Neuer Omikron-Subtyp XBB „wahrscheinlich am stärksten immunvermeidende Corona-Variante“

Die neue Omikron-Subvariante XXB sorgte in Singapur für einen rapiden Anstieg der Fallzahlen und Hospitalisierungen. XXB könnte auch hierzulande zu einem Problem werden.
München – Überall auf der Welt tauchen immer wieder Coronavirus-Varianten auf. Einige verschwinden ganz schnell wieder. Andere dagegen verbreiten sich rasend schnell, wie die neue Corona-Variante namens XXB. Diese Subvariante stammt aus der Omikron-Linie. Erstmals wurde XXB im August 2022 in Indien nachgewiesen. Inzwischen ist XXB in 17 Ländern aufgetaucht.
Omikron-Subvariante XXB: Singapur erwartet Höhepunkt der Corona-Welle Mitte November
Die Omikron-Subvariante XXB treibt aktuell die Corona-Infektionszahlen in Singapur an, teilte das Gesundheitsministerium des Landes (Ministry of Health, kurz MOH) in seinem jüngsten Lagebericht (15. Oktober 2022) mit. XXB ist demnach inzwischen dominant. Der Anteil der Subvariante liegt inzwischen bei 54 Prozent (Vorwoche: 22 Prozent). Die bis dahin vorherrschende Omikron-Variante BA.5 wurde auf einen Anteil von 21 Prozent verdrängt, heißt es in dem Bericht. Singapur erwartet laut dem MOH-Bericht einen Höhepunkt der XXB-Infektions-Welle etwa Mitte November 2022. Kliniken breiten sich bereits auf die Corona-Welle vor. Betten werden aufgestockt, stabile Patienten entlassen oder verlegt.
Ist die neue Omikron-Subvariante XXB gefährlich?
XXB ist nach Ansicht von einigen Experten die bisher ansteckendste Variante. Forscher befürchten, dass Corona-Medikamente unwirksam werden könnten.
„Es handelt sich wahrscheinlich um die am stärksten immunvermeidende Variante“, so Amesh Adalja, Infektiologe vom John-Hopkins-Center for Health Security, laut dem Nachrichtenportal The Daily Beast. Das MOH Singapur formuliert die Eigenschaften von XXB vorsichtiger: Es gebe Hinweise darauf, dass XXB möglicherweise zu einer Zunahme von Reinfektionen führe. Bisher gebe es noch keine ausreichenden Daten, die darauf hinweisen, dass XXB schwere Verläufe verursache. Doch da die Immunität der Bevölkerung gegen den natürlichen Schutz einer Infektion im Laufe der Zeit wahrscheinlich schwinde, seien Impfungen, insbesondere Auffrischungsimpfungen mit dem angepassten BA.4- und BA.5-Impfstoff von Moderna und Biontech/Pfizer besonders wichtig.
Ein Booster mit dem angepassten BA.4- und BA.5-Impfstoff scheint gut gegen XXB zu wirken. Zwar lassen sich durch eine Impfung bekanntlich nicht alle Infektionen oder Reinfektionen verhindern. Doch der Booster vergrößert den Schutz vor einem schweren oder gar tödlichen Krankheitsverlauf.
XXB: Das wichtigste zu der Omikron-Subvariante
- Omikron Subvariante XXB wurde erstmals im August 2022 nachgewiesen.
- XXB hat sieben Mutationen auf dem Spike-Protein. Deswegen fällt es dem Immunsystem schwerer XXB zu erkennen. Die Omikron-Subvariante trickst Antikörper aus und kann leichter in unsere Körperzellen eindringen.
- XXB ist möglicherweise ansteckender, als die bisherigen zirkulierenden Sars-CoV-2-Coronavirus-Varianten. Bisher gibt es noch keine ausreichenden Daten, die darauf hinweisen, dass XXB schwere Verläufe verursachen.
- Angepasste BA.4- und BA.5-Omikron-Impfstoffe von Moderna und Biontech/Pfizer schützen nach Ansicht von Experten vor schweren Verläufen.

Setzt sich die Omikron-Subvariante XXB auch in Europa und Deutschland durch?
XXB breitet sich aktuell in Singapur besonders schnell aus. In Europa scheint dagegen eine andere Omikron-Subvariante auf Erfolgskurs zu sein: die Omikron BA.5-Sublinie namens BQ.1.1.
In den letzten Wochen wurden „die BA.5-Sublinien BQ.1 und BQ.1.1, zwar noch selten, aber zunehmend in Deutschland nachgewiesen“, heißt es im jüngsten RKI Corona-Wochenbericht (Stand: 13. Oktober 2022).
Laut Cornelius Römer, Bioinformatiker und Corona-Varianten-Experte, dürfte sich in den nächsten Wochen zeigen, ob BQ.1.1 in Europa und Nordamerika eine neue Welle vor Ende November antreibt.
Corona in Deutschland: Omikron-Subvarianten XXB und BQ.1 unter Beobachtung
Ob sich XXB oder BQ.1 durchsetzt, ist zunächst noch unklar. „In den nächsten Monaten könnte es ein enges Rennen zwischen den Sars-CoV-2 Varianten BQ.1.1 und XBB.1 geben“, schreibt Moritz Gerstung vom Deutschen Krebsforschungszentrum auf Twitter. „Weltweit wuchs BQ.1.1 um ca. 12 % schneller als BA.5, von ca. 10 % in Belgien bis ca. 15 % in Deutschland.
- XBB.1 wuchs > 20 % schneller als BA.5 in Singapur, ~13 % in den USA, aber nur ~7 % in Dänemark“. Über die Wachstumsrate von XXB gebe es derzeit noch Ungewissheit, führt der Modellierer in seinem Twitter-Thread aus. In Europa und Nordamerika sei BQ.1.1 weit verbreitet. Daher sei es wahrscheinlich, dass diese Variante einen höheren Anteil behalten wird.
Egal, wer von den beiden Kandidaten das Rennen macht. In Deutschland steigen aktuell die Corona-Fallzahlen. Das Robert-Koch-Institut (RKI) meldet am Dienstag (18. Oktober 2022) mehr als 150.000 Neuinfektionen. Kliniken sind jetzt schon am Limit – und dabei kursiert hierzulande „nur“ die Omikron-Variante BA.5. (ml)