Spezielle Impfstoffe gegen die Omikron-Variante: Biontech wohl Moderna und Astrazeneca ein Stück voraus

Die Angst vor der neuen Omikron-Variante des Coronavirus ist groß. Dementsprechend viel wird dazu aktuell geforscht. Auch ein spezieller Impfstoff könnte bald auf den Markt kommen.
München - Die Omikron-Variante des Coronavirus ist auf dem Vormarsch. Die neueste Mutation bereitet Experten aus verschiedenen Gründen mehr Sorge als die zuvor bekannten Varianten. Im Vergleich zum ursprünglichen Typ des Coronavirus zeigen sich bei Omikron mehr als 30 Mutationen. Bisherige Mutationen wiesen nur 10 bis 15 Mutationen vor. Daher besteht die Sorge, dass die bisherigen Impfstoffe gegen Omikron nicht wirksam sein könnten. Es gibt auch Hinweise darauf, dass Omikron wesentlich ansteckender ist als die bisher bekannten Virus-Varianten.
Seit Wochen untersuchen daher die Hersteller der bisherigen Corona-Impfstoffe, ob eine Anpassung ihrer Impfstoffe an die neue Omikron-Variante notwendig ist und bereiten bereits die Produktion neuer, angepasster Corona-Impfstoffe vor, die wirksameren Schutz auch gegen die neue Variante versprechen. Besonders die Hersteller der mRNA-Impfstoffe, Biontech/Pfizer und Moderna gaben an, dass ihre Präparate sich besonders schnell an Virus-Änderungen anpassen lassen. Wie aber steht es um die Entwicklung neuer Impfstoffe?
Der US-Hersteller Moderna hat bereits Ende November mit der Anpassung seines mRNA-Impfstoffes gegen die Omikron-Variante begonnen. Der Hersteller Astrazenca gab ebenfalls an, an einem neuen Impfstoff zu arbeiten. Zusammen mit Forschern der Universität Oxford habe man bereits erste Schritte hierfür eingeleitet. Am weitesten in der Herstellung eines neues Impfstoffes gegen die Omikron-Variante scheint Biontech zu sein.
Biontech führt in der Forschung: Omikron-Impfstoff könnte schon im März 2022 kommen
Nach eigenen Angaben schafft das Unternehmen bereits die Voraussetzungen, um den Impfstoff herzustellen. Unternehmensgründerin Özlem Türeci geht davon aus, dass die ersten Chargen eines speziell gegen die Omikron-Variante wirksamen Impfstoffes im März 2022 ausgeliefert werden können. Dann könnten bereits Millionen Impfdosen verschickt werden.
Allerdings wurden die Hoffnungen auch etwas gebremst: Die bisherigen Studienergebnisse seien bisher keine Grundlage, um „präventiv über die Notwendigkeit eines an Omikron angepassten Impfstoffs“ entscheiden zu können. „Wir müssen weitere Labordaten und vor allem auch Daten aus der Praxis auswerten, die in den nächsten Wochen erwartet werden“, so Türeci. Erst basierend auf diesen Daten werde sich zeigen, wie es weitergeht.
Booster: Welche Kombination wirkt am besten?
Omikron-Impfstoff: Vorläufig noch unklar, ob dieser überhaupt benötigt wird
Zurückhaltende Worte kommen auch von Modernas Deutschland-Geschäftsführer Gerald Wiegand. Dieser betonte, dass es noch nicht entscheiden sei, ob und wann Moderna eine Omikron-spezifische Booster-Impfung auf den Markt bringen könne. Wiegand sagte, dass eine Booster-Impfung mit dem aktuellen Impfstoff von Moderna den Antikörperspiegel gegen Omikron – abhängig von der Höhe der Dosis – um das bis zu 83-Fache steigern könne. Allerdings sei aktuell nicht klar, ob dies ausreiche, um Omikron bekämpfen zu können. (Alle Infos zu Impfstoffstudien gegen Omikron finden Sie auch hier.)
Wie aber werden die Impfstoffe an neue Virus-Varianten angepasst? „In dem Moment, wo die genetische Information zu einer Virus-Variante verfügbar ist – das war sie Ende November –, wird diese Information in unserer Impfstoffentwicklung entsprechend angepasst“, so Wiegard über den Prozess. Biontech ermittle nach eigenen Aussagen erstmal den Bauplan des Spike-Proteins der neuen Virus-Variante. Aus diesem könne dann die mRNA für die angepasste Impfung erstellt werden. Dieser Prozess dauere allerdings etwa sechs Wochen. Wenn das Ergebnis die erwarteten Qualitätsmerkmale vorweise, könnten die Mittel dann ausgeliefert werden. Vorausgesetzt, die Impfstoffe wurden durch die entsprechenden Behörden freigegeben, so Biontech-Gründer Ugur Sahin.
Behörden auf eventuell notwendige, schnelle Zulassung vorbereitet
Stichwort Zulassungsbehörden: Wie äußerte sich bisher die Europäische Arzneimittelbehörde (EMA) zu der Produktion eines Omikron-Impfstoffes? Aktuell sei es zu früh zu entscheiden, ob ein angepasster Impfstoff mit einer anderen Zusammensetzung notwendig sei. Die EMA teilte mit, dass erstmal weitere Daten über die Auswirkungen der Variante auf die Wirksamkeit der zugelassenen Impfstoffe ermittelt werden müssten. Außerdem benötige es auch weitere Informationen zur Übertragbarkeit und Sterblichkeit bei Omikron.
Biontech/Pfizer zeigten sich im Zusammenhang der Wirksamkeit ihres bisherigen Impfstoffes optimistisch. Zuletzt wurde mitgeteilt, dass nach vorläufigen Labor-Ergebnisse drei Dosen ihres Impfstoffes einen ausreichenden Schutz vor schweren Krankheitsverläufen bei einer Infektion mit der Omikron-Variante böten. Sollte doch eine Anpassung notwendig sein, könnte die Zulassung schnell passieren. EMA teilte bereits mit, dass Vorbereitungen für diesen Fall getroffen wurden.
Omikron-Impfstoff als Booster-Impfung
Insgesamt würde der Zulassungsprozess schneller gehen. Der Grund: Wenn der ursprüngliche Impfstoff bereits zugelassen wurde, muss der modifizierte Wirkstoff nicht nochmal das gesamte Prüfverfahren durchlaufen. Eine klinische Testreihe über die Wirksamkeit mit einer geringeren Zahl an Testpersonen sei in diesem Fall ausreichend. Nach Angaben der Unternehmen Biontech und Moderna seien diese bereits im ständigen Austausch mit den Zulassungsbehörden.
Sollten Impfstoffe für die Omikron-Variante auf den Markt kommen, ginge das Impfen wieder los. Wie genau die Impfstoffe in diesem Fall verabreicht werden könnten, steht noch nicht fest. „Die aktuellen Konzepte gehen in die Richtung, dass man die Möglichkeit des Boosterns prüft“, betont Modernas Deutschland-Chef Wiegand. Nicht nur bei Covid-19, sondern auch bei anderen Infektionskrankheiten seien Booster-Impfungen „übliches Herangehen“. (at/dpa)