Moldau: Geschichte, Politik, Bevölkerung und Geografie

Moldau – allgemeinsprachlich auch als Moldawien bekannt – ist ein osteuropäisches Land und ehemalige Sowjetrepublik. Es wird von den Ländern Rumänien und Ukraine umgrenzt, sodass trotz Küstennähe kein Zugang zum Schwarzen Meer besteht.
- Moldau wurde im Mittelalter als Fürstentum von Fürst Bogdan gegründet.
- Das Land war von 1940 bis 1991 eine sozialistische Sowjetrepublik.
- Bis heute verhindert der Transnistrien-Konflikt den politischen Fortschritt des Landes.
Chişinău – Das mit einer Fläche von 33.843 Quadratkilometer große Moldau zählt zu den ärmsten Ländern in Europa. Ausschlaggebend ist der sogenannte Transistrien-Konflikt, mit dem die ehemalige Sowjetrepublik seit den 1990er Jahren zu kämpfen hat. Dabei handelt es sich um einen Landstrich, der um seine bislang nicht anerkannte Unabhängigkeit kämpft. Auch wenn der Konflikt offiziell als „eingefroren“ gilt, wurde das Land dadurch in seiner wirtschaftlichen wie politischen Entwicklung stark ausgebremst. Die Hauptstadt ist Chişinău.
Moldau: Von der Frühgeschichte bis zum Fürstentum
Funde belegen, dass das Gebiet der heutigen Republik Moldau schon während der Altsteinzeit besiedelt war. In der Jungsteinzeit bildeten sich hier die Bandkeramik-Kultur sowie die Cucuteni-Kultur heraus, die bereits 4800 vor Christus entstand. Im ersten Jahrhundert nach Christus siedelten hier Stämme aus dem westlichen Dakien an, gefolgt von Goten, Hunnen, Bulgaren, Magayaren und Mongolen. Im 7. Jahrhundert war Moldau Teil des Bulgarischen Reiches und wurde im 13. Jahrhundert von Ungarn beherrscht.
Im Jahr 1349 gründete hier Fürst Bogdan das Fürstentum Moldau, das zunächst noch den Namen Bogdania trug. Der Vasallenstaat Ungarns machte sich 1359 unabhängig und geriet später unter polnische Herrschaft. Seinen kulturellen Höhepunkt erlebte das Land ab 1457 unter Stephan dem Großen. Allerdings geriet es 1512 unter osmanische Herrschaft, wodurch es auch seinen Zugang zum Schwarzen Meer verlor.
Moldau: Russische Herrschaft und Sowjetrepublik
Schon im 18. Jahrhundert verloren die Osmanen Teile des Landes an die russische Herrschaft. 1812 wurde Moldau als Gouvernement Bessarabien in das Russische Reich eingegliedert. Die Zarenherrschaft endete allerdings mit der Februarrevolution 1917 und das Land machte sich als Moldauische Demokratische Republik 1918 unabhängig. Allerdings wurden Gebiete östlich des Dnister 1922 in die Ukrainische Sowjetrepbulik eingegliedert und zwei Jahre später dann zur eigenen Moldauischen Sowjetrepublik umgewandelt.
1940 ergriff die Sowjetunion somit die Chance, Bessarabien zu besetzen und es mit dem westlichen Teil der bisherigen Moldauischen Sowjetrepublik zur Moldauischen Sozialistischen Sowjetrepublik zusammenzuschließen. In den Folgejahrzehnten sorgte die Sowjetunion für die Abschaffung des Großgrundbesitzes sowie die Kollektivierung der Landwirtschaft. Russisch wurde Amtssprache und Rumänisch wurde zu Moldauisch deklariert, um die rumänische Identität zu schwächen. Erst mit dem Zerfall der Sowjetunion erklärte sich das Land am 27. August 1991 für unabhängig.
