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„Unternehmen geht Liquidität aus“
Ministerium gesteht Versäumnis: Gastronomen warten auf Milliarden - dramatischer Hilferuf an Merkel-Regierung
- vonPatrick Mayerschließen
Die Gastronomie richtet sich in der Coronavirus-Pandemie in Deutschland in einem regelrecht dramatischen Hilferuf an die Bundesregierung. Das Wirtschaftsministerium gesteht ein, dass Milliarden Euro versprochener Novemberhilfen noch nicht ausbezahlt wurden.
- Coronavirus-Pandemie in Deutschland: Die Gastronomie hat im bundesweiten Corona-Lockdown zwischen Berlin, NRW, Baden-Württemberg und Bayern seit Anfang November geschlossen.
- Weil die versprochenen Novemberhilfen nur langsam fließen: Gastronomen richten sich in einem dramatischen Hilferuf an die Bundesregierung von Kanzlerin Angela Merkel (CDU).
- Das Bundeswirtschaftsministerium gesteht jetzt Versäumnisse in der Bewältigung der Covid-19-Krise ein.
München/Berlin - Die Politik breche ihr Versprechen, die Novemberhilfen seien wirkungslos. Die Vorwürfe der Gastronomie an die Regierung von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) in der Coronavirus-Pandemie haben es in sich.
Seit 2. November haben Kneipen, Restaurants, Bars und Wirtshäuser in Deutschland wegen der Corona-Krise geschlossen. Manche behelfen sich mit Speisen zum Abholen und einem Liefersevice, andere Gastronomen haben vorübergehend komplett zugesperrt.
Coronavirus-Pandemie in Deutschland: Viele Gastronomen und Wirte warten auf Corona-Novemberhilfen
Bitter: Schon während dem ersten Covid-19-Lockdown im Frühjahr mussten sie dich machten. Im Winter folgt jetzt der nächste Rückschlag für die arg gebeutelten Wirte und Unternehmer, die als Arbeitgeber im Mittelstand und auch als Steuerzahler eine nicht unwesentliche Rolle in der deutschen Volkswirtschaft spielen.
Wie das Bundesgesundheitsministerium am Dienstag (15. Dezember) eingestand, sind viele Gelder aus den versprochenen Novemberhilfen noch immer nicht ausbezahlt. Konkret wurden bislang 610 Millionen Euro überwiesen.
Dabei gingen bei den Behörden 203.708 Anträge ein, laut Bild rechnet die Politik mittlerweile mit einem Gesamtvolumen von 15 Milliarden Euro - nur für November. Vorgesehen waren dem Vernehmen nach ursprünglich zehn Milliarden Euro an Hilfsgeldern, einzig für diesen Monat.
Corona-Pandemie in Deutschland: Milliarden Euro an Novemberhilfen an Gastronomie nicht ausgezahlt
Das Schlamassel ist groß, schon jetzt. Wirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) hatte wiederholt versprochen, dass die Hilfen schnell und unbürokratisch fließen sollen.
In den vergangenen Wochen deutete der Merkel-Vertraute vergleichsweise kleinlaut an, dass es wohl doch nicht so schnell geht. Die Sorgen bei den Betroffenen sind indes gewaltig.
„Die bisher geleisteten Abschläge sind ungenügend, die Liquidität geht den Unternehmen aus“, heißt es in einem Brief von Vertretern großer Gastronomie-Unternehmen an die Regierungschefs von Bund und Ländern. Darin wird die sofortige
Auszahlung gefordert und vor Insolvenzen gewarnt.
Coronavirus-Pandemie in Deutschland: Covid-19-Hilferuf an Bundesregierung von Angela Merkel
Als Unterstützer werden Vertreter von Ketten wie Block House, BalzacCoffee, Feinkost Käfer, Nordsee und Hans im Glück angeführt, auch der Gastronom Tim Mälzer. Gerade größere Betriebe stünden vor dem Aus, heißt es in dem Brief. Die ausbleibenden Zahlungen treffen aber offenbar die ganze Branche.
Zum Beispiel einzelne Gastronomen aus dem vergleichsweise wohlhabenden München klagen, dass sie bald nicht mehr wissen, wie sie ihre Fixkosten decken sollen. Sie fühlen sich im Stich gelassen. Die Novemberhilfen sehen vor, dass die wegen des Lockdowns geschlossenen Unternehmen 75 Prozent des Umsatzes aus dem November 2019 einfordern dürfen - eigentlich.
Gastronomen in der Corona-Krise: Miete, Pacht und Gehälter müssen weitergezahlt werden
Altmaiers Ministerium korrigierte seine Prognose für die Zahlungen zuletzt auf den Januar - das Geld soll damit viel später ausbezahlt werden, als eingangs versprochen. Gehälter für Festangestellte, Pacht und Mieten werden in der Zwischenzeit für viele Wirte trotzdem fällig. (pm)