolle Züge.
Die Proteste haben sich in der Nacht zum Mittwoch auf 15 Städte ausgeweitet. Die Polizei setzte Tränengas ein um Ansammlungen von bis zu tausend Menschen aufzulösen, wie die staatliche iranische Nachrichtenagentur Irna berichtete. Die Demonstrierenden blockierten demnach den Verkehr, warfen Steine auf Sicherheitskräfte, zündeten Polizeifahrzeuge und Mülltonnen an und skandierten regierungsfeindliche Slogans.
Proteste im Iran: Der Tod von Mahsa Amini ist der Auslöser

Auslöser der Proteste im Iran ist der Tod der 22-jährigen Mahsa Amini im Polizeigewahrsam. Auch am Dienstag gingen wieder Tausende Menschen in zahlreichen Städten auf die Straßen. Die junge Frau war vor gut einer Woche von der Sittenpolizei wegen ihres „unislamischen Outfits“ festgenommen worden. Was genau danach geschah ist unklar, jedenfalls fiel Amini ins Koma und starb am Freitag in einem Krankenhaus. Kritiker werfen der Moralpolizei vor, Gewalt angewendet zu haben. Die Polizei weist die Vorwürfe entschieden zurück. Die Regierung ordnete eine Untersuchung an.

Nachdem mehrere bekannte Frauen, darunter Schauspielerinnen, sich die Haare abgeschnitten hatten und in den sozialen Medien Videos davon teilten, kam diese Form des Protests auch auf die Straßen, wie ntv berichtet. Auf Twitter sind Videos davon zu sehen, wie sich Frauen die Kopftücher abnehmen und von anderen angefeuert die Haare abschneiden lassen.
Nicht mehr nur Teheran: Kundgebungen weiten sich auf weitere Großstädte aus
Die Kundgebungen fanden laut Nachrichtenagentur Irna in der Hauptstadt Teheran und zahlreichen anderen Großstädten statt. Es war bereits die fünfte Nacht, in der protestiert wurde. Viele Demonstrantinnen nahmen als Zeichen des Protests ihr Kopftuch ab. Der Gouverneur der Provinz Kurdistan hatte nach Protesten am Dienstag von drei Todesopfern gesprochen. Landesweit hatten sich auch mehrere Politiker für einen Reformkurs im Iran ausgesprochen. (dpa/kat)