Moldau: Die Entwicklung seit 1991
Schon ein Jahr vor Moldaus Unabhängigkeit gab es aufgrund der vielfältigen ethnischen Zusammensetzung des Landes Unabhängigkeitsbewegungen im östlichen Transnistrien sowie im südwestlichen Gagausien. Während Gagausien als autonomes Gebiet in die Republik wieder eingegliedert werden konnte, hielt der bis heute ungelöste Konflikt mit Transnistrien an. Obwohl das Gebiet seit 1992 de facto unabhängig ist, wurde die Autonomie von keinem Staat bislang anerkannt.
Lange Zeit bestimmten Vertreter der kommunistischen und sozialistischen Parteien das politische Geschehen. Mit Präsident Nicolae Timofti schlug das Land einen proeuropäischen Kurs ein. 2020 wurde Maia Sandu von der Liberalen Demokratischen Partei zur Präsidentin gewählt. Nach dem russischen Überfall auf die Ukraine 2022 erfuhr das Land einen enormen Flüchtlingsstrom. Viele westliche Länder haben Hilfen zugesichert, unter anderem in Form von finanzieller Unterstützung. Moldau ist zwar kein Vollmitglied der EU, aber durch Verträge eng mit ihr verbunden.
Moldau: Das politische System
Moldau ist eine parlamentarische Republik. Der Verfassung von 1994 nach ist das Land demokratisch, wurde aber laut Demokratieindex auch zeitweise als Hybridregime bzw. als „captured state“ eingestuft, da die Regierung allein die Interessen von Oligarchen vertrat. Seit der Präsidentschaftswahl von 2020 keimt allerdings die Hoffnung, zu den ursprünglich verfassungsrechtlichen Bestimmungen zurückzukehren, in welchen der Staatspräsident großen Einfluss auf die Regierungsarbeit ausübt.
Laut Verfassung ist der Staatspräsident ein Garant der Souveränität, Unabhängigkeit, Einigkeit und Integrität der Nation. Seine Amtsperiode dauert vier Jahre. Die Regierung ist dem Parlament verantwortlich, das ebenfalls alle vier Jahre vom Volk gewählt wird. Das Parlament muss sowohl die vom Präsident vorgeschlagenen Kandidaten für das Amt des Regierungschefs als auch die von ihm einberufenen Minister bestätigen. Gesetzesvorschläge werden von Abgeordneten oder von der Regierung ins Parlament eingebracht.
Moldau: Fakten im Überblick
- Hauptstadt: Chişinău
- Amtssprache: Rumänisch, regional auch Gagausisch, Russisch und Ukrainisch
- Fläche: 33.843 Quadratkilometer
- Einwohnerzahl: 2,59 Millionen (Stand 2021)
- Währung: Moldauischer Leu (MDL), Transnistischer Rubel (PRB)
- Verwaltungsgliederung: 5 Munizipien und 32 Rajons
- Religion: Christlich-Orthodox
Moldau: Sprachen und Bevölkerung
Die Moldauer betonen immer wieder ihre Nähe zu den Rumänen. Amtssprache ist Rumänisch. Die von der SSR eingeführte Bezeichnung „Moldauisch“ zur Abspaltung von Rumänien wird inzwischen offiziell nicht mehr verwendet. Bei der Alltagssprache handelt es ich um eine Variante des Rumänischen. Aufgrund der langen Zugehörigkeit zum Russischen Reich ist aber auch das Russische immer noch in größeren Städten sowie in der Wirtschaft präsent und wird auch hier offiziell verwendet. Aber auch englische und französische Entlehnungen, wie sie im rumänischen Nachbarland anzutreffen sind, halten immer mehr Einzug. In den Landesteilen Gagausien und Transnistrien besitzen das Gagausische sowie das Ukrainische noch den offiziellen Status einer Amtssprache.
