1. Startseite
  2. Welt

Island: Geschichte, Politik, Bevölkerung und Geografie

Erstellt: Aktualisiert:

Kommentare

Touristen bestaunen beim „Golden Circle“ einen Geysir Island
Touristen bestaunen beim „Golden Circle“ in Island einen Geysir © Juan Muñoz / IMAGO

Island ist ein außergewöhnlicher Inselstaat am nordwestlichen Rande Europas, der mit seiner einzigartigen Natur und Gastfreundschaft für sich einnimmt.

Reykjavik – Der erste Eindruck von Island ist meist wenig einladend: Endlose vulkanische Geröllfelder dominieren die Strecke vom internationalen Flughafen in die Hauptstadt Reykjavik. Diese präsentiert sich jedoch modern, weltoffen und ausgesprochen gastfreundlich. Dazu punktet Island mit einem der höchsten Lebensstandards und Pro-Kopf-Einkommen der Welt.

Island: Die Geschichte des Staates

Die frühe Geschichte der Insel im nördlichen Atlantik liegt bis heute im Dunkeln. Doch auch, wenn zuvor bereits einzelne Wikinger und irische Mönche den Weg in den Norden gefunden hatten, gilt die Zeit der Landnahme zwischen 870 und 930 als offizieller Beginn der isländischen Geschichte. In diesen Jahren siedelten rund 400 Familien aus Norwegen über, die das Land unter sich aufteilten.

Das isländische Mittelalter wurde in den Sagen festgehalten, bei denen sich Fakt und Fiktion vermischen. Belegt ist jedoch, dass bereits 930 die erste Generalversammlung, der Althing, in Thingvellir am Ufer des gleichnamigen Sees zusammenkam. Dabei diskutierten die Wikinger Aspekte des Zusammenlebens, legten neue Gesetze fest und sprachen Recht. Das Althing gilt als eines der ältesten Parlamente der Welt und kam noch bis 1798 am See zusammen. Erst dann verlegten es die Dänen in ein neues Gebäude in der Hauptstadt Reykjavik.

Island: Vom Mittelalter zur Moderne

Von Island aus unternahmen Wikinger Erkundungsfahrten gen Westen und entdeckten dabei Grönland und den nordamerikanischen Kontinent. Besiedlungsversuche scheiterten jedoch. Mit der Annahme des Christentums im Jahr 1000 begann der Niedergang der alten Wikingerkultur. 1262 fiel Island an die norwegische Krone und 1380 gemeinsam mit Norwegen an die dänische Krone. Die Dänen setzten 1552 die protestantische Reformation durch.

Ab dem frühen 19. Jahrhundert kam es in Island zu ersten Unabhängigkeitsbestrebungen. Dänemark reagierte damit, das 1800 abgeschaffte Althing als Parlament in Reykjavik neu zu gründen, und festigten so den Status der Stadt als Hauptstadt. Allerdings sollte es noch bis 1918 dauern, ehe Island einen ersten Unionsvertrag mit Dänemark unterzeichnete und gar bis 1944, ehe der Staat in die Unabhängigkeit entlassen wurde.

Das 20. Jahrhundert und die Gegenwart

Zu dieser Zeit hatte die Insel bereits eine enorme Modernisierung erlebt, die mit einem neu erwachten Interesse an der isländischen Geschichte und der Sagas der Wikinger einherging. Diese Entwicklung zu einem modernen Staat setzte sich auch nach der Unabhängigkeit fort. Anders als die meisten Nationen verzichtete Island stets auf eine eigene Armee, ist jedoch Mitglied der NATO und erlaubte den US-Amerikanern den Betrieb einer Airbase in Keflavik.

Für weltweite Schlagzeilen sorgte Island mit Beginn der Finanzkrise 2008, als die drei größten isländischen Banken zusammenbrachen und enorme Geldsummen auch von ausländischen Kleininvestoren vernichtet wurden. Infolge der Finanzkrise verlor die isländische Krone stark an Wert – machte das Land damit jedoch für Touristen wesentlich attraktiver.

Island: Demografie des Staates

Die Bevölkerungszahl in Island ist trotz einer kleinen Delle infolge der Finanzkrise 2008 kontinuierlich gewachsen. Heute leben etwa 365.000 Menschen in Island (Stand 2019), davon haben 23,7 Prozent einen ausländischen Hintergrund. Die größten Gruppen:

Eine Besonderheit der isländischen Demografie ist das Fehlen von Familiennamen. Isländer tragen den Vornamen des Vaters und hängen ihm je nach Geschlecht ein -son oder -dottir an. Sigrun Jonsdottir ist also die Tochter von Jon. Viele Isländer können ihren Stammbaum bis zur Landnahme durch die norwegischen Wikinger zurückverfolgen.

Staat Island: Die Politik

Seit der Unabhängigkeitserklärung 1944 ist Island eine parlamentarisch-demokratische Republik. Staatsoberhaupt ist der isländische Präsident, die Führung der Regierungsgeschäfte liegt beim isländischen Premierminister. Seit 30. November 2017 hat Katrin Jakobsdottir von der Links-Grünen Bewegung das wichtigste Amt im Staat inne, obwohl ihre Partei bei den letzten Wahlen im September 2021 lediglich den dritten Platz belegte. Die Ergebnisse im Überblick:

Die drei Parteien mit den höchsten Stimmenanteilen sind dabei alle gegen einen EU-Beitritt.

