Baden-Württemberg sowie einem verdächtigen Fund in Bayern geht die Polizei von einer Serientat aus. „Es ist ein Zusammenhang anzunehmen zwischen diesen drei Päckchen“, sagte die baden-württembergische Landespolizeipräsidentin Stefanie Hinz am Freitag in Stuttgart. Details zu möglichen Verdächtigen, Bekennerschreiben oder weiteren Ermittlungen machte sie nicht.
Auch Landesinnenminister Thomas Strobl (CDU) zeigte sich überzeugt: „Ich habe schon nach dem zweiten Fall eine Vermutung gehabt und habe sie nach dem dritten Fall auch“, sagte er. Die Ermittlungen liefen auf Hochtouren.
Der Branchenverband ruft seine Mitglieder zu erhöhter Wachsamkeit auf. „Wir haben sie informiert, auf was bei der Paketannahme geachtet werden muss“, sagte ein Sprecher des Lebensmittelverbands der Deutschen Presse-Agentur. Die Poststellen sollen Sendungen aussortieren, wenn sie keinen bekannten Absender haben, Unebenheiten aufweisen oder ungewöhnlich schwer sind. Die Branche sei sehr emotionaler Kritik ausgesetzt, der an Hass grenze. Dieser äußere sich in sozialen Medien, E-Mails oder Drohanrufen. Da werde auf die Lebensmittelindustrie „eingedroschen“. Das sei in dieser Woche wieder sehr akut gewesen. Aber man vertraue auf die Ermittlungsarbeit der Polizei. „In der Vergangenheit wurden Briefbombenattentäter fast immer dingfest gefasst“, so der Verband.
Update vom 19. Februar, 10.30 Uhr: Der Briefbomber von Süddeutschland: Eine 100-köpfige Sonderkommission (Soko) des Landeskriminalamtes (LKA) Baden-Württemberg und der Staatsanwaltschaft ist dem mutmaßlichen Täter (oder Täterin) auf den Fersen. Und: Immer mehr Details gelangen an die Öffentlichkeit.
Wie die Bild berichtet, war die dritte Paketbombe an Hipp adressiert, einen bekannten Hersteller von Babynahrung. In der Nacht von Donnerstag auf Freitag konnten Spezialisten die Bombe in einem Paketverteilerzentrum am Münchner Flughafen entschärfen.
Mehr noch: Wie die Bild Zeitung weiter schreibt, stieß der Zoll nicht etwa durch Zufall auf das Paket mit dem gefährlichen Inhalt. Demnach gab es einen Tipp vom LKA in Baden-Württemberg. Am Dienstag war ein erstes Päckchen beim Hersteller des Erfrischungsgetränks Capri Sonne in Eppelheim explodiert, bei der Verpuffung wurde ein Mitarbeiter verletzt.
Am Mittwoch gab es eine weitere Explosion in der Verwaltungszentrale von Lidl, bei der drei Mitarbeiter verletzt wurden - eine Person davon schwer.
Update vom 18. Februar, 18.56 Uhr: Nach den Explosionen einer Paketbombe in der Lidl-Zentrale in Neckarsulm ist auch in München eine verdächtige Postsendung entdeckt worden. In der Nacht zum Donnerstag gelang es in einem Paktverteilzentrum beim Flughafen München, das Paket abzufangen und zu entschärfen, wie die Staatsanwaltschaft Heidelberg und das Landeskriminalamt Baden-Württemberg am Donnerstag mitteilten.
Das Paket war an ein Lebensmittelunternehmen mit Sitz in Bayern adressiert. Um welche Firma es sich handelt, ist nach aktuellem Stand noch unklar. In Baden-Württemberg hatte es neben der Explosion bei Lidl in Neckarsulm auch einen Vorfall bei einem Getränkehersteller in Eppelheim gegeben. Beide Orte liegen rund 60 Kilometer von einander entfernt.
Das Bayerische Landeskriminalamt sei eng in die Ermittlungen eingebunden. Derzeit prüfen Spezialisten sämtliche an den Tatorten und der entschärften Sendung gesicherten Spuren, um möglichst rasch dem Täter oder den Tätern auf die Spur zu kommen.