Die ethnische Zugehörigkeit der Bevölkerungsgruppen fällt dabei ganz anders aus. 82,1 Prozent der Einwohner zählen zu den rumänischsprachigen Moldauern. Die Ukrainer machen gerade noch 6,6 Prozent aus, gefolgt von den Gagausen (4,4 Prozent), den Russen (4,1 Prozent), den Bulgaren (1,7 Prozent), den Roma (0,36 Prozent), den Juden (0,11 Prozent) sowie einigen Deutschen, Polen, Weißrussen und Ungarn.
Moldau: Geografie und Städte
In der Nord-Süd-Ausrichtung erstreckt sich die Republik Moldau über 350 Kilometer. Die West-Ost-Achse beträgt über 150 Kilometer. Damit entspricht das Land in seiner Gesamtfläche etwa der Größe des Bundeslandes Nordrhein-Westfalen. Das Gebiet liegt zwischen den beiden Flüssen Dnister und Pruth. Letzterer mündet nahe der Südgrenze in die Donau. Die südöstliche Landesspitze ist nur zwei Kilometer vom Dnister-Liman entfernt – dem Mündungsarm des Flusses Dnister in das Schwarze Meer.
Der abgespaltene Teil Transnistrien macht etwa nur 12 Prozent der Landesfläche östlich des Dnisters aus. In ihm befinden sich etwa 17 Prozent der ehemals zur Moldau gezählten Bevölkerung. Die Hauptstadt Chişinău (gesprochen Kischinau) kratzt von der Einwohnerzahl schon an der 700.000er-Marke. Die zweitgrößte Stadt ist Triaspol in Transnistrien. Etwa 57 Prozent der Einwohner Moldaus leben auf dem Land, 43 Prozent in der Stadt.
Die größten Städte Moldaus im Überblick
- 1 Chişinău: 678.200 Einwohner, Region Chişinău
- 2 Tiraspol: 158.069 Einwohner, Region Tiraspol (Transnistrien)
- 3 Bălţi: 145.300 Einwohner, Region Bălţi
- 4 Bender: 92.027 Einwohner, Region Bender (Transnistrien)
- 5 Rîbniţa: 53.648 Einwohner, Region Rîbniţa (Transnistrien)
- 6 Cahul: 39.600 Einwohner, Region Cahul
- 7 Ungheni: 38.400 Einwohner, Region Ungheni
- 8 Soroca: 37.600 Einwohner, Region Soroca
- 9 Orhei: 33.600 Einwohner, Region Orhei
- 10 Dubăsari: 35.300 Einwohner, Region Dubăsari (Transnistrien)
Moldau: Wissenswertes zum Land
Der Name des Landes leitet sich von dem Fluss Moldova (deutsch: Moldau) ab. Dieser fließt allerdings im heutigen Rumänien und nicht ist nicht zu verwechseln mit der Moldau in Tschechien. Aus diesem Grund ist das Land umgangssprachlich auch als Moldawien bekannt. In der Schweiz ist der Name Republik Moldova bzw. nur Moldova amtlich.
Die Republik Moldau ist ein verhältnismäßig flaches Land, das nach Norden hin etwas ansteigt. Die Hügelregionen weisen Erhebungen von bis zu 430 Meter auf, werden allerdings nicht als bergig bezeichnet. Der Rest des Landes hat sich durch weitflächige Abholzungen in eine Steppe verwandelt. Die noch vorhandenen Wälder werden als Codrii bezeichnet und bestehen vor wiegen aus Eichen und Buchen.
Moldau hat eine lange christliche Tradition. Etwa 90 Prozent der Einwohner gehören einer der orthodoxen Kirchen an: Moldauisch-Orthodoxe Kirche, Russisch-Orthodoxe Kirche, Orthodoxe Kirche Bessarabiens, Ukrainisch-Orthodoxe. Die 500 Jahre alte Kirchenarchitektur mit ihren Klöstern ist auch von Bedeutung für den Tourismus. Die Zahl der russisch-orthodoxen Kirchen ist in den ersten zwölf Jahren nach Unabhängigkeit sogar rapide von 280 auf über 1.000 angestiegen.