Unwetter wütet über italienischer Insel: Passagiere und Beobachter fürchten das Schlimmste

Während eines heftigen Unwetters wird eine Fähre zur Überfahrt von der Insel Ponza auf das italienische Festland gezwungen. Beobachter und Passagiere erleben dramatische Szenen.
München – Diese Seefahrt war entgegen dem Text eines deutschen Volkslieds weder lustig noch schön. Zwar spektakulär. Aber eher angsteinflößend. Und womöglich sogar lebensbedrohlich. Bei heftigem Wellengang hat sich am Freitag eine Fähre der Schifffahrtsgesellschaft Laziomar von der italienischen Insel Ponza in Richtung Festland aufgemacht.
Allerdings nicht ganz freiwillig. Wie der Kapitän lokalen Medien erklärte, seien die hinteren Befestigungsseile gerissen, weshalb bei einem Verbleib im Hafen eine Kollision gedroht hätte. So musste sich das rund 70 Meter lange Schiff mit etwa 120 Passagieren durch das Unwetter kämpfen. Bis zu acht Meter hohe Wellen und Windböen von 110 km/h – hier wird von einem orkanartigen Sturm gesprochen – machten der Fähre und allen Menschen an Bord das Leben schwer.
Fähre startet im Unwetter von Ponza: „Die sind doch alle verrückt“
In Windeseile verbreiteten sich im Internet Aufnahmen der ersten Minuten dieser Überfahrt. Darauf ist zu sehen, wie das Schiff zwischen den Wellen ordentlich schwankt, die eine oder andere Breitseite kassiert. Die Menschen auf Ponza beobachteten das Geschehen fassungslos. „Die sind doch alle verrückt“, sagt eine filmende Frau. Und eine andere prophezeit: „Sie zerbricht wie die Titanic.“
An Bord gedrehte Clips zeigen, wie das Wasser auf dem schwankenden Deck hin- und herfließt. Sitzende Passagiere halten ihre Füße hoch. Unter anderem wird ein Besen von dem Nass mitgezogen.
Wie die Nachrichtenagentur Ansa berichtet, haben sich Passagiere bekreuzigt. Jemand soll gesagt haben: „Wir hoffen, dass wir überleben.“ Diese Angst vor einer echten Tragödie teilten aber offenbar nicht alle auf dem Schiff.
Heftiger Wellengang macht Fähre vor Italien zu schaffen: Bürgermeister hat „schlimmere Fahrten erlebt“
„Es gab Menschen, die Schmerzen hatten, aber auch solche, die lachten. Einige hatten Magenprobleme, aber es gab nie eine wirklich angespannte Situation“, spielte ein Mann aus Rom, der die Tour häufiger mitmacht, das Drama an Bord einem Bericht des Corriere della Sera zufolge herunter. Die Passagiere seien dazu angehalten worden, sitzen zu bleiben.
Auch der Bürgermeister von Ponza, ebenfalls einer der Passagiere, sah in der Fahrt nichts Außergewöhnliches. „Wir hatten überall Wasser, es regnete, der Boden war überschwemmt, wir konnten uns nicht bewegen und hielten uns an den Sitzen fest, um uns nicht zu verletzen. Aber ich habe schon schlimmere Fahrten erlebt“, erklärte Franco Ambrosino.
Der Politiker hat sich an das raue Wetter auf dem Tyrrhenischen Meer längst gewöhnt: „Im Winter kommt das häufig vor. Die Wahrheit ist, dass der starke Wind nicht erwartet wurde, und genau das war beängstigend.“ Zwar sollte der Wind den Vorhersagen zufolge gegen 16.30 Uhr abflauen, doch eine Dreiviertelstunde vorher wurde die Fähre zum Auslaufen gezwungen.
Video: Feuer auf italienischer Fähre - Augenzeuge filmt Brand
Fähre kämpft sich bei hohen Wellen Richtung Italien: Fünf statt gut einer Stunde auf dem Meer unterwegs
Ambrosino kritisierte auch: „Der Hafen von Ponza ist für diesen Ostwind nicht sicher, er ist zu offen, er müsste geschützt werden.“ Immerhin sei die Fahrt zum Ende hin ruhiger gewesen. Fünf Stunden brauchte das Schiff bis nach Formia südlich von Rom. Bei normalem Wetter wird die Tour in gut einer Stunde bewältigt.
Zum Glück verletzte sich laut dem Kapitän niemand. Auch der Schiffsrumpf soll den Trip unbeschadet überstanden haben. Wie heftig das Unwetter aber gerade über Ponza wütete, verdeutlicht ein anderes Unglück: Der Kühlwagen eines Fischhändlers soll vom Sturm ins Meer gerissen worden sein. (mg)