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Italien: Geschichte, Politik, Bevölkerung und Geografie

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Die Via Alessandria im Trajansforum: Die Stadt Rom hat der Öffentlichkeit archäologische Funde aus der Antike präsentiert, die bei Ausgrabungen in der italienischen Hauptstadt gefunden worden waren
Vom alten Rom über die Renaissance bis heute übte Italien immer wieder großen Einfluss auf die europäische Kultur aus © picture alliance/dpa/LaPresse via ZUMA Press | Cecilia Fabiano

Italien ist ein Land der Gegensätze: Einzigartige Kunstschätze und kulturelle Errungenschaften treffen auf Korruption und mafiöse Verflechtungen. Unzählige Auswanderer trugen die italienische Kultur und Gastronomie in die Welt hinaus. Zugleich gehört Italien mit 62 Millionen Besuchern jährlich zu den touristisch beliebtesten Zielen überhaupt.

Rom – Die einen denken bei Italien an Pizza und Pasta, die anderen an Leonardo da Vinci und Giuseppe Verdi: Wie kaum ein anderer Staat hat Italien Einzug in die Alltagskultur Europas gehalten. Gerade für Deutschland war das sonnige Land jenseits der Alpen spätestens seit Goethes „Italienischer Reise“ Sehnsuchtsort Nummer eins.

Italien: Die Zeit der Römer

Die erste belegte Hochkultur im heutigen Italien war die der Etrusker um etwa 600 v. Chr. Im Süden des Landes siedelten sich Griechen an. Beide Kulturen gingen später im expandierenden Römischen Reich auf. Dieses erlebte seine größte Ausdehnung unter Kaiser Trajan im Jahr 115. Es erstreckte sich von Britannien im Nordwesten bis Mesopotamien (heute Irak) im Osten. Das überdehnte Imperium Romanum wurde jedoch immer anfälliger für Angriffe von außen und zerfiel allmählich. Offiziell endete seine Geschichte mit dem Tod des letzten Kaisers Theodosius I. im Januar 395 und der Teilung des Reiches in ein Weströmisches Reich mit der Hauptstadt Ravenna und ein Oströmisches Reich mit der Hauptstadt Konstantinopel (heute Istanbul).

Im Mittelalter gehörte die nördliche Hälfte von Italien zum Heiligen Römischen Reich, während die Südhälfte an die Normannen fiel. In dieser Epoche entstanden die unabhängigen Seerepubliken Venedig, Pisa, Genua und Amalfi, die mit Handel von Gewürzen aus Arabien und Asien reich wurden. Berühmte Söhne dieser Republiken waren der Venezianer Marco Polo, der auf der Seidenstraße nach China reiste, und der Genueser Christoph Kolumbus, der auf der Suche nach einer neuen Route nach Indien Amerika entdeckte.

Italien und die Renaissance

Ab dem 14. Jahrhundert entwickelten sich neben den Seerepubliken weitere mächtige Stadtstaaten im Binnenland wie das Herzogtum Mailand und die Republik Florenz. Altes Wissen aus der Antike und aus der arabischen Welt wurde wiederentdeckt. In Italien wurde diese Phase der Geschichte Rinascimento (Wiedergeburt) genannt. Heute ist sie besser als Renaissance bekannt.

Große Philosophen wie Erasmus von Rotterdam und Niccolò Machiavelli begründeten den Humanismus, während Künstler wie Dante Alighieri, Giovanni Boccaccio, Filippo Brunelleschi, Bramante, Leonardo da Vinci, Raffael und Michelangelo Kunstwerke und Literatur von Weltrang schufen. Zugleich wurde Italien von zahlreichen internen Konflikten und Kriegen zerrissen. Mit dabei waren auch die Päpste, deren Kirchenstaat von Rom bis Bologna reichte.

Italien auf dem Weg zur Unabhängigkeit

Mit der Entdeckung Amerikas begann der Aufstieg der am Atlantik gelegenen Seemächte Portugal und Spanien. Italien verlor als internationaler Handelsplatz an Bedeutung. Zugleich wurde das Land immer stärker vom expandierenden Osmanischen Reich bedrängt, das der Republik Venedig ihre Besitztümer in Griechenland und auf dem Balkan abnahm. Ab dem 16. Jahrhundert verfestigten die spanischen Habsburger ihre Macht auf der italienischen Halbinsel.

Den Spaniern folgten die Franzosen unter Napoleon Bonaparte und die österreichischen Habsburger, die das Gebiet der ehemaligen Republik Venedig übernahmen. Nach dem Ende der napoleonischen Herrschaft wurde Italien beim Wiener Kongress 1815 neu geordnet, doch mittlerweile hatte ein nationalistischer Geist das Land ergriffen. Zahlreiche Kriege und Auseinandersetzungen folgten, ehe 1861 das unabhängige vereinte Königreich Italien unter König Viktor Emanuel II. ausgerufen werden konnte.