Island: Die Wirtschaft des Staates

Island gilt als das Land mit dem weltweit höchsten Durchschnitts- und Medianvermögen. Beim Index der menschlichen Entwicklung belegt es seit Jahren kontinuierlich einen der ersten fünf Plätze. Das wichtigste Standbein der isländischen Wirtschaft bildet heute der Dienstleistungssektor, insbesondere die Finanzindustrie. Fast ebenso wichtig ist die Fischerei, die etwa 42 Prozent der isländischen Exporte ausmacht, während sich die Landwirtschaft vor allem auf die Schafzucht konzentriert.

Seit der Abwertung der isländischen Krone hat die Bedeutung des Tourismus für die isländische Wirtschaft enorm zugenommen. Zwischen 2000 und 2014 verdreifachte sich die Zahl der ausländischen Besucher. Interessant ist Island auch als Drehort großer Hollywoodproduktionen: darunter der Bond-Film „Stirb an einem anderen Tag“, „Tomb Raider“ und „Batman Begins“. Für einen Touristenansturm sorgten auch die isländischen Drehorte der erfolgreichen TV-Serie „Game of Thrones“.

Island: Spektakuläre Geografie

Der isländische Vulkanismus machte 2010 weltweite Schlagzeilen, als der Ausbruch des Eyjafjallajökull den Flugverkehr in Europa aufgrund der Aschewolken tagelang zum Erliegen brachte. Vulkanische Landschaften und Lavawüsten bedecken große Teile des Landes, insbesondere im Inneren der Insel. Rund 11 Prozent sind derzeit noch von Gletschern bedeckt. Die fruchtbaren, bewohnbaren Gebiete entlang der Küste werden landwirtschaftlich genutzt.

Berühmt ist die Ringstraße Nr. 1, die auf 1.332 Kilometern Länge einmal rund um die Insel führt. Die größten Städte von Island nach Einwohnern (Stand 2019):

Etwa 70 Prozent der Bevölkerung leben im Südwesten der Insel rund um die Hauptstadt Reykjavik. Diese ist wiederum die nördlichste Hauptstadt der Welt. Sie gilt als politisches, wirtschaftliches und kulturelles Zentrum von Island.

Island und seine Kultur

Der kleine Staat Island blickt auf eine beeindruckend reichhaltige Kulturgeschichte zurück. Eine wichtige Rolle spielen die mittelalterlichen Sagas der Wikinger wie die Edda, die heute als maßgebliche Quelle der altnordischen Mythologie gilt. Zu den bekanntesten isländischen Schriftstellern der Neuzeit gehört der Literaturnobelpreisträger Halldor Laxness. Der Autor Einar Karason übertrug die berühmte Sturlungar-Saga in ein modernes Romanformat und wurde dafür mit dem Isländischen Literaturpreis ausgezeichnet.

Die isländische Filmszene wird im Ausland vor allem von Baltasar Kormakur vertreten, zu dessen bekanntesten Werken „101 Reykjavik“ und „The Deep“ gehören sowie die Krimiserien „Trapped“ und „Katla“. Weltweite Anerkennung genießt die isländische Musik mit berühmten Stars wie Björk, Olafur Arnalds und den Gruppen Of Monsters and Men, Sigur Ros und Solstafir.

Die isländische Küche ist berüchtigt für Spezialitäten wie Hakarl (fermentierter Hai) und Svid (halbe Lammköpfe), doch die meisten Touristen kommen mit diesen gar nicht in Berührung. Isländischer Skyr, eine Art Joghurt, hat dagegen längst mitteleuropäische Regale erreicht.

Die Sehenswürdigkeiten Islands

Die meisten Sehenswürdigkeiten von Island konzentrieren sich im Großraum Reykjavik, darunter das Nationalmuseum und das Museum zur Landnahme, das über den Ruinen eines mittelalterlichen Langhauses errichtet wurde. Das Freilichtmuseum Arbaer vermittelt einen Eindruck vom harten Leben in vergangenen Zeiten.

Berühmt ist der sogenannte Golden Circle, eine touristische Rundfahrt zum Wasserfall Gullfoss, den Geysiren von Haukadalur und dem Thingvellir-Nationalpark. In der Nähe des Flughafens lockt die Blaue Lagune, ein von Geothermie beheiztes weitläufiges Schwimmbad.

Die restlichen Landesteile beeindrucken mit ihrer spektakulär schönen, einsamen Natur, rauen Küstenstrichen und tief verschneiten Gletschern. Ein beliebtes Ziel ist der See Myvatn im Norden, der auf dem Gebiet des Vulkans Katla liegt. Unterirdische vulkanische Quellen speisen heiße Badestellen und Badegrotten. In der Wintersaison reisen viele Touristen an, um die berühmten Polarlichter zu sehen.

Auch interessant

Kommentare