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Kroatien: Geschichte, Politik, Bevölkerung und Geografie

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Blick auf die Altstadt Dubrovniks
Von der Festung Lovrijenac aus hat man einen wundervollen Blick auf die Altstadt Dubrovniks © picture alliance / dpa-tmn | Katja Fleischmann

Kroatien hat im Laufe der Zeit zahlreiche ausländische Herrscher erlebt. Seit 1991 ist es zum ersten Mal seit dem Mittelalter wieder ein unabhängiger Staat. Die Unabhängigkeit musste jedoch im Kroatienkrieg teuer erkauft werden.

Zagreb – Die Städte entlang der kroatischen Adriaküste zeugen von der langen Geschichte des Landes und beeindrucken mit historischen Sehenswürdigkeiten. Unzählige Strände locken Badetouristen an. Die Spuren des mittlerweile 25 Jahre zurückliegenden Krieges sind heute kaum noch wahrzunehmen und Kroatien präsentiert sich als modernes, fortschrittliches Land.

Kroatien: Die frühe Geschichte

Das Gebiet des heutigen Kroatien wurde schon vor über einer Million Jahren von den Vorfahren des modernen Menschen bewohnt. Die jüngere Geschichte des Landes begann im 1. Jahrhundert v. Chr., als die Römer die Herrschaft über die in der Region lebenden Illyrer, Liburner, Kelten und Griechen übernahmen. Sie gründeten die Provinzen Illyrien und Dalmatien. 284 bestieg der in dieser Region geborene Diokletian den römischen Kaiserthron und ließ sich einen prachtvollen Palast als Altersruhesitz bauen. Der Diokletianspalast ist heute die größte Sehenswürdigkeit der kroatischen Stadt Split und gehört zum Weltkulturerbe der UNESCO.

Nach dem Zerfall des Römischen Reiches zogen Slawen aus Osteuropa in die Region. Zu dieser Zeit entstand auch der Begriff Kroaten (Hrvati) für die Einwohner von Kroatien, doch die Herkunft des Begriffs ist bis heute umstritten. Ab dem 7. Jahrhundert konvertierten diese zum Christentum.

Kroatien: Kurze erste Unabhängigkeit

Im Mittelalter kämpften die Fürsten der Region gegen Eroberungsversuche durch Byzanz und Venedig. Fürst Tomislav gelang es im 10. Jahrhundert, die Fürstentümer zu vereinen, und wurde 925 zum ersten König von Kroatien gekrönt. Das unabhängige Königreich blieb jedoch nur 177 Jahre bestehen, ehe Kroatien eine Personalunion mit dem benachbarten Ungarn einging. Gemeinsam kämpften sie gegen die muslimischen Osmanen, die über den Balkan nach Europa drängten.

Die Küstengebiete von Dalmatien und Istrien kamen im 15. Jahrhundert an Venedig, die den Orten einen unverkennbar italienischen Stempel aufdrückten. Noch heute ist der venezianische Löwe überall zu sehen. Die Republik Ragusa (heute Dubrovnik) konnte sich ihre Eigenständigkeit bis ins 19. Jahrhundert bewahren. Ihre Handelsflotte war im 16. Jahrhundert die drittgrößte im Mittelmeerraum.

Das Binnenland von Kroatien kam mit Ungarn nach der siegreichen Schlacht von Mohács 1527 unter den Schutz der Habsburger Monarchie. 1814 kam Dalmatien hinzu. Die Adriaküste entwickelte sich zum bevorzugten Ziel für adelige Sommerfrischler aus Wien und wurde zu diesem Zeitpunkt auch Österreichische Riviera genannt.

Kroatien im 20. Jahrhundert

Mit dem Ende des Ersten Weltkriegs war das riesige Habsburgerreich Österreich-Ungarn Geschichte. Slawische Politiker, die schon lange nach mehr Unabhängigkeit strebten, gründeten das Jugoslawische (Südslawische) Komitee. 1917 wurde das Vereinigte Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen verkündet. Prinzregent Aleksandar I. Karađorđević von Serbien wurde 1921 zum König bestimmt.

In Kroatien war der Zusammenschluss bei der Bevölkerung unpopulär, da Serbien eindeutig dominierte. Schon bald gärte es im Königreich und die kroatische Bauernpartei forderte mehr Mitbestimmung. Als ihr Anführer Stjepan Radić und drei weitere Abgeordnete 1928 von einem radikalen serbischen Politiker erschossen wurden, kam es zu Tumulten. König Aleksandar ließ alle Parteien verbieten und benannte das Land in das von ihm diktatorisch regierte Königreich Jugoslawien um. 1934 wurde er selbst bei einem Attentat in Marseille ermordet.

Im Zweiten Weltkrieg kämpften jugoslawische Partisanen unter ihrem Anführer Josip Broz Tito gegen die deutschen Besatzer und die mit ihnen verbündete faschistische kroatische Ustascha-Bewegung. Serben und andere Minderheiten wurden in Kroatien brutal unterdrückt. Dazu strebten die Faschisten eine Ausrottung der christlich-orthoxoden Christen an.