Italien: Die jüngere Geschichte

Im 20. Jahrhundert entwickelte sich Italien vor allem im Norden zu einem modernen, wirtschaftlich starken Industrieland, während im Süden weiterhin die Landwirtschaft dominierte. Hier blühten seit dem 19. Jahrhundert kriminelle Geheimbünde, aus denen Mafia-Organisationen wie die sizilianische Cosa Nostra und die neapolitanische Camorra hervorgingen.

1922 begann das dunkelste Kapitel der jüngeren italienischen Geschichte mit der Machtergreifung der faschistischen Partei von Benito Mussolini, der später im Zusammenhang mit dem Zweiten Weltkrieg das Bündnis der Achsenmächte mit Nazi-Deutschland schloss. Infolge der Niederlage 1945 verlor Italien seine Kolonien in Ostafrika sowie Dalmatien und Istrien an der östlichen Adriaküste. Ein Jahr später wurde die Monarchie nach einer Volksabstimmung formal abgeschafft und die moderne Republik Italien proklamiert.

Italien: Politik und Regierung

Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs erlebte die nördliche Hälfte von Italien einen Wirtschaftsboom, der die Gegensätze von Norden und Süden weiter verstärkte. Viele Italiener aus dem Süden wanderten als Gastarbeiter ins nördliche Europa aus. Auch die italienische Politik war von Extremen geprägt. Lange Zeit dominierten Kommunisten, Sozialisten und Christdemokraten, ehe sich die etablierten Parteien nach der Aufdeckung zahlreicher Korruptionsskandale auflösten.

Im wohlhabenden Norden feierte die Lega Nord, die eine Abspaltung vom Süden anstrebte, Erfolge. 1994 gelangte der Unternehmer Silvio Berlusconi mit seiner neu gegründeten Partei Forza Italia an die Macht und drückte der italienischen Politik seinen Stempel auf. 2013 wurde er wegen Steuerhinterziehung verurteilt. Im neuen Jahrtausend entstanden in Italien weitere neuen Parteien wie die Fünf-Sterne-Bewegung des Komikers Beppe Grillo, die bei den Wahlen 2013 aus dem Stand 25,09 Prozent der Stimmen holte.

Italien: Das politische System

Offizielles Staatsoberhaupt von Italien ist der Präsident der Republik, der vor allem eine repräsentative Funktion im Staat ausübt. Die Regierungsgeschäfte werden vom Ministerrat (Consiglio dei ministri) geführt, an dessen Spitze der Ministerpräsident steht.

Die wichtigsten Fakten zu Italien im Überblick:

Italien: Bevölkerung und Sprache

Italien gehört zu den europäischen Ländern mit einer stark alternden Bevölkerung und sinkenden Geburtenrate. Dadurch hat sich der Staat vom klassischen Auswanderungsland zum Einwanderungsland gewandelt. Weiterhin hält die interne Migration aus dem strukturschwachen Süden in den Norden an.

Etwa 9 Prozent der italienischen Bevölkerung haben heute ausländische Wurzeln. Die wichtigsten Herkunftsländer Stand 2018:

RangHerkunftslandAnzahl
1Rumänien1.190.091
2Albanien440.465
3Marokko416.531
4Volksrepublik China\t290.681
5Ukraine\t237.047

Weiterhin leben rund 600.000 illegale Einwanderer, die aus Afrika über den Seeweg nach Italien kamen, im Land und arbeiten weitestgehend im Niedriglohnsektor.

Offizielle Amtssprache ist Italienisch, das erst nach dem Zweiten Weltkrieg mithilfe der Medien standardisiert wurde. Weitere regionale Amtssprachen:

Zudem stehen einige regionale Minderheitensprachen unter Schutz, darunter Furlanisch, die Sprache der Region Friaul im Nordosten, und Sardisch, die Sprache der Insel Sardinien.

Rund 87,8 Prozent der Bevölkerung gehören dem römisch-katholischen Glauben an. Daneben gibt es kleine protestantische und orthodoxe christliche Gruppen sowie eine steigende Anzahl Muslime (3,1 Prozent der Bevölkerung).

Italien: Geografie und Städte

Die Geografie von Italien ist von der markanten Form der an einen Stiefel erinnernden Apennin-Halbinsel geprägt. Im Norden markieren die Alpen die Grenze zu den Nachbarländern. Da der Gipfel des 4.810 Meter hohen Mont Blanc auf französischem Gebiet liegt, wird der 4.061 Meter hohe Gran Paradiso meist als höchster Berg von Italien bezeichnet. An die Alpen schließt sich im Süden die fruchtbare Po-Ebene an, die im Süden vom Apennin begrenzt wird. Der 1.500 Kilometer lange Gebirgszug erstreckt sich bis zur italienischen Stiefelspitze in Kalabrien.

Die größten Städte im Überblick (Stand 2016):

RangNameEinwohnerzahl
1Rom\t2.867.078
2Mailand1.350.487
3Neapel972.212
4Turin889.600
5Palermo671.531

Wird das Einzugsgebiet mitgerechnet, hat Mailand die Nase vorn: Im Großraum Mailand leben etwa 4.373.992 Menschen, im Großraum Rom 4.022.723.

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