Neues Coronavirus auf dem Vormarsch – Streeck: „Kann neue Pandemie auslösen“
Drei Jahre nach dem ersten Corona-Lockdown suchen Forscher nach neuen Viren, die eine Pandemie auslösen könnten. Wie wahrscheinlich ist ein neuer Ausbruch?
München – Der Ausbruch der Corona-Pandemie, ausgelöst durch den Erreger SARS-CoV-2, hat die ganze Welt erschüttert. Inzwischen ist der erste Corona-Lockdown in Deutschland schon drei Jahre her und trotzdem haben viele Menschen noch immer mit den Folgen wie beispielsweise Long- oder Post-Covid zu kämpfen. Und es ist nicht auszuschließen, dass die nächste globale Krankheitswelle bereits wartet.
Forscher und Virologen versuchen deshalb gefährliche neue Viren möglichst frühzeitig zu entdecken und somit eine nächste Pandemie zu verhindern. Der Virologe Hendrick Streeck reiste im Rahmen einer Dokumentation des RTL-Wochenmagazins Extra in der Sendung vom 21. März um die Welt. Hier gab Streeck seine Einschätzung hinsichtlich des Ausbruchs einer nächsten Pandemie ab – und wie diese verhindert werden kann.
Neues Coronavirus entdeckt: „Es kann eine neue Pandemie auslösen“
Tatsächlich scheint ein neuer Ausbruch gar nicht so unwahrscheinlich. Ein neues Coronavirus hat die Fledermausforscherin Ananporn Supataragul in Thailand offenbar bereits durch Untersuchungen an Fledermäusen entdeckt. „Wenn wir es nicht unter Kontrolle bekommen, kann es eine neue Pandemie auslösen“, erklärt Supataragul gegenüber Extra.

Wichtig sei die frühzeitige Charakterisierung der neuen Viren, wie Streeck erklärt. Diese gebe uns den Vorteil, bereits einen neuen Impfstoff entwickeln zu können, der als universaler Corona-Impfstoff fungieren könne. Das Ziel sei die Entwicklung eines gut wirkenden Impfstoffes, der nicht mehr speziell gegen SARS-CoV-2 ist, sondern „alle Corona-Viren auch in der Zukunft abdeckt“, so Streeck.
Neue Art der Feldforschung seit Ausbruch der Corona-Pandemie
Den Viren müssen die Forscher also möglichst früh auf die Spur kommen, bevor sie wie das Coronavirus zu einer echten Gefahr werden können. Der Fund des neuen Virus, den die Fledermäuse in sich tragen, ist wohl keine große Überraschung. Laut Einschätzung vom Virologen Streeck sind in Fledermäusen rund 400 humanpathogene Viren. Damit sind Erreger, die dazu fähig sind, eine Krankheit beim Menschen auslösen, gemeint.
Diese neue Art der Feldforschung, die Forscher seit Ausbruch der Corona-Pandemie betreiben, ist möglicherweise der Schlüssel zum Erfolg für das Verhindern einer nächsten Pandemie. „Wenn wir von Anfang an diese Form von Feldforschung durchgeführt hätten, wären wir in der Lage gewesen, den Ausbruch vorherzusagen, uns vorzubereiten und eine Pandemie zu verhindern“, sagt Streeck.
Wahrer Ursprung vom Coronavirus bleibt ungeklärt – Wildtiermarkt in Wuhan als Ausgangspunkt?
Der wahre Ursprung des Corona-Virus ist noch immer nicht ganz geklärt. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hält weiterhin die Übertragung von Wildtieren auf den Menschen am wahrscheinlichsten. Neuste DNA-Funde aus Wuhan könnten diese These weiter stützen. Laut tagesschau.de handelt es sich bei den Funden um genetische Analysen von einem Wildtiermarkt in der chinesischen Stadt Wuhan, die von Anfang 2020, also dem Beginn der Pandemie, stammen.
Auch Virologe Streeck sieht die Wildtiermärkte als besonders gefährlich. Bei einem Besuch im größten Wildtiermarkt in Thailand warnt er im Hinblick auf verschiedensten exotischen Tiere, die auf engste Raum in Käfigen aufeinandergestapelt gelagert werden: „Der Kontakt zu solchen Tieren birgt die Gefahr des Übertritts eines unbekannten Virus“. Eine Pandemie zu vermeiden, beginne laut Streeck mit Artenschutz. Die Zustände, die auf dem Markt herrschen, bezeichnet er als schockierend.
„Forschung enorm wichtig“: Experten untersuchen Viren im Urwald – um nächste Pandemie zu vermeiden
Im Auftrag des renommierten Hamburger Bernhard-Nocht-Instituts für Tropenmedizin (BNITM) suchen Forscher im Urwald aktuell nach bisher unbekannten Viren. Dafür reisten sie nach Ecuador, denn das Amazonasgebiet gilt laut Extra als Brutstätte neuer Viren. Laborleiter am BNITM und Leiter des Forschungsprojekts im Amazonas, Dániel Cadar, berichtet sogar von neuen Viren, die extrem gefährlich und sogar tödlich sein können. Diese hatten die Forscher bei Mäusen aus dem Amazonas gefunden.
Die Forschung in abgelegenen Orten sei enorm wichtig. Denn durch die Globalisierung ist der Kontakt mit jeglichen Tieren, die Viren auf den Menschen übertragen, möglich. „Je besser wir wissen, welche Viren es gibt, wie die Übertragungswege sind und aus welchen Tieren sie kommen, desto besser können wir auch die Viren kontrollieren“, so Streeck. Um eine Pandemie zu vermeiden, sei es also elementar herauszufinden, welche Viren existieren, um sich darauf vorzubereiten. (rrm)