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Mädchen (12) in Freudenberg erstochen: Der Fall Luise erinnert an erschütterndes Verbrechen in den USA

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Von: Nadja Zinsmeister

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Der Fall der getöteten 12-Jährigen in Nordrhein-Westfalen erinnert an eine Tat in den USA. Auch damals stachen zwei junge Mädchen auf ein gleichaltriges Opfer ein.

München – Ein Mordfall in Freudenberg (Nordrhein-Westfalen) erschüttert aktuell ganz Deutschland. Ein 12-jähriges Mädchen wurde am Sonntag tot in einem Waldstück gefunden, nach Angaben der Ermittler war sie nach zahlreichen Messerstichen verblutet. Zwei Mädchen im etwa gleichen Alter, 12 und 13 Jahre, gestanden kurz darauf die Tat. Besonders das junge Alter der Täterinnen wirft nun viele Fragen zur Tat auf. Und erinnert gleichzeitig in einigen Aspekten an einen Fall, der vor einigen Jahren auch die USA erschüttert hat.

Fall des getöteten zwölfjährigen Mädchens
Blumen und Kerzen wurden am Fundort des getöteten Mädchens Luise niedergelegt. © Roberto Pfeil/dpa

Außer dem Alter ist über die mutmaßlichen Täterinnen nichts bekannt. „Die Täterinnen sind noch Kinder“, sagte der Leiter der Staatsanwaltschaft Koblenz, Mario Mannweiler gegenüber der Deutschen Presse-Agentur (DPA) und verwies dabei auf den Persönlichkeitsschutz des Opfers und der minderjährigen Täterinnen. „Die haben ihr Leben noch vor sich – auch wenn es jetzt gerade so schiefgelaufen ist, wie irgendwie nur denkbar. Wir müssen die Kinder schützen. Und ihre Familie auch.“ Sollte den beiden Mädchen die Tat nachgewiesen werden, gibt es verschiedene Möglichkeiten an Konsequenzen für die Minderjährigen.

Freudenberg: Fall Luise (12) erinnert an erschütterndes Verbrechen in den USA

In den USA sorgte im Jahr 2014 eine Messerattacke von zwei 12-jährigen Mädchen auf eine gemeinsame Freundin ebenfalls für große Bestürzung. Wie mehrere US-Medien damals berichtet hatten, lockten die Kinder das Opfer im US-Bundesstaat Wisconsin nach einer gemeinsamen Übernachtungs-Party in einen Wald und stachen dort insgesamt neunzehnmal auf die ebenfalls 12-Jährige ein. Zum Überraschen aller überlebte das Opfer wie durch ein Wunder die Tat. Das Mädchen namens Payton erzählte fünf Jahre später in einem Interview mit ABC News, dass sie damals mithilfe von Ästen die Kraft fand aufzustehen und sich bis zu einer Straße zu schleppen, wo sie ein Radfahrer entdeckte und Hilfe rief.

Vermisste Zwölfjährige aus Freudenberg tot
Ein Scheinwerfer des Technischen Hilfswerks (THW) Siegen steht in einem Waldstück, in dem am Sonntag die Leiche eines 12-jährigen Mädchens gefunden worden ist. © Roberto Pfeil/dpa/Archivbild

Damals wurde zum Tatmotiv öffentlich, dass die beiden Täterinnen vorhatten, sie zu töten, um eine fiktive Figur namens „Slender Man“ zu besänftigen. Besonders ihre langjährige Freundin sei vor der Tat bereits seit Langem von der Figur fasziniert gewesen. „Nachdem ich gehört hatte, warum sie es getan hatte, dachte ich: ‚Das überrascht mich überhaupt nicht. Sie hat so sehr an diese Sache geglaubt, dass sie alles dafür tun würde‘“, erzählte das Opfer im Interview weiter. Die Täterinnen wurden im Laufe des Prozesses aufgrund psychischer Krankheiten als nicht schuldig befunden, aber zu maximal 25 bzw. 40 Jahren Haft in einer psychiatrischen Einrichtung verurteilt.

Nach Mordfall in Freudenberg: Ministerpräsident spricht von beunruhigenden Entwicklungen in NRW

Es sind Fälle, die sprachlos machen. Auch im aktuellen Fall der getöteten Luise steht die große Frage im Raum: Was trieb zwei Kinder dazu, eine so schreckliche Tat zu begehen? Dazu sagte Mario Mannweiler gegenüber der DPA weiter: „Was für Kinder möglicherweise ein Motiv ist für eine Tat, würde sich einem Erwachsenen möglicherweise nicht erschließen.“ Angesichts der vielen Stichverletzungen bei dem Opfer liege jedenfalls die Vermutung nahe, „dass irgendwelche Emotionen eine Rolle gespielt haben“.

Hendrik Wüst
Hendrik Wüst (CDU), Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen, gab ein Statement zu dem aktuellen Mordfall ab. © David Young/dpa

Insgesamt passiert es laut aktuellen Zahlen der Behörden in Deutschland selten, dass Kinder unter 14 Jahren Gewalttaten wie schwere Körperverletzung, sexuellen Missbrauch, Totschlag oder Mord begehen. Zwar ist laut Angaben dpa die Zahl der tatverdächtigen Kinder in diesen Bereichen 2021 im Vergleich zum Vorjahr von 7.103 auf 7.477 gestiegen. Aber im Vergleich zu 2019 ist die Zahl insgesamt um zehn Prozent gesunken.

NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) zeigt sich hinsichtlich aktueller Entwicklungen jedoch besorgt. Er sprach von einem beunruhigenden Anstieg in Nordrhein-Westfalen. „Wir müssen diese Entwicklung nicht nur genau beobachten, wir müssen sie untersuchen, Ursachen finden und Präventionsarbeit leisten“, betonte er. „Die Tat von Freudenberg wird Spuren über den schrecklichen Tod von Luise hinaus hinterlassen.“ Was diese Tat in der Orts- und der Schulgemeinschaft auslöse, lasse sich bestenfalls erahnen. (nz)

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