Update vom 18. Februar, 9.30 Uhr: Nach der Explosion in der Lidl-Zentrale in Neckarsulm sind die Hintergründe noch immer unklar. „Unsere Ermittlungen dauern an, aber aktuell gibt es da nichts Neues“, erklärte eine Sprecherin der Polizei am Donnerstag. Von wem der Brief stammt, der am Mittwochnachmittag für die Explosion gesorgt hat, ist noch immer unklar. Auch ein mögliches Motiv des Absenders und die Frage, ob es zuvor eine Bombendrohung gegeben haben könnte, seien noch Gegenstand der Ermittlungen. Wie echo24.de* nun berichtet, soll vor allem ein Mitarbeiter bei der Explosion erheblich verletzt* worden sein.
Wie mehrere Medien nun übereinstimmend berichten, werde ein Zusammenhang zu einer weiteren Explosion untersucht. Ganz in der Nähe, im benachbarten Rhein-Neckar-Kreis, hatte es bereits am Dienstag ebenfalls eine Explosion gegeben. In den dort angesiedelten „Wild-Werke“ wird unter anderem Capri Sun produziert. Wie unter anderem der SWR berichtet, soll auch hier ein Paket explodiert sein, ein Mitarbeiter sei dabei leicht verletzt worden. Obwohl die Hintergründe auch in diesem Fall bislang unklar sind, soll das Paket ebenfalls kurz bevor es geöffnet wurde, angeliefert worden sein.
Ursprungsmeldung vom 17. Februar 2020: Neckarsulm - Schock-Nachricht aus dem schwäbischen Neckarsulm! An diesem Mittwoch kam es in der Verwaltungszentrale des Discounters Lidl* zu einer schweren Explosion. Diese wurde laut Polizei „mutwillig“ herbeigeführt.
„Die Explosion wurde aufgrund eines Päckchens hervorgerufen“, erklärte ein Sprecher der Heilbronner Polizei Merkur.de*. Es handelte sich also um eine Art Paketbombe. „Durch die Explosion sind drei Personen verletzt worden, zwei Personen leicht und eine Person mittelschwer bis schwer. Die Rötelstraße ist weiträumig abgesperrt worden, die Einsatzkräfte sind vor Ort“, erzählte der Polizeisprecher weiter. Die Explosion habe sich um 14.50 Uhr ereignet.
Zum Großaufgebot an Polizei, Feuerwehr und Rettungskräften gehört demnach auch ein Bombenentschärfungskommando. Wie die Heilbronner Polizei auf Nachfrage von Merkur.de* ferner erklärte, würden „Spezialisten vom Landeskriminalamt“ das Gebäude weiträumig nach „verdächtigen Gegenständen“ durchsuchen und diese gegebenfalls untersuchen.
Mehr als 100 Personen wurden nach der Explosion aus dem Gebäude evakuiert, Seelsorger kümmerten sich um die Mitarbeiter, auch ein Rettungshubschrauber war im Einsatz. Die verletzten Mitarbeiter wurden zur Behandlung in ein Krankenhaus gebracht.
Die Verwaltungszentrale des Discounter-Riesen Lidl befindet sich Neckarsulm (rund 25.000 Einwohner) in einem großen Gewerbegebiet zwischen Neckar und Autobahn A6. Eine Bombendrohung gab es laut Polizei im Vorfeld nicht. Wer steckt hinter der heimtückischen Tat? Das ist bislang völlig unklar, das gilt auch für die Hintergründe des Verbrechens.
Die Kriminalpolizei hat parallel zur Arbeit des Bombenentschärfungskommando die Ermittlungen aufgenommen.
Nach Angaben von heidelberg24.de* prüft die Polizei aktuell, ob es einen Zusammenhang mit einer Explosion beim Capri-Sun-Hersteller ADM Wild in Eppelheim am Dienstag gibt. (pm) *Merkur.de, echo24.de und heidelberg24.de sind Teil des deutschlandweiten Ippen-Digital-Redaktionsnetzwerks
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