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Schlag gegen die Cosa Nostra: Italienische Polizei verhaftet meistgesuchten Mafioso des Landes

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Von: Jannis Gogolin

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Ein hoher Mafioso und mehrfacher Mörder ist der italienischen Polizei ins Netz gegangen. Nach 30 Jahren im Untergrund konnte nun Mafia-Boss Matteo Messina Denaro verhaftet werden.

Palermo – Um die italienische Mafia ranken sich viele Mythen. Geheime Aufnahmerituale, Loyalität bis zum Tod und korrupter Einfluss bis in die höchsten Kreise der Gesellschaft – immer wieder bestätigen sich schlimmste Befürchtungen über die Macht der italienischen Mafia. Doch jetzt gelang der Polizei nach jahrzehntelanger Arbeit ein großer Fang, der zumindest einer Gruppierung den Kopf abschlägt.

Cosa Nostra: Italienische Polizei verhaftet meistgesuchten Mafioso des Landes

Das organisierte Verbrechen in Italien hat viele Gesichter: Die kalabrische ’Ndrangheta, die Camorra aus der Metropole Neapel oder die Cosa Nostra – eine der ältesten und traditionellsten Gruppierungen der Mafia auf Sizilien. Wie das Bundeskriminalamt auf seiner Website schreibt, sind Rauschgifthandel, Gewalt und Geldwäsche die Kernkompetenzen der Cosa Nostra. Und neben Kanada, Südafrika, den USA und Spanien ist sie seit den 1970er Jahren auch in Deutschland verbreitet.

Die verschiedenen Gruppierungen unterscheiden sich teils in ihrem Führungsstil. Im Gegensatz zur ’Ndrangheta wird die sizilianische Cosa Nostra, übersetzt „unsere Sache“, streng hierarchisch geführt. Das Oberhaupt letzterer Gruppierung ist daher ein besonders lohnendes Ziel für die Strafverfolgung. Dieser Meinung ist auch die italienische Anti-Mafia-Polizei und nahm nach 20 Jahren intensiver Ermittlungsarbeit den Cosa-Nostra-Boss Matteo Messina Denaro fest, wie die Deutsche Presseagentur (dpa) mitteilt. Drei Jahrzehnte lang lebte der heute 60-Jährige im Untergrund.

Cosa-Nostra-Boss Matteo Messina Denaro bei seiner Festnahme
Cosa-Nostra-Boss Matteo Messina Denaro wird in Palermo von Polizeikräften abgeführt. 20 Jahre lang arbeitete die Anti-Mafia-Polizei auf diesen Moment hin. © dpa

Regierungschefin Meloni gratuliert zur Verhaftung des „bedeutensten Mafia-Bosses“

Glückwünsche für den geglückten Zugriff der „Mafiajäger“ kamen von höchster Stelle. Regierungschefin Giorgia Meloni, selbst kritisiert wegen zu lascher Politik gegen die Mafia, gratulierte der Behörde für ihren Erfolg. Sie sehe die Festnahme des „bedeutendsten Mafia-Bosses“ als Zeichen, dass der Staat sich gegenüber organisiertem Verbrechen „nie ergibt“. Der Liste an Gratulanten schlossen sich laut dpa Innenminister Matteo Piantedosi und Staatspräsident Sergio Mattarella an. Mattarrellas Bruder Piersanti fiel 1980 als Präsident der Region Sizilien der Mafia zum Opfer.

Tatort eines Anschlags von Matteo Messina Denaro
Im Jahr 1993 stieg der Fahnungsdruck nach Matteo Messina Denaro erneut, nachdem seine Mittäterschaft bei mehreren Sprengstoff-Anschlägen bekannt wurde. © dpa

Mit Matteo Messina Denaro, Spitzname Diabolik oder Rolex, wurde nun ein Mafioso hinter Gitter gebracht, der eine beachtliche Liste an Verbrechen und Mordopfern vorzuweisen hat. Mit jungen 18 Jahren sein erstes Opfer. Nach eigenen Angaben würden die von ihm Ermordeten „einen ganzen Friedhof füllen“ können. Bereits vor dessen Festnahme verurteilte ihn die italienische Justiz zweifach wegen Mordes.

Im Jahr 1993 tauchte er schließlich unter, nachdem der Fahndungsdruck immer weiter zugenommen hatte. Nach Angaben der dpa sei er zuvor an Anschlägen in Rom, Mailand und Florenz beteiligt gewesen. Zehn Menschen starben dabei. Nur Monate vor den Attentaten ermordete die sizilianische Cosa Nostra die Richter und Mafia-Jäger Giovanni Falcone, Paolo Borsellino und dessen Familie mit Autobomben. Jahrzehnte lang war der gebürtige Sizilianer nach Angaben der dpa der meistgesuchte Kriminelle Italiens.

Das Fahnungsplakat von Matteo Messina Denaro
Das Fahnungsplakat des sizilianischen Mafia-Bosses Matteo Messina Denaro, auch genannt Diabolik oder Rolex. © afp

Um 30 Jahre lang den Strafverfolgungsbehörden zu entgehen, verzichtete Denaro gänzlich auf moderne Kommunikationsmittel. Mithilfe digitaler Spuren wäre die Polizei ihm vermutlich schneller auf die Schliche gekommen. Da er trotzdem als Kopf der Cosa Nostra agierte, gab er seinen Untergebenen verschlüsselte Befehle per Papierzettel, auch „Pizzini“ genannt. Die Strategie der Polizei, ihn durch Verhaftungen in seinem nahen Umfeld zu isolieren, machte sich schlussendlich jedoch bezahlt.

Die Mafia hat Kinofilmen, Serien und Videospielen auch ihren Einzug in die Popkultur erhalten. Doch abseits der Medien ist die organisierte Kriminalität ein ernstes Problem – auch in Deutschland. Allein in Bayern stellten Ermittler 2020 über 1,8 Millionen mafiöses Vermögen sicher. Denn wie eine Mafia-Expertin im Gespräch mit unserer Zeitung erklärt, ist der Freistaat außerordentlich beliebt bei der organisierten Kriminalität aus dem Nachbarland.

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