Kroatien und der Krieg

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Kroatien Teil der Föderativen Volksrepublik Jugoslawien, die schon bald den Sozialismus einführte. Starker Mann im Staat war der ehemalige Partisanenführer Tito, der das Land diktatorisch regierte. Frühere Gegner wurden verfolgt, die deutsche Minderheit aus dem Land vertrieben. Mit dem Tod Titos 1980 und der Glasnost-Politik in der Sowjetunion regte sich auch in Kroatien der Wunsch nach Demokratie und Marktwirtschaft. Der kommunistische Serbe Slobodan Milošević hielt als Präsident dagegen an einem zentralistischen Einheitsstaat fest und machte in Serbien Stimmung gegen die Nachbarländer.

1991 stimmten 93,2 Prozent der Kroaten in einer Volksabstimmung für die Unabhängigkeit. Die serbisch dominierte Volksarmee griff daraufhin zahlreiche Städte in Kroatien an. Es folgte ein mehrjähriger Krieg, in den auch das Nachbarland Bosnien hereingezogen wurde. Er konnte erst 1995 mit dem Abkommen von Dayton beendet werden. Kroatien war eine unabhängige Republik.

Kroatien heute

Seit Kriegsende schloss sich Kroatien eng an den Westen an und trat am 1. Juli 2013 der EU bei. In den letzten Jahren erlebte der Staat einen kleinen Wirtschaftsboom mit sinkender Arbeitslosigkeit und wachsendem Bruttoinlandprodukt. Neben Landwirtschaft und Industrie spielt auch der Tourismus eine bedeutende Rolle. Jährlich besuchen etwa 10 Millionen ausländische Gäste das Land, insbesondere die Küste und die vorgelagerten Ferieninseln. Dubrovnik mit seiner pittoresken Altstadt leidet zunehmend unter dem sogenannten Overtourism vor allem durch Kreuzfahrtschiffe.

Kroatien und seine Politik

1990 nahm Kroatien eine neue Verfassung an, die den Staat als demokratische Republik definiert. Das kroatische Parlament (Sabor) hat 150 Abgeordnete in einer Kammer. Bei den letzten Parlamentswahlen 2016 sicherte sich Premierminister Andrej Plenković von der HDZ (Hrvatska demokratska zajednica – Kroatische Demokratische Union) seine Wiederwahl. Die Politik der Partei ist christdemokratisch-konservativ geprägt. Die HDZ regiert in einer Koalition mit der liberal-konservativen Partei Most.

Staatsoberhaupt von Kroatien ist der Präsident, der direkt vom Volk gewählt wird und seit 2001 eine vor allem repräsentative Funktion innehat. Am 18. Februar 2002 wurde der ehemalige Premierminister Zoran Milanović von der SPD (Sozialdemokratische Partei von Kroatien) zum Präsidenten gewählt.

Kroatien: Bevölkerung und Sprache

Durch den Zerfall von Jugoslawien und den folgenden Krieg ist die Bevölkerung von Kroatien heute sehr homogen. Zahlreiche Serben flohen aus dem Staat nach Serbien und nur wenige kehrten später zurück. Dazu ist die Bevölkerung aufgrund der geringen Geburtenrate seit einigen Jahren leicht rückläufig.

Die wichtigsten Ethnien laut der letzten Volkszählung von 2011:

RangEthnieEinwohnerProzentualer Anteil
1Kroaten3.874.32190,42
2Serben186.6334,36
3Bosniaken31.4790,73
4Italiener17.8070,42
5Albaner17.5130,41

Die wichtigste Sprache und einzige Amtssprache ist Kroatisch. Früher wurde die Sprache Serbokroatisch genannt, doch seit dem Zerfall Jugoslawiens wird sie in Kroatisch, Serbisch, Bosnisch und Montenegrinisch unterteilt. Untereinander sind die Unterschiede vergleichbar mit den Varianten der deutschen Sprache in Deutschland, Österreich und der Schweiz.

Eine weitere wichtige Sprache ist Italienisch, das von der italienischstämmigen Bevölkerung an der Küste Istriens gesprochen wird. Teilweise hat sich noch der venezianische Dialekt aus der Zeit, als die Region zur Republik Venedig gehörte, erhalten.

Kroatien: Geografie und Städte

Die Geografie des Landes wird von der Pannonischen Tiefebene und einigen Höhenzügen bestimmt. Höchster Berg ist der 1.831 Meter hohe Dinara an der Grenze zwischen Kroatien und Bosnien-Herzegowina im Dinarischen Gebirge. Kroatien ist eines der wasserreichsten Länder Europas mit zahlreichen Flüssen und Seen, die streng geschützt werden. Weltberühmt sind die Plitvicer Seen mit ihren Wasserfallen und kaskadenförmig angeordneten Seen, die zum Weltnaturerbe der UNESCO gehören. Die kroatische Adriaküste gilt nicht zuletzt aufgrund der umfassenden Wasserschutzprogramme als besonders sauber.

Die größten Städte von Kroatien im Überblick (Stand 2011):

RangNameEinwohner
1Zagreb790.017
2Split178.102
3Rijeka128.624
4Osijek108.048
5Zadar75.062

Wird die gesamte Metropolregion eingerechnet, darf sich die Hauptstadt Zagreb sogar Millionenstadt nennen. Die Agglomeration zählt 1.228.941 Einwohner.

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